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Blasorchester

Musikvereine in Malsch können nicht proben: „Wir fangen nach Corona wieder bei Null an”

Zwei Meter Abstand zwischen den Teilnehmern und alle 15 Minuten lüften: Unter diesen Bedingungen dürften Musikvereine nach den Angaben des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg wieder proben – theoretisch. In der Praxis stellt sich das Ganze etwas schwieriger dar.

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Zwei Vollblutmusiker: Bianca und Sebastian Vetter besitzen neben Flügelhorn und Trompete, die sie im Orchester spielen, noch viele weitere Instrumente. Statt im Orchester üben sie in der Corona-Zwangspause zuhause. Foto: Trauden

Zum einen brauchen die Vereine ausreichend große Räume, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Zum anderen dürfen die Proben nur als Vorbereitung für Auftritte dienen, die noch in diesem Jahr stattfinden. Kurzum: Bei den Vorgaben gibt es noch viele Unwägbarkeiten, viel Interpretationsspielraum. Für zahlreiche Vereine bedeutet das: lieber abwarten, bis klare Regeln kommen.

Der Unmut unter den Musikern wächst.
Manfred Kunz, 1. Vorsitzender Musikverein Waldprechtsweier

So handhaben es zumindest die vier Musikvereine in Malsch und den Ortsteilen. „Wir hängen total in der Luft“, sagt Manfred Kunz, der Vorsitzende des Musikvereins Waldprechtsweier und fügt hinzu: „Der Unmut unter den Musikern wächst.“

Noch bis Mitte März hat sich sein rund 40-köpfiges Blasorchester regelmäßig zum gemeinsamen Musizieren in der Waldenfelshalle getroffen. Seither herrscht Stillstand. Theoretisch könnte er die 40 Musiker in der gut 400 Quadratmeter großen Mehrzweckhalle unterbringen, sagt Kunz. Weil das Gebäude allerdings der Gemeinde gehört und die dort das Hausrecht hat, braucht er grünes Licht von der Verwaltung.

Verwaltung hofft auf Klarheit durch neue Corona-Verordnung

Und diese wartet, wie die Vereine, auf konkrete Vorgaben des Landes. „Ich hoffe, dass durch die neuen Verordnungen mehr Klarheit für die Kommunen kommt“, sagt Hauptamtsleiter Heribert Reiter. Eine Neuauflage der bisher gültigen Verordnung ist zum 1. Juli geplant. Sie soll übersichtlicher und verständlicher sein als die bisherigen Fassungen.

Zwangspause ist Geduldsprobe für Vollblutmusiker

Auf Klarheit hoffen auch Bianca und Sebastian Vetter, die im Blasorchester des Musikvereins Malsch spielen. Seit Anfang März haben sie nicht mehr zusammen mit ihrer „Musikerfamilie“ im Bürgerhaus der Gemeinde geprobt. Zwar können die beiden auf ihren Instrumenten zuhause üben, aber das sei einfach nicht dasselbe, sagt die 31-jährige Bianca: „Es macht überhaupt keinen Spaß, alleine zu üben. Ich bin einfach nicht der Typ dafür.“

Ihr Lebensgefährte Sebastian ist da anders gestrickt: „Ich habe eine Weile gebraucht, um das gemeinsame Musizieren zu vermissen“, sagt er. „Mir macht’s auch alleine Spaß.“ Im Blasorchester des Musikvereins spielt Sebastian das Flügelhorn, Bianca die Trompete – aber zuhause haben die beiden noch viel mehr Instrumente. In ihrem „Instrumentenzimmer“ stehen unter anderem eine Tuba, ein Bariton und eine Ventilposaune.

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Dicht an dicht auf der Bühne: So sahen Konzerte des Musikvereins Waldprechtsweier vor Ausbruch der Corona-Pandemie aus. Auch der Musikverein Malsch muss derzeit auf Konzerte verzichten. Foto: Verein

Auftritt im Seniorenheim und am geöffneten Fenster

Sebastian Vetter hat die Orchester-Zwangspause dazu genutzt, sich an den anderen Instrumenten auszuprobieren. In einem selbst gebauten Studio hat der 30-Jährige verschiedene Stimmen eingespielt, sie mit Aufnahmen von Musikerkollegen zu Videos zusammengeschnitten und ins Internet gestellt.

Wir haben jede Gelegenheit ergriffen,
Musik zu machen.Bianca Vetter, Trompeterin im Musikverein Malsch

Sonntagabends hat das Paar um 18 Uhr am geöffneten Fenster musiziert, wie viele andere in Deutschland zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen. Im Seniorenheim haben sie den Bewohnern mit ihrer Band, einer Blasmusik-Combo, ein Ständchen gespielt.

„Wir haben jede Gelegenheit ergriffen, Musik zu machen“, verdeutlicht Bianca Vetter. Auf den Neustart des Orchesters, wann auch immer er kommt, blickt sie gespannt. Viele übten in der Corona-Zwangspause weniger als üblich – und mit dem Musizieren verhalte es sich wie mit dem Sport: Wer weniger trainiert, baut schnell ab. „Wir fangen nach Corona wieder bei Null an.“

Aerosole und Instrumente : Um zu ermitteln, wie hoch die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus bei Musikproben ist, hat die Hochschule für Musik in Freiburg untersucht, wie viele Aerosole beim Bespielen verschiedener Instrumente frei werden . Mit künstlichem Nebel wurden Luftströme sichtbar gemacht, die Aerosole enthalten. Aerosole sind kleine Schwebeteilchen, die beim Ausatmen frei werden. Im Vergleich der Blasinstrumente werden bei der Querflöte die meisten Aerosole frei. Sie gelangen durch die Mundöffnung in die Raumluft. Bei anderen Blechblasinstrumenten treten sie durch offene Klappen oder den Schalltrichter aus. Die Studienautoren empfehlen daher, auf dem Schalltrichter einen Schutz aus dicht gewebten Seidentüchern (Ploppschutz) anzubringen. Zwischen den Musikern empfehlen sie Abstand von zwei Metern.

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