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Georg Laubel

61-Jähriger aus Forbach-Bermersbach wandert in 24 Stunden 100 Kilometer

Nach über einer Woche sind die 20-Cent-großen Blasen an seinen Fersen immer noch zu sehen. 136.000 Schritte hinterlassen Spuren. Die Geschichte, die Georg Laubel aus Bermersbach erzählt, brachte sein Sohn Johannes ins Rollen. Dieser wollte vor etwa vier Wochen 100 Kilometer in 24 Stunden wandern.

Abmarschbereit: Georg Laubel hat sich am Holzschuhrank sein Basislager mit Getränken und Verpflegung eingerichtet.
Abmarschbereit: Georg Laubel hat sich am Holzschuhrank sein Basislager mit Getränken und Verpflegung eingerichtet. Foto: pr
Von Reinhold Bauer

Allerdings gab der 16-jährige Schüler wegen unerträglichen Schmerzen im Sprunggelenk nach über 60 Kilometer auf. Hinterher haderte er mit sich selbst, weil er die Sache zu unbekümmert angegangen war.

Der wanderbegeisterte 61-jährige Laubel indessen war davon überzeugt, dass sich jugendlicher Elan durch ausgeklügelte Strategie und gute Vorbereitung kompensieren lässt. Seinen Sohn involvierte er erst zwei Tage vor seinem Marschmarathon. „Dann mach halt“, erwiderte dieser lakonisch.

Optimales, regenfreies Zeitfenster

Die Strecke von Sohn und Vater war fast identisch. Der Harzweg zwischen der Roten Lache und der Wegscheide-Hütte ist bestens geeignet. Das Zeitfenster war am Dienstag nach Pfingsten optimal: regenfrei, angenehme Temperaturen, nur sechs Stunden Dunkelheit, dazu Vollmond.

Anders als der 16-Jährige deponierte der Vater beim Holzschuhrank sein Basislager mit Ersatzklamotten, Wanderschuhen und Erste-Hilfe-Set. In zwei Kühltaschen standen Getränke und Verpflegung bereit. „Der Platz liegt günstiger“, so Laubel. Zwei unterschiedliche Handy-Apps geben ihm Aufschluss über Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke sowie die Durchschnittszeiten.

Am Mann waren nur ein Wanderstock, ein halber Liter Wasser, Taschentuch, Handy, Ersatzakkus und eine Kniebandage. Nach einem deftigen Frühstück startete der Wanderer kurz nach sieben Uhr. „Das wird mein Tag, es läuft sich Klasse“, erzählte er nach der ersten von sieben zurückzulegenden Runden seiner Frau Anja, die Brötchen vorbeibrachte. Eine Runde beträgt hin und zurück 13,6 Kilometer. In der Stunde legt er fünfeinhalb Kilometer zurück – alles passt.

Ich will mal sehen, ob bei Vater alles mit rechten Dingen zugeht.
Johannes Laubel, Sohn von Georg Laubel

Abends strampelt sein Sohn mit dem MTB zum Basislager und läuft mit Papa eine Runde. „Ich will mal sehen, ob bei Vater alles mit rechten Dingen zugeht“, lautet sein knapper Kommentar. Die Taschenlampe und Stirnlampe leuchten den Weg nur spärlich aus. Anerkennend verabschiedet sich sein Sohn kurz nach Mitternacht. Der 61-Jährige ist wieder alleine.

Die Finsternis lässt keine Entfernungseinschätzung zu, die Orientierung fällt schwer. Nur der Knopf im Ohr bringt über Radio Unterhaltung. Laubel läuft wie in Trance, funktioniert wie eine Maschine. Kurz nach vier Uhr beginnt es zu dämmern.

Er ist sich nun sicher, dass er es schaffen wird. Genau zehn Minuten vor Sechs sind die 100 Kilometer geschafft, wobei er am Ende einer App nicht traute und deshalb eine kleine Runde vom Basislager zur Roten Lache anhängte. Erleichtert, aber hundemüde registriert Laubel, dass er sogar 80 Minuten unter den geplanten 24 Stunden blieb.

Mit sich und der Welt zufrieden legte er auf dem Heimweg oberhalb Bermersbach noch einen Stopp ein. Der letzte Wurstweck und ein kühles Pils schmeckten so gut wie noch nie. Klar, bei 8.820 verbrannten Kalorien.

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