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Der Wirt von den „Drei Äthiopiern”

Viele Spuren zum Begriff „Mohr” in Ettlingen

Auf Spurensuche zum Begriff „Mohr” sind aktuell verschiedene Akteure in Ettlingen. Ein pensionierter Pfarrer hat im Stadtarchiv Erstaunliches herausgefunden.

Schild an Haus
Phantasievolle Kreation: Ein BNN-Leser schuf diese Fotomontage mit den drei Möhren. Sie zeigt den ehemaligen Standort des Gasthauses Mohren in der Rheinstraße. Foto: Rudolf Haupt

Ganz professionell will man in Ettlingen die Diskussion im Gemeinderat zum Thema „Mohrenstraße” angehen. Die Archive, insbesondere das Stadtarchiv, sollen Aufschluss über die Ursprünge des Namens des Verbindungsträßchens zwischen Mühlenstraße und Rheinstraße geben. Ettlingens Oberbürgermeister Johannes Arnold hält, wie berichtet, eine Diskussion in seinem Gemeinderat zum Thema „Umbenennung der Mohrenstraße” für sinnvoll.

Dazu hat er seinen Integrationsbeauftragten Thobias Pulimoottil gebeten, Quellenforschung zu betreiben. Klar ist, wie auch einer alten Karte zu entnehmen ist, dass der Name wohl 1894 in der deutschen Kolonialzeit entstanden ist.

Davor hieß die Straße unter anderem Papiergässle, benannt nach einer alten Papiermühle in direkter Nähe an der Ettlinger Alb. Die in Ettlingen belegbare Geschichte mit dem strittigen Begriff „Mohr” geht bis in die Zeit des Türkenlouis zurück. Der Zeit des Absolutismus, als sich die Menschen ohne lange zu fragen, dem jeweiligen Fürsten nach dem Vorbild des „Sonnenkönigs” Ludwig XIV. unterzuordnen hatten. Die Menschen waren Leibeigene, deren Rechte sehr gering waren.

Die bis heute hoch angesehene Markgräfin Augusta Sibylla erhielt in jungen Jahren von ihrem Ehemann, dem Türkenlouis, wie in verschiedenen Schriften nachzulesen ist, zwei „Mohren” als „Geschenk”. Aus heutiger Sicht völlig inakzeptabel, so Pfarrer i.R. Engelbert Baader.

Pfarrer in Ruhe durchforstet Quellen im Streit um den „Mohr”

Er durchforstet aufgrund der Rassismus-Diskussion und den Streit um den „Mohr” viele Ettlinger Quellen. Immerhin war die Markgräfin um das „Seelenheil” der beiden bemüht. Sie ließ nach dem dort für alle Menschen ihrer Markgrafschaft geltenden Grundsatz „Cuius regio, eius religio”, der Fürst bestimmt die Konfession, die beiden wohl als Kriegsbeute aus Kanea auf der Insel Kreta kommenden jungen Männer bei einer Pilgerfahrt 1714 im Kloster Einsiedeln vom Abt Thomas auf die Namen Bernhard Thomas und Philipp Meinrad taufen.

Und die Paten waren Augusta und ihr Sohn Ludwig Georg persönlich. Eine Auszeichnung, die nicht jedem Ettlinger Bürger zuteil wurde. Sie waren später bei Pilgerfahrten der Markgräfin treue Begleiter. 1740 hatte Markgraf Ludwig Georg bei seinem Besuch in Einsiedeln, wie beim Chronisten Odilo Ringholz nachzulesen ist, einen der beiden dabei. Zwischendurch wurden die auf Kreta erbeuteten Männer „Heiducken” (Gesetzlose aus dem Osmanischen Reich) genannt.

Der Gasthausnamen ist älter als der Straßennamen

Ein Ettlinger mit dem Namen „Mohr”, sein Aussehen ist nicht bekannt, schaffte es sogar wie in dem Buch Ettlingen von 1689 bis 1815 nachzulesen ist, in den Adelsstand. J.Chr. Mohr aus einer Familie von Spitalschaffnern und Spitalmeistern in Ettlingen brachte es laut des Heimathistorikers Rüdiger Stenzel (gestorben 1999) Anfang des 17. Jahrhunderts zum „Herrn von Mohrenfeld” am Wiener Hof.

Er wurde als Heereslieferant vom Kaiser ausgezeichnet. Möglicherweise kommen daher die „Mohrenfeldischen Gärten” beim Gebiet Lindscharren. Lange zurück geht der Name „Drei Mohren” für das ehemalige Gasthaus gegenüber der Mohrenstraße in der Rheinstraße. Es trug seinen Namen lange vor der Mohrenstraße, wie in einem Taufbuch um 1794 geschrieben ist.

Zu dieser Zeit ließ der Franz Joseph Katzenberger sein Kind taufen. Als Vater steht in lateinisch „Caupo ad tres aethiopias”, was wörtlich übersetzt „Wirt von den drei Aethiopiern” heißt. „Man könnte dabei auch an die Dreikönige denken”, so Engelbert Baader. Der Legende nach soll das geweihte Dreikönigswasser Abwehrfunktion gegen böse Geister haben.

Gasthäuser mit Namen von den „Drei Könige”, kämen oft an Flussläufen vor. So auch das berühmte Hotel gleichen Namens am Rheinknie in Basel. Im Buch von Stenzel ist sinngemaß zum Gasthaus „Zu den drei Mohren” zu lesen: Anfang des 18. Jahrhunderts sei das Gasthaus wegen des Hochwasserrisikos als neue Poststation gebaut worden.

„Sie ersetzte die „Krone” in der Kronenstraße, wenn das Wasser der Alb gestiegen war und „die Post durch eine wehrgeschützte Furt die Stadt unterhalb umfahren musste.

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