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Tochter mit Autoritätsproblem

Kinderkram-Kolumne: Was beim Kinderturnen alles schief laufen kann

Was tun, wenn das eigene Kind einfach macht, was es will? Unser Redakteur hat dem Willen seiner Tochter beim Kinderturnen freien Lauf gelassen. Dass das nicht alle Beteiligten gut fanden, lag auch an einem Stück Brezel. Und am Ende der denkwürdigen Turnstunde mit dem aufmüpfigen Zwerg floss sogar Blut.

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Zehn Jahre Sporttherapie für krebskranke Kinder Foto: Burgi

Unsere Tochter hat ein Problem mit Autorität. Meine Frau meint, das hätte sie von mir. Jedenfalls ist das Kinderturnen vor einigen Tagen deshalb ein klein wenig aus dem Ruder gelaufen. Aber der Reihe nach: Schon beim Aufwärmen merke ich, dass mit dem Mädchen irgendetwas nicht stimmt. „Aaaalleeee gaaaanz laaaangsaaaam geeeehn!“, brüllt die Übungsleiterin durch die Halle. Die anderen Kinder bewegen sich in Zeitlupe. Meine Tochter rennt schreiend über das Parkett.

„Uuuund jeeeetzt aaaalleeee reeeenneeeen!“ Die Kinder rennen. Meine Tochter bleibt wie angewurzelt stehen. „Aaaalleeee im Kreeeeiiiis laaaauuuufeeeen!“ Die Kinder laufen im Kreis. Meine Tochter rennt schnurstracks zum Ausgang.

Kind außer Kontrolle

Dann geht es weiter zum Parcours, den engagierte Eltern aufgebaut haben, während ich versucht habe, mein Kind einzufangen, um ihm Rutschsocken anzuziehen. An einer Station sollen die Kleinen unter einer Latte hindurch robben, über die nächste drüber klettern und dann durch einen Turnreifen steigen.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Meine Tochter klettert über das erste Hindernis, zwängt sich unter dem zweiten hindurch und wirft den Reifen um. Dass sie dabei auch noch ein Stück Brezel in der Hand hält, bringt mir verurteilende Blicke der Übungsleiterin ein.

Nicht ohne meine Brezel!

Nun klettern alle Kinder über eine Bank. Meine Tochter aber rennt zum Rucksack und holt sich noch ein Stück Brezel. Dann legt sie sich bäuchlings auf den Boden, streckt die Beine aus und ruft: „Papa – ziehen!“

Nachdem ich den Hallenboden mit meiner Tochter aufgewischt habe, stelle ich mich brav mit ihr an der nächsten Station an. Statt den Ball wie gedacht auf die neun Kegel zu werfen, küsst sie die anderen Kinder in der Schlange, schnappt sich das runde Leder und sucht das Weite. Dann holt sie sich noch ein Stück Brezel.

Blutbad an der Bank

Schließlich klettert die Kleine doch noch auf die Bank. „Macht sie toll“, meint eine junge Mutter anerkennend. „Kann sie schon alleine“, entgegne ich stolz, während das Kind von der Bank fällt, sich auf die Lippe beißt und in Tränen ausbricht. Mit dem schreienden Kind auf dem Arm, renne ich in die Kabine, um das Blut abzuwaschen.

Singkreis minus eins

Am Ende dieser denkwürdigen Turnstunde kommen die Kinder zum Kreis zusammen und singen gemeinsam. Nur eines fehlt: Meine Tochter klettert am anderen Ende der Halle auf eine Kiste. Mit Brezel in der Hand.

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