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Versammlung der IG Metall

Beschäftigte in Gaggenau und Rastatt spüren wirtschaftlichen Abschwung

Schließtage, Sparmaßnahmen, Stellenabbau: Beschäftigte in Gaggenau und Umgebung spüren die Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs. Nichtsdestotrotz strahlen Mitarbeitervertreter bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Gaggenau Ruhe aus.

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Wie Beschäftigte die wirtschaftliche Situation in ihrem Betrieb wahrnehmen, ist am Mittwoch bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Gaggenau Thema gewesen. Foto: IG Metall Gaggenau

Schließtage, Sparmaßnahmen, Stellenabbau: Besonders in Automobil-Betrieben in Gaggenau und Umgebung spüren Beschäftigte die Auswirkungen des wirtschaftlichen Abschwungs. Für Schlagzeilen sorgte nicht zuletzt das angekündigte Sparprogramm des Daimler-Konzerns. Weltweit will er in verschiedenen Bereichen Kosten senken – auch beim Personal.

Nichtsdestotrotz strahlten Mitarbeitervertreter der Benz-Werke am Mittwoch bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Gaggenau Ruhe aus. „Wir sind optimistisch, dass wir das gemeinsam wuppen“, sagte Udo Roth, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in Gaggenau.

Aussicht auf Batteriegeschäft im Benz-Werk Gaggenau stimmt zuversichtlich

Zuversichtlich stimmt ihn unter anderem, dass im Werk künftig wohl auch Ersatzbatterien produziert werden. Die Gespräche dazu verlaufen gut. Das Sparprogramm könnte zudem auch positive Folgen für die Belegschaft zeitigen – beispielsweise, dass Fremdvergaben rückgängig gemacht werden.

Die deutlichen Rückgänge im Nutzfahrzeugbereich werden bislang mit Schließtagen und Betriebsruhe ausgeglichen. „Da müssen wir Anfang nächsten Jahres schauen, wie wir damit umgehen.“

Ein Griff in den Geldbeutel kommt für uns nicht in Frage.

Auch die Zukunft der 180 Leiharbeiter bleibt ungewiss. Beifall erntete Roth für die klare Position des Betriebsrats: „Ein Griff in den Geldbeutel kommt für uns nicht in Frage.“

Zum Thema:

Der Rastatter Betriebsrat Ullrich Zinnert berichtete von sinkenden Stückzahlen und dem Stopp der Werkserweiterung. Doch er betonte: „Es ist alles noch im Rahmen.“ Stolz sei das Ratsgremium darauf, dass 200 Zeitarbeiter im Frühjahr übernommen werden können.

Abschwung ist nicht mit Rezession gleichzusetzen

„Wir kommen einigermaßen glimpflich davon“, sagte auch Claudia Peter, die Bevollmächtigte der IG Metall Gaggenau. „Wir haben kein 2009.“ Nach einem zehn Jahre währenden Wirtschaftsboom wiesen die Zeichen nun zwar in Richtung Abschwung. Doch das sei noch lange keine Rezession.

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Themen wie Klimaschutz und Digitalisierung verändern die Wirtschaft, betont Claudia Peter bei der Delegiertenversammlung der IG Metall Gaggenau. Foto: IG Metall Gaggenau

Sinkende Auftragseingänge im Metall- und Elektrobereich seien Unsicherheit geschuldet. Peter verwies auf Handelskonflikte und „verbale Sprengstoffgürtelträger wie Trump“, die den Export beeinflussten.

Wirtschaft wandelt sich durch Themen wie Digitalisierung und Klimaschutz

Hinzu kämen „Transformationsthemen“ wie Digitalisierung, Umwelt- und Klimaschutz. „Deswegen wird sich die Wirtschaft ändern“, ebenso wie politische Vorgaben und individuelles Verhalten. Der Ausgang der Transformationsprozesse sei kaum abzusehen. Anders als bei einer Rezession: „Da weiß man, es geht wieder aufwärts.“

Wichtig sei es, als Gewerkschaft genau hinzuschauen: Haben Betriebe wirtschaftliche oder strukturelle Schwierigkeiten, oder Probleme mit Transformationsprozessen?

Sanierung darf nicht auf dem Rücken von Beschäftigten ausgetragen werden.

Die IG Metall müsse sicherstellen, dass sie die Situation nicht ausnutzen, indem sie beispielsweise Tarifverträge in ihrem Sinne anpassen, Stichwort „Tarifdumping“. Tarifflucht, Massenentlassungen, Einsparungen und Ost-Verlagerungen seien bereits zu beobachten. „Sanierung darf nicht auf dem Rücken von Beschäftigten ausgetragen werden“, betonte Peter.

Wahlen Anfang 2020, neue Strategie bis 2030

Um den nötigen Druck ausüben zu können, braucht die Gewerkschaft entsprechendes Gewicht. Die neue Zehn-Jahres-Strategie bis 2030 ist darauf ausgerichtet, dieses zu stärken. Unter anderem soll der gewerkschaftliche Organisationsgrad in Betrieben von 60 auf 70 Prozent gesteigert werden, bei Auszubildenden sogar auf 80 Prozent. Neue Betriebe sollen an Bord geholt werden.

Doch erst einmal stehen Wahlen an: Im Januar und Februar werden die neuen Delegierten gewählt. Die konstituierende Sitzung ist am 1. April.

Abschiedsgeschenk für Heiko Maßfeller

Verabschiedet wurde Heiko Maßfeller nach rund sechs Jahren als Zweiter Bevollmächtigter. Er wird künftig im Bereich Eingruppierung, Leistung und Bildung tätig sein. Als Präsent erhielt er ein IG Metall-Rollköfferchen mit Erinnerungsstücken.

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