Endlich ist der Führerschein für Timo Kozlevcar in Sichtweite. Theorie und Praxis sitzen, bald soll die Prüfung stattfinden – doch dann kommt Corona und legt seine Pläne auf Eis. So wie dem jungen Mann aus Weisenbach erging es zuletzt vielen Fahrschülern. Wegen der Pandemie waren die Fahrschulen fast acht Wochen lang geschlossen, seit Montag dürfen sie unter Auflagen wieder öffnen.
„Ich brauche den Motorradführerschein für meine Ausbildung zum Mechatroniker. Außerdem wollte ich ihn an meinem Geburtstag haben“, erzählt Kozlevcar, der am Freitag 18 Jahre alt wurde. Zum Glück habe sein Fahrlehrer ihm einen Prüfungstermin für diese Woche organisieren können – „gerade noch rechtzeitig“.
Eilige bekommen bevorzugt Fahrstunden – doch es gibt strenge Hygienevorschriften
Für Horst Moser, der die gleichnamige Fahrschule in Weisenbach betreibt, war nach Wiedereröffnung klar, dass jetzt zunächst Schüler wie Kozlevcar Fahrstunden brauchen. „Wer es mit dem Führerschein eilig hat, bekommt bevorzugt Termine“, sagt Moser. Zumal er statt mit zehn momentan nur mit sechs Schülern am Tag fahren kann.
Grund dafür sind die besonderen Hygieneregeln: Nach jeder Stunde muss der Fahrlehrer das Auto gut lüften und alle vom Schüler berührten Stellen wie Lenkrad, Blinker oder Schaltknüppel desinfizieren – ein großer Aufwand. „Dafür geht locker eine halbe Stunde drauf“, meint Moser.
Bei der Fahrschule Moser funktioniert der Unterricht auch mit Maske
Wer auch nur leichte Symptome aufweist, darf nicht fahren. Im Auto müssen Lehrer wie Schüler eine Maske tragen. Schon etwas ungewohnt sei das am Anfang gewesen, berichtet Moser. Doch inzwischen funktioniere es ganz gut. Das bestätigt auch Sita Hürst (16) bei ihrer ersten Fahrstunde nach dem Lockdown. „Allerdings muss ich Kontaktlinsen tragen, da mit Maske meine Brille beschlägt.“
Die Pause war schon ärgerlich.Sita Hürst (16), Fahrschülerin
Obwohl Hürst noch nicht so viele Stunden hat, freut sie sich, wieder fahren zu dürfen. „Die Pause war schon ärgerlich“, findet sie. Bis zu ihrem 17. Geburtstag im Juli könnte es mit dem Schein aber trotzdem klappen, ist Fahrlehrer Moser optimistisch.
Auf dem Weg zum Führerschein ist Corona ein Hindernis
Noch ganz am Anfang der Fahrausbildung steht der 15-jährige Simon Weiler. Doch auch er will im Sommer seinen Motorradführerschein in der Tasche haben, und Corona macht dieses Ziel nicht gerade einfacher. „Die Motorradkleidung darf aus hygienischen Gründen nicht mehr ausgeliehen werden. Die muss ich jetzt direkt kaufen“, sagt er.
Und auch der Theorie-Unterricht bei der Fahrschule Peter ist für Weiler mit Mehraufwand verbunden. Der Schüler aus Weisenbach muss dafür nun nach Gernsbach fahren. Inhaber Christian Peter erklärt warum: „Der Unterrichtsraum in Weisenbach ist zu klein, da wir strenge Abstandsregeln einhalten müssen.“
Neue Regeln auch für den Theorie-Unterricht
Deshalb kann er auch in Gernsbach nur neun statt 18 Schüler gleichzeitig unterrichten. Wer kommen will, muss sich vorab in einer WhatsApp-Gruppe anmelden und bekommt dann direkt einen nummerierten Sitzplatz zugewiesen. „Wir versuchen, die verlorene Zeit so gut es geht aufzuholen“, bekräftigt Peter. Er plane jetzt Doppel-Theoriestunden, außerdem fahre er seit Montag vor allem mit den Schülern, die kurz vor der Prüfung stehen.
Wir hatten hohe Verluste in den vergangenen Wochen.Horst Moser, Fahrschulinhaber in Weisenbach
Mehraufwand hin oder her – Fahrschüler wie -lehrer sind froh, wieder zusammen im Auto zu sitzen. „Wir hatten hohe Verluste in den vergangenen Wochen“, klagt Moser. Und Christian Peter stört nun auch die Maskenpflicht nicht. „Wer weiß, vielleicht sind wir es schon bald gar nicht mehr anders gewohnt.“