Bis zuletzt, so Martin Obst, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall, und Arthur Garcia, Betriebsratsvorsitzender, habe man versucht, Produktion und Entwicklung in Ettlingen zu halten. Vergeblich: Am Freitagmorgen hatten die Geschäftsführung des Maschinenbauunternehmens, das unter anderem Maschinen zur Bearbeitung von Kegel- und Stirnrädern herstellt, die Mitarbeiter in Oberweier zu einer Informationsversammlung eingeladen.
28 Beschäftigte wird Anschlussbeschäftigung angeboten
Unter Pfiffen und Unmutsäußerungen verkündeten CEO Martin Boelter und der Finanzvorstand Christoph Küster, dass 155 Arbeitsplätze am hiesigen Standort beginnend mit Kündigungen ab Ende März im Laufe der kommenden Monate wegfallen werden. 28 Beschäftigten will man ein Angebot unterbreiten, am Hauptsitz des Unternehmens in Hückeswagen bei Remscheid eine Anschlussbeschäftigung aufzunehmen.
Qualifizierte Facharbeiter besonders betroffen
Besonders betroffen von dem Beschluss der Firmenleitung sind, so Arthur Garcia, hoch qualifizierte Facharbeiter des Unternehmens. Es handele sich um Industriemechaniker und Energieelektroniker. Dazu kämen noch in der Lagerlogistik und Qualitätssicherung tätige Beschäftigte.
Gewerkschaftler fürchtet Verlust von Know-how
Martin Obst bedauere, dass trotz eines qualifizierten, vom Gesamtbetriebsrat des insgesamt rund 1.500 Mitarbeiter zählenden Unternehmens vorgelegten, wirtschaftlichen Gutachtens die Geschäftsleitung nicht davon überzeugt worden sei, zumindest eine Kernkompetenz in der Produktion von Bearbeitungsmaschinen für Stirnräder in Ettlingen zu belassen. Diese finden beispielsweise bei der Herstellung von Windkraftanlagen Anwendung.
Obst befürchtet, dass dem Unternehmen bei der geplanten Verlagerung nach Hückeswagen viel Know-how verloren gehe. Die Zentralisierung der mechanischen und der Elektrokonstruktion werde nicht erfolgreich sein, weil vermutlich viele der betroffenen Ingenieure nicht bereit seien, ihren Lebensmittelpunkt im Raum Karlsruhe aufzugeben.
Negative Ergebnisse im Stirnradbereich
Die Firmenleitung stellt dem entgegen, dass die Klingelnberg GmbH bis
zu einem fiktiven Jahresabschluss von April 2019 bis 31. März 2020 Verluste im zweistelligen Millionenbereich einfahren werde. Behauptet wird, dass im Stirnradbereich negative Ergebnisse erzielt würden. Stark zu schaffen mache dem Unternehmen Klingelnberg die Veränderung hin in Richtung E-Mobilität. Aufträge im Geschäftsbereich Kegelrad und Präzisionsmesszentren gingen zurück.
100 Arbeitsplätze bleiben in Ettlingen bestehen
Nach dem Wegfall von 155 Arbeitsplätzen werden am Standort Ettlingen noch 100 Arbeitsplätze bleiben. Das Unternehmen will die bestehenden Kompetenzen in den Bereichen Softwareentwicklung, Service, Anwendungstechnik und Vertrieb „sichern“.
Die Gesamtbetriebsvereinbarung „Restrukturierung der Klingelnberg GmbH, Standorte Hückeswagen und Oberweier“ unterzeichneten die Geschäftsführer Martin Boelter und Christoph Küster sowie Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rolf Fischer am 27. Februar in Hückeswagen in Anwesenheit von Martin Obst und Arthur Garcia.
Wir sind uns einig, dasswir nicht einig sind.Martin Obst (IG Metall) und Arthur Garcia (Betriebsratsvorsitzender)
wir nicht einig sind.