Immer öfter hört man von Schließungen von Postfilialen. Das Thema beschäftigt vor Ort aber sofort die Menschen, ist die persönliche Postdienstleistung vor der Haustür doch ein Faktor in der Vor-Ort-Versorgung, den man nicht missen will. Das zeigt sich am Beispiel Ettlingen-Bruchhausen:
Die Nachricht sorgte direkt für viele Diskussion im größten Ettlinger Teilort Bruchhausen: Ende März soll die Postfiliale im Cap-Markt in der Richard-Wagner-Straße zu machen. Ende März soll Schluss sein. Gekündigt hat den Vertrag mit der Post die gemeinnützige Gesellschaft worKA der Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung, die im Cap-Lebensmittelmarkt erfolgreich Menschen mit Behinderung integriert.
Ortsvorsteher ist alarmiert
Die Kündigung sei aus betriebswirtschaftlichen Gründen erfolgt. „Es rechnet sich nicht? Das kann ich nicht nachvollziehen“, erklärte Ortsvorsteher Wolfgang Noller den BNN . „Nach der geplanten Schließung der Volksbankfiliale bedeutet dies den Verlust eines weiteren Mosaiksteins in unserer strukturellen Versorgung“, so Noller. Die Post muss gesetzlich vorgeschrieben nach wie vor in selbstständigen Gemeinden und auch in Ortsteilen mit mehr als 2 000 Einwohnern „eine stationäre Poststelle betreiben, also auch in Bruchhausen“, räumt Hugo Gimber ein, der Pressesprecher für Baden-Württemberg. Mehr als 5.000 Bürger zählt Bruchhausen.
Interimsfilialen nicht ideal
Falls kein geeigneter Betreiber gefunden wird, „betreiben wir Filialen vorübergehend mit eigenem Personal“. Interimsfilialen seien nicht ideal. „Sie können meist nicht wirtschaftlich betrieben werden und können auch nicht die Öffnungszeiten bieten, die eine von einem Einzelhändler in seinem Geschäft betriebene Filiale bieten kann“, so Gimber. Man wolle bei der Standortsuche mit der Ortsverwaltung kooperieren. WorKA-Geschäftsführer Michael Auen begründet die Kündigung der seit einigen Jahren betriebenen Filiale: Das Geschäft habe von Anfang an ein „ganz erhebliches Defizit“ gebracht.
Hinweis auf Kostendeckung
Integration von Menschen mit Handicap wie im Cap-Markt sei nicht wie erhofft möglich, die zuständige Mitarbeiterin - die einst von der Post übernommen wurde - bleibe angestellt. Man bekomme von der Post Grundpauschale und Aufwandsvergütungen. Es sei „nicht so viel Postverkehr“ als dass sich dies rechnen könne. Man sei auch als gemeinnütziges Unternehmen der Kostendeckung verpflichtet. Von Seiten der Deutschen Post werde künftig wohl immer stärker auf Automatenbetrieb bei Postdienstleistungen gesetzt.
Beschwerden über Unzuverlässigkeit
Jüngst häuften sich Beschwerden, was die Zuverlässigkeit der Post angeht. Der Bruchhausener Roland Ziegler erzählt von über einer Woche verspäteter Briefpost, Post in Kästen der Nachbarn, gar kein Klingeln bei persönlicher Übergabe oder bei allen Hausbewohnern gleichzeitig. Die Verbundzustellung bringe Probleme, meint Ortsvorsteher Noller. In Bruchhausen bringt der motorisierte Postbote gleichzeitig Pakete und Briefpost. Hugo Gimber spricht von Verzögerungen durch hohen Krankenstand vor drei bis vier Wochen, seit 7. Oktober sei „gewohnte Zustellqualität“ gegeben.
Zusteller entledigt sich der "lästigen" Briefe
Ein kurioser Fall trug sich am 6. September zu. Ein Postbote füllte einfach seine auszutragende Post bis unter den Rand in den großen öffentlichen Postkasten am Cap-Markt anstatt sie auszutragen. Nach dem Hinweis teilt Gimber letztlich mit: Der Mitarbeiter sei ermittelt – eine neue Zustellkraft, „die nun nicht mehr für uns arbeitet“.