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Auftrittsverbot und Absagen

Existenzbedrohend: Die Corona-Krise bringt Musiker in Schwierigkeiten

Für Musiker bedeutet die derzeitige Coronakrise Auftrittsverbot: Was für die Konzertbesucher Freizeit und Vergnügen ist, ist für sie Arbeit und Broterwerb. Ohne Konzerte brechen den Berufsmusikern, aber auch den Veranstaltungstechnikern die Einnahmen weg. Kurzarbeitergeld gibt es für sie auch nicht, für viele Künstler wird es existenzbedrohend.

Auftrittsverbot: Sängerin Maike Oberle und Gerald Sänger alias "2cool" sind derzeit zu Untätigkeit gezwungen.
Auftrittsverbot: Sängerin Maike Oberle und Gerald Sänger alias "2cool" sind derzeit zu Untätigkeit gezwungen. Foto: Reinhold Bauer

Für Musiker bedeutet das Coronavirus Auftrittsverbot: Was für Konzertbesucher Freizeit ist, ist für sie Arbeit und Broterwerb. Ohne Konzerte brechen den Berufsmusikern und den Veranstaltungstechnikern die Einnahmen weg. Kurzarbeitergeld gibt es für sie nicht. Für viele Künstler wird es existenzbedrohend.

„Wenn ich keinen privaten Gitarrenunterricht geben könnte, würden mir zwei Drittel meiner Einkünfte fehlen“, sagt Gerald Sänger über die aktuelle Situation.

Seit über drei Jahrzehnten lebt der 55-jährige Murgtäler von der Musik, als Gitarrist und Gitarrenlehrer. Dabei ist der fünffache Familienvater noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation: Er hat über eine 50 Prozent-Stelle an der Gaggenauer Musikschule eine Absicherung.

Die Lohnfortzahlung ist aber eher eine Ausnahme in der Musikbranche: „Es gibt viele Honorarkräfte, die haben das nicht“.

Von wegen süßes Künstlerleben: Viele Musiker hangeln sich von Engagement zu Engagement. Im Durchschnitt haben Künstler nur ein Bruttoeinkommen von rund 13.000 Euro im Jahr, erklärte Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Viele freie Musiker leben am Existenzminimum

Bei dieser Summe sei es schlichtweg nicht möglich, Rücklagen für eine solche Situation zu bilden. Viele freischaffende Künstler bekommen deshalb durch die Coronakrise wirtschaftliche Probleme. Der Deutschen Musikrat fordert darum auch ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich für Künstler in den nächsten sechs Monaten.

Rund 50 Konzerte spielt Gerald Sänger, der mit seiner Familie im Forbacher Ortsteil Langenbrand lebt, Jahr für Jahr. Angefangen mit dem Gitarrenduo „Saitensprung“ drückte er zahlreichen Rockbands im Murgtal seinen Stempel auf. Aktuell ist er mit „Cream of Clapton“ und Eric Prinzinger unterwegs. Dazu wird er regelmäßig gebucht für Produktionen wie die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ im Capitol Mannheim.

Zusammen mit der Niederbühler Sängerin Maike Oberle ist Sänger viel mit dem Duo „2cool“ zu hören. „Es lief zuletzt so gut wie noch nie, das ist ein Selbstläufer geworden“. Weil die ausverkauften Auftritte alle abgesagt werden mussten, gab es als Ersatz und Versuchsballon ein „Wohnzimmerkonzert“, das per Stream bei Youtube übertragen wurde. Natürlich mit zwei Metern Abstand zwischen den beiden Musikern.

Wie es weiter geht, steht in den Sternen: „Irgendwie müssen wir drei Monate überbrücken“, sagt der Langenbrander. „Ich wäre heilfroh, wenn es im Juli wieder normal läuft“. Wenn auch die Open Air-Saison wegbrechen würde, wäre dies ein weiterer harter Schlag. „Ich denke, dass die Leute dann auch wieder Lust auf Weggehen und Konzerte haben.“

Bis dahin können Musikfans die Musiker und die Branche unterstützen, indem sie die bereits gekauften Tickets nicht zurückgeben, sondern behalten. Bühnen wie das klag in Gaggenau oder das Rantastic in Haueneberstein haben bereits Nachholtermine für die ausgefallenen Konzerte im Herbst angesetzt.

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