„Damals konnte man das Brennrecht noch vererben, deshalb haben wir gleich gesagt: Klar, das machen wir“, erinnert sich Vorsitzender Wolfgang Obreiter. Also wurde im Garten des Heimatmuseums in der Pforzheimer Straße eine Brennhütte gebaut, die Apparatur in der alten Brennerei abgeholt.
Erst zum Zoll, dann vor Gericht
Als sich die Verantwortlichen jedoch beim Zoll meldeten, gab es schlechte Nachrichten. Das Brennrecht war erloschen, da länger als zehn Jahre nicht gebrannt wurde. „Ab da setzte sich eine Spirale in Gang, ein langes Hin- und Her ums Brennrecht“, erzählt Obreiter.
Denn die Neuvergabe wurde an Bedingungen geknüpft, die der Verein nach Ansicht des Zollamts nicht erfüllte. Unter anderem wurde eigener Obstanbau gefordert. Schließlich ging es gar vor Gericht. 2015 einigte man sich in einem Gespräch mit dem Zollamt, dennoch tat sich lange nichts.
„Erst 2017 hat sich das Amt gemeldet und nach der Abschaffung des Monopolbrennrechts bekamen wir 2018 endlich das neue Brennrecht erteilt.“ Erleichterung. Seit Anfang Februar wird nun zu angemeldeten Terminen wieder Schnaps in Pfaffenrot gebrannt und die Tradition gepflegt.
Nun wird öffentlich gebrannt
Einen ersten Versuch startete der Verein schon, nun folgte das erste öffentliche Schnapsbrennen. „Zunächst wird die Maische der Williamsbirnen indirekt im Elektrokessel erhitzt“, erklärt Vereinsmitglied Lothar Vielsäcker. Der Alkohol verdampft, steigt hoch und wird im Kühler abgekühlt, wodurch Flüssigkeit entsteht.
Doch das, was da zunächst aus dem Hahn tropft, hat noch nichts mit dem gewünschten Birnenbrand zu tun: Im sogenannten Vorlauf befindet sich giftiger Methyl-Alkohol. Ziel ist der Mittellauf – hochprozentiger Trinkalkohol. „Die Kunst ist es, den guten vom schlechten Alkohol zu unterscheiden“, verrät Vielsäcker. Das erkenne man am Geruch und Geschmack.
Dieses Wissen hat sich der Verein in der Ortenau angeeignet, wo das Brennen noch sehr verbreitet ist. Etwa anderthalb Stunden dauert es am Samstag, da fließt in der Brennhütte der erste „klare Bua“ (in Anlehnung an das Heimatmuseum „Kantebuahaus“) aus dem Kessel. Noch zweimal wird zwischen dem Raubrand und dem Feinbrand getrennt, schließlich mit Brunnenwasser „entschärft“. Dann muss der Schnaps nur noch einige Zeit ziehen – fertig!
Individuelle Flaschen zum Verschenken
„Klar kann man den Schnaps heute auch leicht im Supermarkt kaufen“, weiß Lothar Vielsäcker. „Selbst zu brennen ist aber einfach ein Erlebnis“ und eigener Schnaps etwas Besonderes. Künftig möchte der Verein für dieses Erlebnis auch andere Interessierte „anlocken“.
Wolfgang Obreiter plant indes schon weiter. „Schöne eigene Etiketten wären noch toll“, meint er. So könne man etwa zu Jubiläen ganz individuelle Flaschen verschenken.
Philipp Kungl