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Edeka steht Rede und Antwort

Politiker besuchen Fleischwerk in Rheinstetten – scharfe Kritik an Massenunterkünften in Durmersheim

Politiker besuchen an diesem Montag das Edeka-Fleischwerk in Rheinstetten. In der Kritik stehen nicht nur angesichts der Corona-Krise und den Vorkommnissen bei Tönnies die Massenunterkünfte für Leiharbeiter – etwa in Durmersheim.

Die Zentrale von Edeka Südwestfleisch in Rheinstetten. Mehr als 1.000 Angestellte sind hier in der Fleischverarbeitung tätig.
Die Zentrale von Edeka Südwestfleisch in Rheinstetten. Mehr als 1.000 Angestellte sind hier in der Fleischverarbeitung tätig. Foto: Trauden

Tönnies in Rhedabrück, Wiesenhof in Wildeshausen, Müller in Birkenfeld sind oder waren Corona-Hotspots. Und das Edeka-Fleischwerk in Rheinstetten? Die Bevölkerung in Rheinstetten hat Sorgen vor einem ähnlichen Szenario draußen auf dem 20-Hektar-Areal neben der Messe Karlsruhe.

Der neue Edeka-Geschäftsführer Andreas Pöschel hat in den vergangenen Tagen fast schon gebetsmühlenhaft, etwa jüngst bei einer Mini-Demonstration vor dem Fleischwerk, versichert, dass das Corona-Virus im Werk der Edeka Südwestfleisch kein leichtes Spiel habe.

Sechs Vertreter des Gemeinderats Rheinstetten kommen an diesem Montag, angeführt von Oberbürgermeister Sebastian Schrempp (CDU), in den Edeka-Betrieb. Pöschel hat zugesagt, höchstmögliche Transparenz herzustellen.

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„Ich bin überzeugt, dass die Arbeitsbedingungen in dem modernen Betrieb draußen bei der Messe unter hygienischen Gesichtspunkten in Ordnung sind“, sagt Gerald Peregovits, einer der Rheinstettener Volksvertreter.

Politiker wollen in Corona-Krise wissen, was Edeka über Unterkünfte weiß

Der Gemeinderat vertritt die Unabhängige Liste Rheinstetten bei dem Gespräch. Ihn ärgern die Löhne, die den Arbeitsmigranten in vielen Fleischbetrieben bezahlt werden. Die Differenz zwischen dem Mindestlohn für Arbeiter von etwas über neun Euro in Fleischereibetrieben zu den in privaten Haushalten durchschnittlich bezahlten zwölf Euro pro Stunde für eine Reinigungskraft sei gesellschaftspolitisch nicht tragbar.

Ingrid Fitterer von der SPD-Fraktion will unbedingt nachfragen, wo die vielen hundert Arbeiter und Arbeiterinnen aus Osteuropa, die meist nur einige Monate da sind, untergebracht werden. Sie befürchtet, dass die Arbeiter von den Subunternehmern auch bei den Kosten für die Unterbringung ausgenommen werden.

So werde sie exakt nachfragen, was die Edeka-Geschäftsleitung über die Unterkünfte ihrer Arbeiter in den umliegenden Gemeinden wisse. Peregovits stößt sich an Sammelunterkünften und Mehrbettzimmern auf engstem Raum. Er fordert menschenwürdige Unterbringung.

Schrempp kennt in Rheinstetten nur einige wenige Häuser, in denen Edeka-Beschäftigte aus Osteuropa (Leiharbeiter oder Mitarbeiter mit Werksvertrag) untergebracht sind. So gebe es in Neuburgweier zwei Häuser und im Silberstreifen eines. In keinem der recht großen Häuser wohnten nach seinen Kenntnissen mehr als zwölf Menschen.

Bürgermeister kritisiert Massenunterkünfte in Durmersheim

Für Wirbel haben Aussagen von Nachbar-Bürgermeister Andres Augustin aus Durmersheim gesorgt. In seiner Gemeinde gebe es absolut unhaltbare Zustände bei der Unterbringung von Edeka-Mitarbeitern. Es gehe um rund ein Dutzend Massenunterkünfte.

Im Fokus dabei ein Doppelhaus, in dem gleich mal 30 Leute auf einen Schlag untergebracht sein sollen. Zu dem Gespräch am Montag im Fleischwerk kommt auch Bürgermeister Augustin. Somit dürfte klar sein, dass die Unterbringung der von Subunternehmern angeheuerten ausländischen Mitarbeiter ein Schwerpunkthema des Besuchs der Kommunalpolitiker ist.

Fragenkatalog der Grünen an Edeka-Geschäftsleitung

Schon seit Wochen auf dem Tisch der Edeka-Geschäftsleitung liegt ein langer Fragenkatalog der Grünen-Fraktion Rheinstetten. Gefragt wird nach den Arbeits- und Wohnbedingungen der ausländischen Arbeiter und Arbeiterinnen.

Das Rheinstettener Unternehmen stehe durch die Zusammenarbeit mit einem fragwürdigen Subunternehmer schwer in der Kritik. Gemeinderätin Babette Schulz erhielt zwar eine Antwort von Edeka, ist aber mit einigen Antworten nicht zufrieden. Sie erhofft sich von dem Gespräch eine Nachbesserung:

„Rheinstetten ist ,Lokale Agenda 21'-Stadt. Wir wollen uns mit Edeka darüber austauschen, wie Fairness, gegenseitiger Respekt und Teamwork und menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen in Rheinstetten sicher gestellt werden.“

Das Tierwohl soll ebenfalls ein Thema sein. Schrempp hat schon einmal im Vorfeld des Gesprächs bei Geschäftsleitung, Landrat und der Regierungspräsidentin wegen etwaiger Corona-Fälle in und im Umfeld des Werks nachgefragt. Infektionen mit Corona seien bislang kein Thema in dem riesigen Betrieb für Fleisch- und Wurstverarbeitung.

Seine Erzeugnisse kann man in über 1.000 Edeka-Märkten und Läden im Südwesten kaufen. Das Fleischwerk, das aktuell mehr als 500 Arbeiter auf der Basis von Werkverträgen oder Leiharbeit beschäftigt, ist Rheinstettens größter Arbeitgeber. Es hat einen geschätzten Jahresumsatz von um die 800 Millionen Euro.

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