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Warnschrei bei Gefahr

Lamas schützen in Forbach Ziegen vor Wolfs­angriffen

Ungewöhnlicher Herdenschutz im Murgtal: In Forbach schützen Lamas Dutzende Ziegen vor Wolfsangriffen. Denn Landschaftspfleger Sven Strobel hat im vergangenen Jahr bereits zwei Tiere durch einen solchen Angriff verloren. Ein Hund wäre keine Alternative für ihn gewesen.

Ungewohntes Bild: Lamas stehen auf der Weide zum Schutz gegen Wolf und Luchs, aber auch gegen wildernde Hunde.
Ungewohntes Bild: Lamas stehen auf der Weide zum Schutz gegen Wolf und Luchs, aber auch gegen wildernde Hunde. Foto: Bauer

Unbeirrt mit hocherhobenem Kopf stampft die Lamastute zielstrebig gegen den vermeidlichen Störenfried am Rande der Ziegenkoppel. Sie nimmt Tempo auf und stürmt auf den Eindringling zu. Erschrocken und beeindruckt zieht sich dieser zurück. Ihre dreijährige Lama-Schwester sichert derweil höchst aufmerksam die 55 Ziegen des Weisenbacher Landschaftspflegers Sven Strobel auf der Weide in Forbach-Langenbrand.

Diese Situation ist die Reaktion der Lamas auf einen neugierigen Besucher mit Hund. Zur Erinnerung: Mitte Oktober vergangenen Jahres hatte der Tierhalter genau hier, unmittelbar in Ortsnähe, zwei durch einen Wolf gerissene Ziegen zu beklagen.

Strobel hat diese Weide mittlerweile an exponierten Stellen mit einem doppelten Zaun gesichert. Dass die schwierigen topografischen Verhältnisse nicht an jeder Stelle einen wirklich wolfssicheren Schutz erlauben, klingt glaubhaft.

Herdenschutzhund keine Alternative für Landschaftspfleger in Forbach

Der Landschaftspfleger kennt die Knackpunkte genau: „Herdenschutzhunde in Dorfnähe und direkt am vielbegangenen Murgtal-Wanderweg sind keine Alternative. Die hohen Anschaffungskosten und die zeitintensive Ausbildung sind außerdem für die meisten Hobby-Landschaftspfleger indiskutabel.“

Wer sich jedoch ernsthaft mit der Problematik befasst, stolpert zwangsläufig über Esel, Alpakas oder Lamas als Alternative zu Herdenschutzhunden. Wegen ihrer angeborenen Abneigung gegen alle Hundeartigen werden sie vielerorts erfolgreich im Herdenschutz eingesetzt. Inwieweit sie tatsächlich nun Schutz gegen einzelne Wölfe und Luchse bieten, wird seit 2012 in Schweizer Wolfsgebieten im Pilotprojekt „Herdenschutz mit Lamas“ erforscht.

Resultat der wissenschaftlichen Untersuchung: „Gegen einzelne Wölfe kann das Verhalten der Lamas und Alpakas durchaus störende Wirkung zeigen, da dieses nicht typisch für ihre Beutetiere ist und den Jagdablauf des Wolfes unterbrechen kann. Um das Risiko von Verletzungen zu vermeiden, werden nicht einschätzbare Situationen von Wölfen eher gemieden.“

Über die Einsatzmöglichkeit wissen die Schweizer Wissenschaftler nach langjährigen Versuchen: „In homogenen, kleinen Nutztierherden, wo sich der Einsatz von Herdenschutzhunden aus finanziellen Gründen nicht lohnt, könnte der Einsatz von Lamas und Alpakas eine Alternative darstellen, vor allem auch zum Schutz von Ganzjahresweiden in tieferen, flachen Lagen“.

Bei Schutz-Lamas müssen einige Dinge beachtet werden

Sven Strobel hat seit einiger Zeit nun drei dreijährige Stuten und ein 18 Monate alten Hengst auf zwei unterschiedlichen Weiden stehen. Er selbst glaubt, dass Lamas als Aufpasser besser geeignet sind als Alpakas oder Esel. Jedoch: „Zuviel Lamas in einer Schaf- oder Ziegenherde funktioniert auch nicht, sonst bilden sie dort einen eigenen sozialen Verbund und kommen ihrer Arbeit als Herdenschützer nicht mehr nach.“

Wie funktioniert denn nun der Schutz? Lamas und Alpakas patrouillieren in der Herde oder halten auf erhöhten Punkten Ausschau. Bei Gefahr stoßen sie einen Warnschrei aus und stellen sich zwischen Angreifer und Herde. Die sehr aufmerksamen und neugierigen Tiere stürmen auf den Angreifer zu und versuchen, ihn mit heftigem Stampfen, Ausschlagen und Beißen zu vertreiben.

Menschen gegenüber sind Lamas nicht aggressiv, trotzdem sollten einige Verhaltenshinweise beachtet werden: Wenn Lamas schreien und einem entgegenrennen gilt es ruhig zu bleiben und nicht weiter auf sie zugehen. Es empfiehlt sich, die Herde weiträumig zu umgehen. Die Lamas, Ziegen oder Schafe auf jeden Fall ignorieren. Hunde müssen an der Weide immer angeleint sein.

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