Leise Töne kennt er nicht: Mit Bass, Beats und blanker Brust tritt Bülent Ceylan auf die Gaggenauer klag-Bühne. Der Hardrocker unter den deutschen Comedians enthüllt sein neues Programm „Luschtobjekt“. Dort, wo seine Karriere vor 20 Jahren ihren Anfang nahm.
Ceylans Vorpremieren-Publikum begegnet alten Bekannten: Klischee-Kanake Hassan, Anneliese, die fleischfressende Venusfalle im Pelzmantel, und der bruddelnde Hausmeister Mompfred sind bewährte Figuren. In seinem elften Live-Programm schlüpft Ceylan indes auch in neue Rollen.
Der Kult-Kurpfälzer mit Integrationshintergrund ist manchmal Bülent: die headbangende Rampensau, der temperamentvolle Türk, der wilde Wortakrobat. Und dann plötzlich verwandelt er sich. In Harald, den arbeitslosen Single mit Käppi und Billig-Trainingsjacke aus Monnem, der sich in Kontaktanzeigen als schwarzes Unterwäsche-Modell ausgibt.
In Hassan, den Proll-Kanaken mit Goldkettchen und Brusttasche, der mit seiner neuen Rolle als Kombi fahrendem Zwillingsvater hadert. In Anneliese, die männerverschlingende Pelzmantel-Fetischistin mit Leoparden-Brille und Kieks-Lachen.
Bülent Ceylan erschafft neue Kunstfigur
Und natürlich kommt auch Hausmeister Mompfred zu seinem Auftritt. Der Despot im grauen Arbeitskittel findet sich in den Fängen verzweifelter Hausfrauen wieder und gibt Integrationskurse für arabische Flüchtlinge, deren vokalarme Namen er sich ums Verrecken nicht merken kann („Ich nenn’ dich einfach Walter“).
Ceylan hat auch eine neue Figur geboren: Den dümmlichen Donnergott Thor, dem sein Hammer offenbar mindestens einmal zu häufig auf das blond gelockte Haupt gefallen ist.
Dessen göttliche Kalauer – die eigene Babysitterin wird zur Thor-Hüterin, der Hypnotiseur zum Berufspendler – finden im Publikum dankbare Abnehmer.
Dann ist Bülent wieder Bülent und trägt zur Aufklärung der Millenials bei: „Bei Dunkelheit sucht sich das iPhone ein Ladekabel. Wenn es passt, baut sich ein Balken auf.“
Bordyguard kennt alle Gags
Einer lacht nicht: Bodyguard Ali, ein bärtiger Libanese, sitzt stoisch auf einem Hocker am Bühnenrand. Er kennt Ceylans Gags alle, denn er begleitet den Rechtsküsser und Linksträger („Ich muss doch beim Küssen das Gleichgewicht halten“) zu allen Auftritten.
Ihr Deutschen habt Glück mit der Körperbehaarung.
Entsprechend unberührt nimmt es Ali hin, wenn er selbst zur breitschultrigen Zielscheibe seines Chefs wird. „Ihr Deutschen habt Glück mit der Körperbehaarung“, meint Ceylan, während das Publikum – geschlechterabhängig wonnesam oder neidisch – auf seine nackte Brust starrt: „Ich kenne Araber, die brauchen eine ganze Flasche Shampoo. Nur für ihr Rückenhaar. Gell, Ali?“
Position gegen Rechtsaußen
Warum Ceylan überhaupt einen Personenschützer im Schlepptau hat, wird an diesem Abend deutlich. Mit Spitzen gegen Erdogan und Rechtsausleger macht er sich nicht nur Freunde.
Beispiel? Weil der Klimawandel das Waldsterben begünstigt, braucht es neue Baumarten aus dem Ausland. Da fluchen die Buchen: „Wir sind der Wald!“
Hardrock zum Finale
Zum Finale, die meisten Biergläser im klag sind schon leer, singt Ceylan. Und wie! Beim Hardrock-Cover von Helene Fischers „Atemlos“ fliegt seine schwarze Mähne über die Bühne. Dann röhrt er ein Eigenwerk – rammsteinesque, kraftvoll und düster. Sein Titel, na klar: „Luschtobjekt“.
Termine: Bülent Ceylan: „Luschtobjekt“ am 6. Februar 2020 in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe und am 15. Februar 2020 in der Offenburger Baden-Arena; Karten gibt es unter anderem bei Reservix .