Seit dem 18. Mai gilt in Kitas und Kindergärten der eingeschränkte Regelbetrieb. Pro Tag darf sich dort die Hälfte der Kinder aufhalten, die normalerweise betreut werden. Wie die Vorgabe praktisch umgesetzt werden soll, darüber herrschte Verwirrung. Deshalb weiteten viele Einrichtungen in Ettlingen ihre Betreuung erst am 25. Mai aus.
Von der Rutsche zum Klettergerüst in die kleine Holzhütte auf dem Hügel und wieder zurück zur Schaukel: Als wäre alles ganz neu erkunden die fünf Jungs und ein Mädchen am Dienstag den Spielbereich des Kindergartens in Schluttenbach. Vielen hat der Kontakt zu Gleichaltrigen und das gemeinsame Herumtoben gefehlt, weiß Kindergarten-Leiterin Tabea Kohlbecker.
Deshalb sei es gut, dass in Kitas in Baden-Württemberg jetzt wieder mehr Jungs und Mädchen betreut werden dürfen. Bis die Kitas und Kindergärten in Ettlingen ihre Betreuung ausweiten konnten, hat es aber etwas gedauert. Denn am Anfang, also nach dem Erlass der neuen Landesverordnung vom 16. Mai, waren nur wenige Dinge klar.
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Die Kitas sollen wieder die Hälfte der Kinder aufnehmen, die sie im Regelbetrieb betreut hätten. Sie müssen in Gruppen eingeteilt werden, die sich nicht mischen. Die Notbetreuung für Kinder mit Eltern in systemrelevanten Jobs oder einer Bestätigung des Arbeitgebers, dass sie präsenzpflichtig sind, muss derweil weitergehen.
Man hat uns da was übergestülpt,aber niemand gab uns Vorgaben.René Asché, Kita-Beauftragter der AWO und SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat
Vor allem eine Frage blieb offen: Welches Kind darf in die Betreuung und welches nicht, wenn die Nachfrage zu hoch ist? „Man hat uns da was übergestülpt, aber niemand gab uns Vorgaben“, ärgert sich im Telefongespräch René Asché, Kita-Beauftragter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Ettlingen und Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat.
Uneinigkeit um rollierendes System
Die Träger und Kitas hätten gleich zu Beginn den Wunsch geäußert, dass jedes Kind zumindest einmal pro Woche kommen dürfe. Das ist mit einem rollierenden System möglich. Letzteres, erklärt Asché weiter, sei von der Stadtverwaltung als geeignet bewertet worden – dann habe jedoch der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) eingegriffen.
Für ein rollierendes System müsse die Betriebserlaubnis geändert werden, das dauere acht Wochen. Für Asché, der für die beiden AWO-Kitas in Ettlingen zuständig ist, eine Hiobsbotschaft. Er musste den Eltern Rede und Antwort stehen, die davon ausgingen, dass ihre Kinder jetzt wieder betreut werden könne.
Offener Brief an Kultusministerium
Die Eltern acht Wochen hinhalten? Keine Chance. Asché wandte sich mit der Bitte um Klarstellung in einem Offenen Brief ans Kultusministerium. Oberbürgermeister Johannes Arnold hakte beim Gemeindetag nach. Am Montag gab er grünes Licht für das rollierende System.
Da hatte Tabea Kohlbecker vom städtischen Kindergarten Schluttenbach den Plan schon in der Tasche. 19 Kinder hatte sie in drei Gruppen unterteilt, die immer gleich bleiben.
Bis auf eine Familie nehmendas Angebot alle wahr.Tabea Kohlbecker, Leiterin Kindergarten Schluttenbach
Jedes Kind hat im Monat Anspruch auf zweimal zwei und zweimal einen Tag Betreuung von 7.30 bis 13.30 Uhr. „Bis auf eine Familie nehmen das Angebot alle wahr“, erzählt Kohlbecker. Schulanfänger und Geschwister sind zusammen in einer Gruppe. Den Eltern wurde der Belegungsplan nach vorheriger Absprache zugeschickt. „Das war eine Doktorarbeit“, sagt die Kindergarten-Leiterin und lacht.
Gruppengrößen wurden halbiert
Kompliziert war’s auch in der AWO-Kita Regenbogen 1, wie René Asché beispielhaft erläutert. 60 Kinder sind dort normalerweise untergebracht, laut jüngstem Erlass dürfen es 30 sein. In der Notbetreuung seien derzeit vier Kinder in der Gruppe für unter Dreijährige und acht in der Ü-3-Gruppe, führt Asché aus.
Zwölf der 30 erlaubten Plätze sind damit schon ausgefüllt. Nach der neuen Regelung kamen zwei Gruppen für Kinder hinzu, deren Eltern nicht systemrelevant oder präsenzpflichtig sind. Die Notgruppe ist täglich da, in den Regelgruppen kann jedes Kind einmal pro Woche sechs Stunden betreut werden.
Nicht überall ist Platz für alle
Nicht alle Kinder kommen im evangelischen Johanneskindergarten zum Zug. Weil zu wenig Platz ist, mussten sie priorisiert werden, berichtet Leiterin Sara Pfaff: erst die systemrelevanten, dann die förderbedürftigen, dann die Schulanfänger. So hatte es der Gemeindetag vorgeschlagen.
Drei Gruppen hat Pfaff gebildet und sie in dieser Reihenfolge befüllt. Die Notgruppe ist täglich da, die anderen beiden Gruppen wechseln. Pfaff fährt die Gruppenstärke schrittweise auf die erlaubten 50 Prozent hoch: „Nach den Pfingstferien wird jeden vierten Tag eine Gruppe da sein.“