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Gaggenau

Alkohol, Kokain und Co.: Wie viele Patienten der Rehaklinik Freiolsheim welche Abhängigkeiten haben

Welche Drogen konsumiert werden und zu welchem Zweck, das verändert sich. Wolfgang Indlekofer, therapeutischer Gesamtleiter der Rehaklinik in Freiolsheim, zeigt anhand statistischer Daten von 2013 und 2019 die Trends bei seinen Patienten auf.

Wolfgang Indlekofer beobachtet aktuelle Drogen-Trends in seiner Arbeit als therapeutischer Gesamtleiter der Rehaklinik in Freiolsheim.
Wolfgang Indlekofer beobachtet aktuelle Drogen-Trends in seiner Arbeit als therapeutischer Gesamtleiter der Rehaklinik in Freiolsheim. Foto: Widmann

Welche Drogen verwendet werden und was sich die Konsumenten davon erhoffen, das hat sich verändert. Wolfgang Indlekofer beobachtet das in seiner Arbeit als therapeutischer Gesamtleiter der Rehaklinik in Freiolsheim, einem Stadtteil von Gaggenau. Für die BNN hat er Zahlen von 2013 und 2019 verglichen.

Die Klinik mit 60 Therapieplätzen habe eine Klientel „aus sehr unterschiedlichen Welten“, sagt Indlekofer: junge Menschen, Familien, Rentner. Deutlich mehr Patienten als noch vor sechs Jahren sind bei Therapiebeginn erwerbstätig (2019: 21,4 Prozent, 2013: 10,5 Prozent).

Mehrfachabhängigkeiten werden zur Regel

Indlekofer bemerkt einen Trend zum situationsabhängigen Konsum: eine Droge steigert die private und berufliche Leistungsfähigkeit, die andere hilft zu entspannen.

„Die gravierende Entwicklung“ sieht er in der Mehrfachabhängigkeit. 2019 haben zwei Drittel der Patienten mindestens drei Substanzen eingenommen, „bis hin zum wahllosen Konsum“. Dazu gehört auch Medikamenten-Missbrauch. Menschen beruhigen oder berauschen sich mithilfe starker Schmerz- und Schlafmittel sowie Antidepressiva.



Starker Anstieg bei Cannabis, Amphetamin und Alkohol

Zudem sind mehr Fälle von Cannabis und aufputschenden Drogen wie Amphetamin und Kokain zu verzeichnen. Den auffallend starken Anstieg bei Cannabis führt Indlekofer darauf zurück, dass der THC-Gehalt seit den 1990er-Jahren deutlich gestiegen ist, von unter fünf Prozent auf bis zu 20 Prozent.

Dazu komme die Legalisierungsdebatte: Sie mache die Droge bekannt und normalisiere das Kiffen. „Deshalb bin ich kein Freund der Legalisierung.“

Wir haben immer mehr Patienten mit psychiatrischen Zusatzdiagnosen
Wolfgang Indlekofer über die Folgen der aktuellen Konsumgewohnheiten

Auch der höhere Anteil an Alkoholabhängigen spiegelt eine gesellschaftliche Entwicklung wider: Trunksucht wird stärker als Problem wahrgenommen.




Die Verlagerungen bleiben nicht ohne Folgen. „Wir haben immer mehr Patienten mit psychiatrischen Zusatzdiagnosen“ wie Psychosen, Paranoia, Depressionen.

2013 waren es noch 9,6 Prozent aller Patienten, 2019 waren schon 39,6 Prozent davon betroffen. „Psychosen entstehen insbesondere durch den Mischkonsum, den Cannabis-Konsum und Amphetamine.“

Erfreulich findet Indlekofer, dass Crystal Meth in der Klinik kaum ein Thema ist. „Das wird hier relativ wenig konsumiert“, es herrsche ein „gewisser Respekt“. Auch der Anteil der Heroinabhängigen sinkt.

Bundesweit nimmt der Heroin- und Kokainkonsum ab

Im Bundesschnitt verteilen sich die Hauptdiagnosen in stationären Reha-Einrichtungen anders. Im Drogen- und Suchtbericht 2019 sind Zahlen von 2017 zu finden: Alkohol liegt mit 66,5 Prozent an der Spitze, Cannabinoide auf Platz Zwei (9,2 Prozent). Weitere Suchtmittel wie Opioide (4,8 Prozent) und Kokain (zwei Prozent) haben einen deutlich geringeren Anteil.

Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig teilte zum Bericht mit, Substanzen wie Heroin oder Kokain seien insgesamt weniger konsumiert worden.

Helfer gesucht Die Rehaklinik in Freiolsheim sucht ehrenamtliche Mitarbeiter aus der näheren Umgebung. Sie sollen ein- bis zweimal pro Monat Unternehmungen am Wochenende anbieten. Denkbar sind beispielsweise Wanderungen, Radtouren, Museumsbesuche oder sonstige Ausflüge in Kleingruppen. Dienstfahrzeuge stehen bei Bedarf zur Verfügung. Das Angebot richtet sich besonders an neue Patienten, die noch sehr eingeschränkt Ausgang haben. Die Teilnahme ist freiwillig. Die Ehrenämtler erhalten bis zu 200 Euro pro Monat als Aufwandsentschädigung. Ferner werden sie fachlich begleitet.

Die Klinik ist unter rehaklinik-freiolsheim@agj-freiburg.de sowie (0 72 04) 92 04 -0 erreichbar.

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