Skip to main content

Schließungen seit Mittwoch

Corona-Verordnung verunsichert Gaggenauer Geschäftsinhaber

Am Montag haben Bund und Länder Leitlinien beschlossen, die unter anderem festlegen, welche Einzelhandelsgeschäfte geöffnet bleiben und welche nicht. Am Mittwoch ist eine entsprechende Landesverordnung in Kraft getreten. Lebensmittelmärkte, Tankstellen und Apotheken sollen beispielsweise offen bleiben; Geschäfte wie Buchhandlungen, Bekleidungsgeschäfte oder Blumenläden nicht. Die Folgen waren bereits am Dienstag in Gaggenau sichtbar.

Blumengeschäft City Florist Gaggenau verkauft am 17.03.2020 alle Blumen zum halben Preis. Ähnlich wie andere Geschäfte muss er vorübergehend schließen: Bund und Länder haben angesichts der Ausbreitung des Coronavirus Covid-19 gemeinsame Leitlinien beschlossen und am 16.03.2020 bekanntgegeben. Diese erlauben nur wenigen Geschäften den Betrieb.
Gaggenauer Geschäfte wie der Blumenladen City Florist haben schon am Dienstag Schließungen angekündigt. Mit Sonderverlauf, Lieferdiensten und Kontaktmöglichkeiten per Mail oder Telefon versuchen sie, noch Waren zu verkaufen. Foto: Dominic Körner

Einige Geschäfte wie das Modehaus Z. Müller und der benachbarte Blumenhandel City Florist oder auch der Tafelladen kündigten Schließungen an.

Geschäfte wie die Buchhandlung Bücherwurm informierten Kunden über einen Lieferservice, das Kindermodegeschäft Trallalü bot Terminabsprachen und Lieferungen an.

Bei der Stadt stehen die Telefone nicht still

In Gesprächen mit Betreibern zeigte sich deutlich: Sie alle hingen in der Luft. Ähnliches berichtet die Stadt: Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sowie der Wirtschaftsförderung seien am Dienstag ununterbrochen am Telefon gewesen, um Geschäftsinhaber zu beraten.

Auch Betreiber, deren Geschäfte offen bleiben dürfen, sind verunsichert. Walid Abdi vom Herrenfriseursalon Starlife sorgt sich trotz Handschuhen und Hygiene-Regeln um seine drei Mitarbeiter und die Verbreitung des Virus. Schließen will er trotzdem nicht: „Wie soll ich dann alles bezahlen.“

Das sind alles Ausfälle, die man erstmal tragen muss.
Christine Kalmbacher, Friseurin.

Ähnlich äußert sich Christine Kalmbacher. „Ich bin im Moment hin- und hergerissen.“ Noch ist ihr Friseursalon mit Vorsichtsmaßnahmen geöffnet. Ihr Team stellt beispielsweise Stühle auseinander und zupft keine Augenbrauen mehr.

Doch letztlich sei es „eine persönliche Entscheidung“, ob ihr Salon offen bleibt. „Das sind ja alles Ausfälle, die man erst mal tragen muss.“

Inhaber wünschen sich mehr Informationen

Klare Ansagen fehlten, kritisierte etwa Andreas Fruhen, Betreiber des Geschäfts „Ihr Kauflädle“ beim Rathaus. „Du kannst nicht planen.“ Er wünschte sich am Dienstag mehr Informationen, wer noch öffnen darf und wer nicht – gerade seitens der Stadtverwaltung. „Ich will da aber keinem einen Vorwurf machen. Wir sind alle überfordert.“

Seine Mitarbeiter hatte er bereits nach Hause geschickt. Tageweise Schließungen, kürzere Öffnungszeiten und Lieferungen seien im Gespräch. Was machbar ist, ist auch eine personelle Frage. Zumal vieles zu prüfen und zu regeln sei, von Warenbestellung über Kreditfragen bis zum Thema Kurzarbeitergeld.

Hoffnung auf politische Unterstützung

Da Fixkosten wie die Miete weiterlaufen, hofft Fruhen auf Verständnis von Vermietern und politischen Rückhalt, etwa in Form eines Kündigungsschutzes.

„Wir hoffen, dass die Regierung für die Wirtschaft im Land das richtige Paket auf den Weg bringt“, sagte auch Melitta Strack, Betreiberin der Jeans-Box und Vorstand der Werbegemeinschaft „Lebendiges Murgtal“. Sie hofft, dass nicht zu viele Hürden aufgebaut werden.

„Es ist eine große Herausforderung für alle. Wir sehen trotz allem nicht schwarz.“ Sinnvoll fände sie, den abgesagten verkaufsoffenen Sonntag nachzuholen.

Ich weiß nicht, wie's weitergeht.
Danielle Gutmann, Modehändlerin.

Für Unternehmer wie Danielle Gutmann (Trallalü) war klar: Sie müssen schließen. „Ich weiß nicht, wie’s weitergeht“, sagte sie offen.  Sie bereitet derzeit mit „City Florist“-Inhaberin Denise Kuzbicki die Eröffnung eines Cafés in der Hauptstraße vor. Am Donnerstag sollte sich klären, ob die Stadt die Freigabe erteilt; am Samstag sollte der Betrieb starten.

Gutmann hofft dringlich auf die Freigabe, damit „das Café das Trallalü mit auffängt“. „Wir müssen jetzt alles mitnehmen, was geht.“

Mitarbeiter brauchen Planungssicherheit

Dominik Müller vom Modehaus Z. Müller vermisste Planungssicherheit, besonders um seinen 30 Mitarbeiter „Ängste nehmen zu können“. Hinzu komme der „Faktor Zeit“: „Die liquiden Mittel sind halt doch begrenzt.“

Die Schließungen findet er zwar richtig: Der Schutz der Gesundheit gehe vor. Doch nun muss er Lieferungen stoppen, Vorauszahlungen leisten, staatliche Unterstützungen prüfen. Er hofft, dass die Gaggenauer die Geschäfte unterstützen, sobald sie wieder öffnen dürfen.

Stadt bittet Kunden, örtliche Angebote zu nutzen

Auch die Stadt Gaggenau bittet Kunden, „nun nicht auf Online-Bestellungen bei Internetgroßhändlern auszuweichen, sondern ihre Einkäufe zu verschieben oder sich vor Ort nach Liefermöglichkeiten zu erkundigen. Viele Gaggenauer Geschäfte haben sich schon vorbereitet und bieten Alternativen.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang