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Meinungen aus den sozialen Medien

Debatte um Straßenumbenennung: „Nennt die Ettlinger Mohrenstraße doch Möhrenstraße”

Hohe Wellen schlägt die vom Bündnis gegen Rassismus angestoßene Diskussion um eine Umbenennung der Ettlinger Mohrenstraße. In sozialen Netzwerken wird der Vorstoß äußerst kontrovers diskutiert. Und was meinen die Ettlinger Abgeordneten?

Straße mit Häusern
Viel Wirbel gibt es um die kleine Mohrenstraße im Ettlinger Zentrum, seit das Bündnis gegen Rassismus für eine Umbenennung plädiert. Foto: Bentz

Was als kleine Umfrage des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis geplant war, zieht immer weitere Kreise: Die Zukunft des Namens Mohrenstraße ist inzwischen Stadtgespräch in Ettlingen. Die Aussage des Bündnissprechers Dieter Behringer: „Der Bergriff Mohr ist rassistisch für schwarze Menschen” stößt auf Widerspruch bei den einen.

Bei den anderen gibt es Zuspruch, und zwar sowohl in Facebook-Kommentaren als auch in Leserbriefen. Dritte wiederum halten das Thema für überbewertet und machen sich daraus einen Spaß: „Nennt die Mohrenstraße doch Möhrenstraße”, lautet ihr Vorschlag. Das sei einfach mit zwei Punkten über dem Buchstaben O zu bewältigen, spare Geld und mache keinen Aufwand.

Bundesjustizministerium ist in der Mohrenstraße Berlin

Das Bündnis gegen Rassismus hatte die Mohrenstraße, eine kleine Verbindung im Ettlinger Zentrum zwischen der Mühlen- und der Rheinstraße, in Zusammenhang mit der deutschen Kolonialzeit Ende des 19. Jahrhunderts in Afrika gebracht. Die Aktivisten waren der Auffassung, dass der Straßenname nicht mehr zeitgemäß sei.

Ein Leser verwies dagegen darauf, dass aus dem Band sieben der Ettlinger Stadtgeschichte Anderes zu entnehmen ist: Schon um 1700 gab es dort, wo heute die Mohrenstraße ist, „Mohrenfeldische Gärten”, die nach dem damaligen Besitzer benannt waren. Und er fügt hinzu: „Auch das Bundesjustizministerium hat nach wie vor seinen Sitz in der Berliner Mohrenstraße 37”.

Wir haben in unserem Land Wichtigeres zu tun als diese Umbenennung.
Axel E. Fischer, Bundestagsabgeordneter

Das ist auch dem Bundestagsabgeordneten Axel E. Fischer (CDU) aufgefallen, der Ettlingen in Berlin vertritt: „Die Mohrenstraße gehört zur Geschichte Ettlingens. Es gibt keinen Grund diesen Teil der Geschichte zu übertünchen. Zudem leitet sich Mohren von Mauren ab. Diese haben uns die Apotheken gebracht. So gesehen ist der Name Mohrenstraße eine Hommage an die Grundlagen unserer Medizin. Und Ausweis unserer Tradition. Wir haben in unserem Land bei weitem Wichtigeres zu tun, als diese Umbenennung.”

Auch in Marxzell gibt es eine Mohrengasse - niemand will sie umbenennen

Auch Christine Neumann-Martin aus Ettlingen, die seit 2016 für die CDU im Stuttgarter Landtag sitzt, hält die Aufregung um das Sträßchen für übertrieben: „Ich bin mit der Mohrenstraße aufgewachsen. Ich meine nicht, dass man hier etwas ändern muss.” Das Rassismus-Problem hält sie eher für eines, das die USA betreffe, weniger Deutschland.

Erst dieser Tage, so Neumann-Martin, habe sie an einem ortsgeschichtlichen Rundgang durch das kleine Pfaffenrot (Gemeinde Marxzell) teilgenommen und erfahren, dass es dort eine Mohrengasse gibt. „Sie wurde nach der dort beheimateten Familie Mohr benannt. Kein Mensch stört sich daran”.

In Ittersbach 28 Mal den Namen „Mohr” entdeckt

Ins gleiche Horn bläst der frühere Ortsvorsteher von Ittersbach, Günter Metz (Freie Wähler). Er hat im Einwohnerbuch von Karlsbad 28 Menschen mit dem Nachnamen „Mohr” entdeckt. „Ich denke, kaum einer von denen will seinen Namen ändern.” Pragmatisch die Haltung von Barbara Saebel, Grünen-Landtagsabgeordnete in Ettlingen: „Ich würde einfach ein Zusatzschild anbringen, das den geschichtlichen Zusammenhang erläutert.” Von einem Abbau des Schildes „Mohrenstraße” hält Saebel nichts.

Erklären finde ich besser als Radieren.
Barbara Saebel, Landtagsabgeordnete

Wenn man die Rassismusdebatte einmal zu Ende denke, dann müsse in der Konsequenz auch der Bismarckturm neu benannt werden. Martin Luther Gedächtnisfeiern dürfe es auch nicht mehr geben. denn über den Reformator wisse man, dass er Antisemit gewesen sei. „Erklären finde ich wesentlich besser als radieren”, sagt die Landespolitikerin.

Der Integrationsbeauftragte soll sich kümmern

Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold hält ein überstürztes Herangehen an das Thema „Umbenennung der Mohrenstraße” für falsch. Er meint. eine Diskussion im Gemeinderat sei sinnvoll. Es gebe aber keinen Grund zur Hektik. Arnold zieht sodann seine Trumpfkarte: Er hat Thobias Pullimottil, seinen Integrationsbeauftragten, der eine andere Hautfarbe als der gesamte Gemeinderat hat, damit beauftragt, sich des Themas anzunehmen.

Arnold: „Ich finde wichtig, dass dies jemand für uns angeht, der selbst in der Position des Betroffenen sein könnte.” Pullimottil will jetzt Quellenforschung betreiben. Danach soll der Gemeinderat eine Stellungnahme für eine konstruktive Fortführung der Diskussion über den Namen ”Mohrenstraße” erhalten.

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