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Stufenplan in Corona-Krise

Verhaltene Freude und Ärger bei Gastronomen und Hoteliers in der Region

In der Corona-Krise gibt es jetzt einen Drei-Punkte-Plan, wie Tourismus und Gastronomie wieder hochfahren dürfen. Der Zeitplan ist jedoch unklar. Das sorgt für Ärger bei Hoteliers und Gastronomen in der Region – etwa beim Chef des "Erbprinz" in Ettlingen.

Schwarzwald statt Karibik heißt es sicher noch für die Pfingstferien. Aber sind dann Tageswanderungen mit Selbstverpflegung angesagt, oder haben Hotels und Restaurants in Baden-Württemberg bis dahin trotz Corona-Krise wieder geöffnet?
Schwarzwald statt Karibik heißt es sicher noch für die Pfingstferien. Aber sind dann Tageswanderungen mit Selbstverpflegung angesagt, oder haben Hotels und Restaurants in Baden-Württemberg bis dahin trotz Corona-Krise wieder geöffnet? Foto: Schluchtensteig Schwarzwald/dpa

Bei den Gastronomen in der Region liegen wegen der Corona-Krise die Nerven blank. Signale aus Berlin, wann sie ihre Lokale, Cafés, Restaurants und Hotels wieder öffnen dürfen, blieben bislang aus. Nun liegt ein Drei-Punkte-Plan vor, der die schrittweise Öffnung verschiedener Angebote vorsieht. Doch nichts Genaues weiß man nicht, und die Gastronomen scharren weiter mit den Hufen.

Die Fassade strahlt in frischem Weiß, die Terrasse ist ausgebessert und die Rasenstücke, die schon lange mal ein bisschen intensivere Pflege gebraucht hätten, sind wieder schön saftig und kräftig. Ginge es nach Karl Hodapp, dem das Hotel Restaurant „Rebstock“ in Kappelrodeck-Waldulm gehört, dann könnte der Schuss für den Neustart seiner Branche lieber heute als morgen erfolgen.

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Die Zeichen dafür stehen gut. Seit das Nachbarland Österreich verkündete, bereits Ende Mai wieder alle Hotels öffnen zu wollen, kamen am Mittwoch auch hier die Dinge in Bewegung. Als hätte es der Gastronom und Hotelier geahnt. „Ich habe die Nachricht gelesen und Hoffnung geschöpft“, sagt der Koch aus dem Schwarzwald.

Schwarzwaldtourismus macht rund 8,9 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr

Auch Wolfgang Weiler, Sprecher der Schwarzwald Tourismus GmbH wertet die österreichische Öffnung positiv. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn es in Deutschland bald eine ähnliche Regelung geben würde“, sagt er. Immerhin macht allein der Schwarzwaldtourismus rund 8,9 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Das ist mehr als jeder andere Wirtschaftszweig im Land.

Wir sind wichtiger als die Automobilbranche.
Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald GmbH

„Wir sind wichtiger als die Automobilbranche“, betonte der neue Geschäftsführer der Schwarzwald GmbH, Hansjörg Mair, jüngst in einem SWR-Interview.

Österreich scheint die Dinge auch hierzulande in Bewegung gebracht zu haben. Denn mit der Öffnung noch kurz vor den Pfingstferien blickten die Gastronomen und Hoteliers vor allem in den Grenzregionen neidisch zu ihren Nachbarn hinüber.

Drei-Stufen-Plan zur stufenweisen Öffnung des Tourismus in der Corona-Krise

Prompt legten die Wirtschaftsminister der Länder Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach. Am Mittwoch noch legten sie einen Drei-Stufen-Plan zur schrittweisen Öffnung der Tourismusangebote in Deutschland vor.

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Aus Sicht von Tourismusminister Guido Wolf (CDU) und Wirtschafts- und Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (ebenfalls CDU) könnten die Ministerpräsidenten in ihrer Konferenz mit der Kanzlerin am 6. Mai entsprechende Beschlüsse auf den Weg bringen, sodass in Baden-Württemberg Lockerungen und Wiedereröffnungen der ersten Stufe bereits ab Mitte Mai möglich wären.

Verhaltene Freude in Baden-Baden

Gastronomen und Hoteliers aber auch die Verantwortlichen der Tourismusbranche in unserer Region atmen hörbar auf. „Ich freue mich über alles, was passiert“, so Nora Waggershauser, Chefin der Baden-Baden Kur- und Tourismus GmbH. Die schrittweise Öffnung der Angebote hält sie für durchaus begrüßenswert, auch wenn sie sich sicher ist, dass erst mit Zündung der letzten Stufe auch eine spürbare Verbesserung der gesamten Situation einhergeht.

Die Phase eins sei für eine Stadt wie Baden-Baden völlig uninteressant. „Wir profitieren erst in Phase 3“, sagt sie und gibt zu bedenken, dass ein Hotelier sich gut überlegen muss, ob er den Hotelbetrieb wieder aufnimmt, während die Therme noch geschlossen sind. „Ein Hotel hochzufahren verursacht Kosten, die man erst ab einer bestimmten Gästeanzahl auch wieder herausbekommt.“

Phasenweises Vorgehen wegen Covid-19

Jürgen Ammann, Geschäftsführer der Internationalen Bodenseetourismus Gesellschaft, atmet seit Mittwoch auch ein wenig leichter. „Ein phasenweises Vorgehen, wie in diesem Plan skizziert, ist, um dem eigentlichen Ziel einer unkontrollierbaren Ausbreitung weiterhin gerecht zu werden, richtig und konsequent“, lässt er wissen.

Chef des "Erbprinz" in Ettlingen fühlt sich entmündigt

Im Prinzip sieht das auch Bernhard Zepf, der Chef des über die Region hinaus bekannten Hotels und Restaurants „Erbprinz“ so. Doch über die Situation und die lange Zeit ohne Perspektive ist er immer noch sehr erzürnt. „Ständig hat man uns Dinge versprochen, ständig hat man uns dann wieder nach hinten geschoben.“

Den neuen Plan, so er denn hoffentlich bald komme, kann er nicht uneingeschränkt gut heißen. Außerdem fühlt er sich der erfahrene Hotelier von den Vorschriften geradezu entmündigt.

„Wir Gastwirte und Hotelbetreiber sind nämlich durchaus in der Lage, für die Sicherheit unserer Gäste selbst zu sorgen. Nur muss man uns halt auch machen lassen“, fordert Zepf.

Unklarer Zeitplan sorgt für Unmut

Völlig ungeklärt bleibt ohnehin noch der Zeitplan. Eine stufenweise Öffnung aber würde Restaurant-, Café- und Hotelbesitzern auch eine Vorbereitungszeit ermöglichen.

„Man kann einen Betrieb wie den unseren mit 170 Mitarbeitern nicht von heute auf morgen wieder zum Laufen bringen“, sagt Zepf.

Karl Hodapp rechnet für sein deutlich kleineres Haus mit drei Tagen. So lange würde er brauchen, um wieder auf normale Betriebstemperatur zu kommen.

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