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Entscheidung am 27. Januar

AfD-Antrag: Freibad in Lautenbach droht die Schließung

Das Lautenbacher Schwimmbad steht auf der Kippe: Die Gernsbacher AfD beantragt die Schließung des Bades zum Jahresende. Es ist damit zu rechnen, dass Teile des Gemeinderats dem Antrag folgen. Eine Woche vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung zeichnet sich eine knappe Entscheitung ab. Die Schwimmbad-Initiative kritisiert die Stadt.

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Ungewisse Zukunft: Das Lautenbacher Schwimmbad ist bei der Bevölkerung beliebt. Wegen eines Einbruchs der Gewerbesteuer-Einnahmen steht sein Fortbestand nun aber auf der Kippe. Die Entscheidung darüber fällt kommende Woche. Foto: pr

Der Gernsbacher Gemeinderat stimmt am Montag, 27. Januar, über die Schließung des Lautenbacher Freibades zum Jahresende ab. Ein entsprechender Antrag der AfD-Gruppierung liegt den BNN vor. Die Entscheidung darf mit Spannung erwartet werden: Bislang zeichnet sich keine Mehrheit ab. Hintergrund des Antrags ist der Einbruch der Gewerbesteuer. Bereits am 8. Januar hatten die BNN berichtet, dass deshalb mehrere Projekte auf dem Prüfstand stehen – darunter die Sanierung des Lautenbacher Bades. Die Schwimmbad-Initiative erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt.

Die Gernsbacher AfD spricht sich nun für eine Schließung des Freibades zum Jahresende aus. „Alle für den Badebetrieb notwendigen baulichen Anlagen werden entfernt“, heißt es in ihrem Beschlussantrag.

AfD schlägt Begegnungsstätte vor

Als Ausgleich schlägt die AfD vor, an selber Stelle eine „naturnahe Begegnungsstätte“ zu errichten. Voraussetzung dafür sei, „dass Unterhalt und Betrieb der Anlage dauerhaft durch die Bürgerschaft übernommen werden.“ Für die Gesamt-Maßnahme müsse in den Haushalt 2021 ein Betrag in Höhe von 300.000 Euro eingestellt werden.

Gemeinderat hat Sanierung abgesegnet

Zwar hat sich der Gemeinderat in der Vergangenheit für eine Sanierung aller Ortsteilbäder ausgesprochen. Die für Lautenbach veranschlagten Kosten belaufen sich auf knapp eine Million Euro. Allerdings seien die jetzigen Anlagen des Bades nicht sanierbar, führt die AfD aus.

AfD sieht keine Chance auf Neubau

Um einen genehmigungsfähigen Badbetrieb zu gewährleisten, müssten das Schwimmbecken und ein Filtergebäude neu gebaut werden. Damit handele es sich nicht mehr um eine Sanierung, sondern einen Schwimmbad-Neubau an selber Stelle. Er sei „durch die bisherige Beschlusslage des Gemeinderats nicht gedeckt“, so die AfD.

Vier Bäder für 14.000 Einwohner

Ohnehin habe die Rechtsaufsichtsbehörde die Kosten durch die überproportional hohe Bäderdichte in Gernsbach bereits mehrfach angemahnt. In der Stadt gibt es vier Schwimmbäder für rund 14.000 Einwohner. Vor dem Hintergrund zwingender Investitionen in Bildung und Infrastruktur sei ein Schwimmbad-Neubau in Lautenbach „nicht zu rechtfertigen“.

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Bei den Einheimischen beliebt: Das Lautenbacher Freibad. Foto: None

Zudem habe das Gesundheitsamt die bisherigen hygienischen Defizite mehrfach kritisiert und „nur mit Blick auf eine anstehende Sanierung toleriert.“ An selber Stelle will die AfD eine naturnahe Begegnungsstätte errichten lassen. Die Verantwortung für Unterhaltung und Betrieb sollen die Bürger tragen.

Schwimmbad-Initiative ist enttäuscht

Matthias Mörmann, Sprecher der Lautenbacher Schwimmbad-Initiative, zeigte sich von der Debatte über eine Schließung des Bades tief enttäuscht. Bürgermeister Julian Christ habe ihm „mehrfach versprochen, dass das Bad saniert wird.“ Diese Absicht hatte der Rathauschef auch in seiner Neujahrsansprache vor einem Jahr bekundet.

Eine Schließung wäre für uns ein Schlag ins Gesicht.

Die Stadt hatte wegen eines defekten Filters zunächst die dringende Sanierung des Obertsroter Bades vorgezogen. Der Gemeinderats-Beschluss fiel seinerzeit mit einer hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme. „Eine Schließung wäre für uns ein Schlag ins Gesicht“, sagt Mörmann. Er habe den Verdacht, dass die Stadt die AfD benutze, „um sich aus der Verantwortung zu stehlen.“

Christ hält an Sanierung fest

Nach BNN-Informationen will Christ, zumindest nach außen, an einer Sanierung des Bades festhalten. CDU-Sprecherin Frauke Jung hatte ihm gegenüber angeregt, alle Investitionen kritisch zu hinterfragen – nicht nur die Badsanierung. Mit Blick auf die Abstimmung am 27. Januar wolle sie sich deshalb noch nicht festlegen, so Jung.

Eine Mehrheit zeichnet sich nicht ab

In der SPD sieht eine Mehrheit die Gernsbacher Bäderdichte nach den Worten von Sprecherin Irene Schneid-Horn kritisch. Bei den Freien Bürgern gehen die Meinungen auseinander: „Ich rechne mit einer gemischten Abstimmung“, sagt Fraktionsvorsitzender Uwe Meyer. Die Grünen waren am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Geschichte des Lautenbacher Freibades: Der Ursprung des Lautenbacher Schwimmbades geht bis in das Jahr 1720 zurück. Es dient in früheren Jahren als Wasserrückhaltebecken für das Antreiben des Gatters im Sägewerk und später zum Antreiben der Wasserturbine. Bereits 1925 sollen an dieser Stelle ein Badehaus und ein Badeplatz existiert haben. Als sich die finanzielle Lage der Kommunen verschlechtert, wird wiederholt über die Zukunft der Schwimmbäder in den Stadtteilen diskutiert. Aus dieser Not heraus unterstützen die Lautenbacher Vereine das Schwimmbad Lautenbach. 1996 gründet sich die Schwimmbad-Initiative. Ihr Ziel ist es, die Kosten durch Eigeninitiative so zu reduzieren, dass das Bad weiterhin besteht. 2002 wird die Schwimmbadinitiative vom Land für ihr Engagement ausgezeichnet.

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