Skip to main content

Hohes Risiko in Deutschland

Waldbrand in Gaggenau: Was könnte die Feuerwehr unternehmen?

In weiten Teilen Deutschlands herrscht Waldbrandgefahr. Doch für die Feuerwehr sind manche Stellen schwer zu erreichen. Sie liegen auch nicht zwangsläufig in der Nähe einer Wasserquelle. Was würden die Einsatzkräfte also tun, wenn zum Beispiel in Gaggenau ein Waldbrand ausbricht?

Tief in den Wald hinein können die Feuerwehrleute Schlauchleitungen verlegen, wenn sie mit ihren Fahrzeugen nicht weiterkommen. Symbolfoto: Julian Stähle / dpaARCHIV - 26.06.2019, Tief in den Wald hinein können die Feuerwehrleute Schlauchleitungen verlegen, wenn sie mit ihren Fahrzeugen nicht weiterkommen.
Tief in den Wald hinein können die Feuerwehrleute Schlauchleitungen verlegen, wenn sie mit ihren Fahrzeugen nicht weiterkommen. Symbolfoto: Julian Stähle / dpaARCHIV - 26.06.2019, Tief in den Wald hinein können die Feuerwehrleute Schlauchleitungen verlegen, wenn sie mit ihren Fahrzeugen nicht weiterkommen. Foto: Symbolfoto: Julian Stähle / dpa

Am Freitag schätzte der Deutsche Wetterdienst das Risikolevel für einen Waldbrand in Baden-Württemberg nach wie vor auf vier von fünf. Ein Funke an der falschen Stelle könnte ausgedörrte Forstflächen in Flammen aufgehen lassen. Dieter Spannagel, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, berichtet, was die Einsatzkräfte tun könnten, wenn in Gaggenau der Wald brennt.

Um Brandstellen im Wald zu erreichen, hat die Feuerwehr mehrere Möglichkeiten. Die erste sind die Wirtschaftswege. Dort können auch Einsatzwägen entlangfahren.

„Wo der Holzabfuhr-Lastwagen durchkommt, kommen wir auch durch“, sagt Spannagel. „Wir sind in der glücklichen Lage: Wir haben deutlich mehr Waldwege als andere Länder, die ich kenne.“

Schlauchleitungen können tief in den Wald hinein verlegt werden

In Bereiche, die nur zu Fuß erreichbar sind, legen die Einsatzkräfte Schlauchleitungen. Allein mit dem Material aus ihrem Schlauchwagen kommen sie zwei Kilometer weit. In ihren Löschfahrzeugen liegen weitere Schläuche bereit.

Im Notfall könnten über die Leitstelle des Landkreises zusätzliche Schlauchwägen angefordert werden, etwa aus Rastatt oder Bühl.  „Man kann sie theoretisch unendlich weit aneinanderkuppeln“, sagt Spannagel.

Der Wasserdruck nimmt zwar unterwegs ab, doch je nach Bedarf werden Pumpen zwischen den Schläuchen eingefügt. Das ist gerade in bergigem Gelände unumgänglich: „Je steiler es hinaufgeht, desto mehr Pumpen müssen wir dazwischenschalten.“ Bergab hingegen hilft das Gefälle.

Wir kommen eigentlich überall hin.
Dieter Spannagel schätzt die Voraussetzungen im Gaggenauer Stadtgebiet als gut ein.

„Wenn’s gar nicht anders geht“, könnte die Feuerwehr auch Helikopter anfordern, etwa von der Landespolizei oder der Bundeswehr. An diese würden dann Behälter mit Wasser angehängt und vom Hubschrauber aus geöffnet. Sie können je nach Modell gut und gerne 5000 Liter fassen.

„Das haben wir aber bei uns in der Gegend Gott sei Dank noch nie gebraucht“, betont Spannagel. „Es gibt sicherlich viele Bereiche im Stadtgebiet, wo man nicht einfach hinkommt. Aber wir kommen eigentlich überall hin.“

Wasserzufuhr sichern Hydranten und natürliche Gewässer

Auch die Wasserzufuhr ist machbar. „Es gibt einige wenige Hydranten in den Wäldern“, sagt Spannagel. Mancherorts können sich die Feuerwehrleute auch an Flüssen und Seen im Wald bedienen.

