In Gernsbach hat am Mittwochnachmittag der Abriss der Gebäude auf dem Pfleiderer-Areal begonnen. „Unser Stadteingang verändert mit dem heutigen Tag dauerhaft sein Erscheinungsbild. Der Schandfleck ist Geschichte. Ein historischer Tag für unsere Stadt“, sagte Bürgermeister Julian Christ bei einem Empfang auf dem Gelände.
Vor dem Grundstück protestierten rund 30 Bürger mit Plakaten gegen die Bebauung des Pfleiderer-Areals. Sie ist in der Bevölkerung umstritten, weil der Boden mit Chemikalien belastet ist. Das Gift wird zum Teil entfernt – allerdings nicht vollständig.
Christ ging auf die schwierige Vorgeschichte des Projekts ein, das der Gemeinderat 2018 auf den Weg gebracht hatte. „In der Stadt gab es eine polarisierende Stimmung und viele offene Fragen“, blickte der Rathauschef zurück. Mittlerweile habe sich der Protest gelegt.
Emotionale Debatte um Pfleiderer-Areal
Auf dem Pfleiderer-Areal sollen in den kommenden Jahren Wohnbebauung, zwei Lebensmittelmärkte und Naherholungsflächen entstehen. Die Industriebrache stand viele Jahre lang leer, da über ihre Dekontaminierung und künftige Nutzung gestritten wurde. „Die Debatte war oft emotional“, sagte Christ, „aber der heutige Tag zeigt: Durchhalten lohnt sich.“
Zum Empfang waren auch Gaggenaus Oberbürgermeister Christof Florus und zahlreiche Gemeinderäte erschienen. Nicht allerdings die Grünen: Sie blieben der Veranstaltung fern. „Wir lehnen das Projekt ab und kritisieren die undurchsichtige Art und Weise der Durchführung“, teilt Birgit Gerhard-Hentschel mit, die Fraktionssprecherin der Grünen im Gemeinderat.
Grüne vermissen Transparenz
Beispielsweise wisse man nicht, ob bei den Arbeiten eingesetzten Lastwagen auf dem Gelände gereinigt werden, um so eine Gefahr für das Grundwasser zu vermeiden. Auch zum Abriss des Pfleiderer-Areals fehlte es an „transparenten Informationen“.
Firma Krause investiert 62 Millionen Euro
Die Investorengruppe Krause investiert auf dem Pfleiderer-Areal nach eigenen Angaben 62 Millionen Euro. Für 4,5 Millionen Euro soll das Gelände weitgehend von den Chemikalien, überwiegend Quecksilber, befreit werden. Eine vollständige Sanierung würde nach Experten-Einschätzung bis zu 25 Millionen Euro kosten.
Sanierung noch in diesem Jahr
„Die Planung für dieses Projekt war extrem schwierig“, bilanzierte Geschäftsführer Harry Krause: „Wir stehen zu diesem Standort und freuen uns sehr über diesen wichtigen Meilenstein für die Realisierung unseres Projekts.“
Der Abriss begann am Mittwoch mit dem symbolischen ersten Baggerbiss durch Bürgermeister Julian Christ. Die Sanierung des Grundstücks soll laut Krause noch im Jahr 2020 vollzogen werden.