Das Coronavirus hat in vielen Unternehmen Schließungen und Kurzarbeit zur Folge. Medienberichten zufolge betrifft das auch die Katz-Werke in Weisenbach. Demnach schließt der Papierhersteller über die Osterferien und geht anschließend in Kurzarbeit über.
Die Katz Group in Weisenbach gehört zur Koehler Paper Group und stellt schwerpunktmäßig Bierdeckel her. Doch Brauereien scheinen die Biergarten-Saison „komplett abgehakt zu haben“, sagt Karsten Rehbein, Bezirksleiter in der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie in Karlsruhe.
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In der Folge würden Bestellungen für Getränkeuntersetzer storniert. Die Koehler Paper Group selbst äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht. Rehbein zufolge haben auch Firmen, die Spezialpapier für Werbung herstellen, Einbußen.
Viele Papierprodukte sind gefragt
Im Murgtal sind ihm jedoch keine weiteren Fälle von Schließungen und Kurzarbeit bekannt. Kein Wunder: In anderen Bereichen sind Papierhersteller sehr gefragt.
Das gilt besonders für Produkte, die mit der Lebensmittel- und Pharmaindustrie in Zusammenhang stehen. Wer etwa Verpackungen für die Arzneimittelindustrie produziere, erlebe „reißenden Absatz“, sagt Rehbein.
Auch Spezialprodukte wie Thermopapier werden benötigt. Daraus bestehen beispielsweise Kassenbons.
Papierhersteller sind auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen
Ein Unsicherheitsfaktor sind die Rohstofflieferungen. Hersteller sind auf Lieferungen aus Ländern wie Italien und Polen angewiesen. Noch funktionieren die Lieferketten, aber Grenzregelungen oder Erkrankungen können sie unterbrechen. „Das ist eine wahnsinnig dynamische Situation“, sagt Rehbein.
Die Baden Board GmbH mit Standorten in Gernsbach und Weisenbach äußert sich positiv zur Lage. Als Hersteller und Entwickler von Verpackungslösungen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie gehöre sie „glücklicherweise zur systemrelevanten Infrastruktur“, teilt die Geschäftsleitung mit.
Auftragsbücher bei Baden Board sind gut gefüllt
„Wir verzeichnen derzeit ein solides Auftragsplus und unsere Auftragsbücher sind auch für die nächsten Wochen voll. Kurzarbeit oder gar eine Werkschließung betreffen uns daher nicht.“ Probleme bei Zulieferungen gebe es nicht.
Trotzdem „fahren wir auf Sicht“. Der Abschluss des Schutzschirmverfahrens werde unverändert vorangetrieben. Dieses bietet Firmen die Möglichkeit, bei vorläufiger Eigenverwaltung einen Insolvenzplan auszuarbeiten und sich von Altverbindlichkeiten zu befreien.
Im Unternehmen ist ein Pandemie-Plan in Kraft
Zum Schutz der Belegschaft sei ein Pandemie-Plan in Kraft getreten. Dazu gehört ein Krisenstab, der mehrmals in der Woche tagt. Notfallpläne für den Fall einer weiteren Verschärfung der Krise seien erstellt, so die Geschäftsleitung.
Mitarbeiter arbeiteten wenn möglich oder nötig von zu Hause. Im Werk selbst gälten verschärfte Verhaltens-, Abstands- und Hygieneregeln. Ein eigens eingestellter Wachdienst weise Waren- und Lieferverkehr am Werkstor auf die neuen Regeln hin.
Firmen minimieren Kontakt unter den Mitarbeitern
Karsten Rehbein berichtet, dass mittlerweile in vielen Betrieben Produktionsschichten von in sich geschlossenen Gruppen geleistet werden. „Die Menschen sollen sich so wenig wie möglich begegnen.“
Die Arbeitszeiten werden so verändert, dass möglichst wenige Schichtwechsel nötig sind. Das sei zwar belastend für die Belegschaft. „Aber soweit ich es mitbekomme, ist eine große Bereitschaft da, das mitzutragen.“
Sorgen macht sich fast jeder.Gewerkschaftler Karsten Rehbein zur Stimmung in den Belegschaften
Die Stimmung ist freilich nicht ungetrübt. „Sorgen macht sich fast jeder“, sagt Rehbein. „Weil man nicht weiß: Wie lange dauert das noch an und wie gehen wir wirtschaftlich aus der Situation heraus?“ Das Virus und die Ansteckungsgefahr sorge zusätzlich für Anspannung.
Mitarbeiter in Kurzarbeit plagen zudem wirtschaftliche Sorgen. „Die werden eine Einkommenseinbuße haben. Das ist verschmerzbar, wenn es für einen Monat ist. Aber wenn es für einen längeren Zeitraum ist, wirkt sich das aus.“