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Emotionaler Höhepunkt

Wildtierexperte berichtet vom Fang des Murgtäler Luchses

Vor einer Woche gelang Forschern im Murgtal ein seltenes Kunststück: Sie fingen einen lebenden Luchs. Die scheue Raubkatze wurde mit einem Sender ausgestattet. Jetzt berichtet der Wildtierexperte des Landkreises Rastatt über einen ungewöhnlichen Fang, seine aufregende Nacht und erzählt, warum er im Auto schlafen musste.

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Sprung in die Freiheit: Nachdem er mit einem Senderhalsband versehen wurde, verschwindet Luchs „Toni“ wieder im Wald. Foto: FVA/L. Kopaniak

Mitten in der Nacht klingelt das Handy. Martin Hauser schießt das Adrenalin in die Adern. Die Luchsfalle im Murgtäler Wald hat ausgelöst. Der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt springt aus dem Bett. Kleidung und Taschenlampe liegen schon bereit.

Wenige Minuten später ist klar: Luchs „Toni“ sitzt in der Falle. „Diese Nacht werde ich nie vergessen“, sagt Hauser: „Sie war der emotionale Höhepunkt meines Berufslebens.“

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) will das Tier zu wissenschaftlichen Zwecken mit einem Senderhalsband ausstatten. Allein: Es gelingt nur selten, die scheuen Raubkatzen lebend zu fangen. „Man kann monatelang warten, ohne dass sich an der Falle etwas tut“, sagt Hauser.

Lockstoff führt Luchs in die Falle

Durch seinen engen Kontakt zu Jagdpächtern und Förstern nimmt der Wildtierexperte rasch die Luchsfährte auf. Bei seinen nächtlichen Streifzügen löst das nach Landrat Toni Huber benannte Männchen mehrfach Fotofallen aus – unter anderem im September in Weisenbach (Murgtal).

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Im Dezember löste Luchs "Toni" eine Fotofalle im Weisenbacher Forst aus. Foto: Christoph Wittemann

An einer dieser Stellen platziert Hauser Anfang April eine mit dem Urin eines Luchsweibchens präparierte Box.  Der Lockstoff zeigt schnell Wirkung: In der Nacht auf Osterdienstag geht „Toni“ in die Falle. Mit seinen Pfoten berührt der Luchs eine in der Kiste ausgelegte Schnur. Die Falltüren klappen zu.

Handyalarm in der Nacht

Sekunden später ertönt der Handyalarm auf Hausers Nachttisch. Gemeinsam mit seinem Sohn steigt er ins Auto.

Kurz darauf haben sie letzte Gewissheit: Eine an der Falle installierte Kamera schickt ein Bild des Luchses auf Hausers Mobiltelefon.

Der Wildtierexperte schläft im Auto

Vor Ort entdecken die Männer das Pinselohr und informieren die FVA. Bis zur Ankunft der Experten aus Freiburg legen sich Vater und Sohn zum Schlafen ins Auto. Nur einmal werden sie gestört: „Ein Fuchs hatte eine andere Falle ausgelöst“, berichtet Hauser.

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Luchs "Toni" sitzt in der Falle. Foto: Martin Hauser

Nachdem die Wissenschaftler eingetroffen sind, wird „Toni“ mit dem Blasrohr betäubt und aus der Kiste getragen. Die Forscher legen dem Luchs ein Senderhalsband um und nehmen eine Blutprobe. „Es ging ihm zu jeder Zeit gut“, betont Hauser.

Untersuchungen dauern eine Stunde

Eine Stunde lang untersuchen die Experten das Tier – wegen der Corona-Pandemie unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

Ein unglaubliches Gefühl. Wie ein Jackpot im Lotto.
Wildtierbeauftragter Martin Hauser

Als „Toni“ wieder in der Box und aufgewacht ist, hebt der Fachmann die Klappen. Der Luchs springt in die Freiheit. „Ein unglaubliches Gefühl“, erinnert sich Hauser, „wie ein Jackpot im Lotto“.

Antenne fängt Signal ein

Durch seine 100-Prozent-Stelle als Wildtierbeauftragter kann er viel Zeit in das Monitoring der Raubkatze investieren. Täglich läuft Hauser mit einer VHS-Antenne durch den Wald, um „Tonis“ Signal aufzunehmen.

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Martin Hauser mit der Antenne im Wald Foto: FVA/S. Thoma

Der Sender informiert die Wissenschaftler zwei Jahre lang über das Verhalten des Luchses – auch mittels GPS. Aus den Daten können sie Details über seinen Lebensraum, sein Wanderverhalten und Beutespektrum ableiten.

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