Eine dritte Möglichkeit ist, die Tanklöschfahrzeuge am nächstgelegenen Hydranten außerhalb des Waldes aufzufüllen. 5000 Liter Wasser passen Spannagel zufolge in einen Standard-Tank.

Spezial-Tanks wie der Abrollbehälter der Feuerwehr in Baden-Baden fassen fast doppelt so viel. Eine Füllung reicht freilich bei weitem nicht für einen Waldbrand – aber es ist ein Anfang.

Im schlimmsten Fall müssten Gebiete aufgegeben werden

Wenn alles Wasser und alle Mühe nicht ausreichen, müsste die Feuerwehr hoffnungslose Brandflächen abtrennen. „Man würde versuchen, die natürlichen Gegebenheiten zu nutzen“, erklärt Spannagel.

Die Feuerwehr würde beispielsweise die Schneisen an Waldwegen schützen oder eine neue Schneise schlagen lassen. Das ist aber ein Worst-Case-Szenario, das er noch nicht erlebt hat.

Die Entscheidung, ein Gebiet aufzugeben, müsste nicht Spannagel fällen. Bei einem derartig großen Waldbrand wären längst nicht mehr nur er und seine 300 freiwilligen Feuerwehrleute gefordert.

Weitere Wehren, der Kreisbrandmeister und Vertreter der Forstverwaltung wären auf den Plan gerufen worden. Sie würden eine gemeinsame Taktik planen.

Die Verbreitungsgefahr ist nicht ganz so dramatisch.
Dieter Spannagel sieht Mischwälder als Vorteil.

Dass es so schlimm kommt, glaubt Spannagel jedoch gar nicht. Die Gefahr eines Waldbrandes hält er zwar für hoch. „Der Wald ist absolut trocken.“ Dringend nötig sei deshalb ein mehrtägiger Landregen, der Bäume und Boden ordentlich durchfeuchtet.

Nadelbäume brennen heftiger

Ein Vorteil ist jedoch, dass es sich um einen Mischwald handelt. „Da ist die Verbreitungsgefahr nicht ganz so dramatisch“, sagt Spannagel. „Die Zusammensetzung des Waldes macht viel aus.“ Ein Nadelbaum brenne deutlich heftiger als ein Laubbaum.

Zudem mache es einen Unterschied, ob auf dem Boden trockenes Reisig liegt oder nicht. Insofern seien bewirtschaftete Wälder auch etwas weniger gefährdet als Bannwälder, die sich selbst überlassen werden.

Dieter Spannagel, Kommandant der Feuerwehr in Gaggenau, mahnt dringlich zur Umsicht. Regel Nummer Eins: Wer ein Feuer entdeckt, sollte sofort Bescheid geben.

Wer im Wald unterwegs ist, sollte außerdem das Rauchverbot beachten. Es gilt von März bis Oktober. Auch Autoinsassen sollten tunlichst vermeiden, Zigarettenkippen aus dem Fenster zu werfen. „Selbst die offenen Grillstellen sollte man nicht benutzen“, sagt Spannagel. „Ein Funke reicht aus.“

Fahrzeuge sollten zudem nicht auf trockenen Wiesen abgestellt werden. Heiße Katalysatoren oder Auspuffrohre können Gras und Laub in Brand setzen. Außerdem sollten sie so geparkt werden, dass die Feuerwehr im Notfall durchkommt – idealerweise also auf ausgewiesenen Stellplätzen.

Wichtig ist auch, keine Flaschen, Scherben, Blechbüchsen oder anderen reflektierenden Abfall herumliegen zu lassen. Es ist zwar umstritten, aber auch nicht vollständig auszuschließen, dass sie unter unglücklichen Umständen Licht bündeln und einen Brand auslösen könnten. Außerdem weist der Deutsche Jagdverband darauf hin, dass Tiere sich an Scherben schwer verletzen können.

nach oben Zurück zum Seitenanfang