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Straßenbau läuft bisher weiter

Autobahn-Baustellen könnten wegen der Corona-Pause sogar schneller fertig sein

Der Straßenbau ist laut Verkehrsministerium von der Coronakrise noch nicht hart getroffen. Viel mehr möchte die Baubranche in Baden-Württemberg Chancen nutzen, die sich nun auftun - es gibt weniger Verkehr auf den Straßen.

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Die Arbeiten am Albaufstieg werden sich verzögern. Eine öffentliche Auslegung im Sommer kann nicht stattfinden – die Zeit ist aus Sicht der Experten nicht mehr aufzuholen. Es ist eines der wenigen Projekte, bei denen eine Verzögerung absehbar ist. Foto: dpa

Baustellen auf Autobahnen wie der A5 und der A6 sind für alle Beteiligten schwer erträglich . Autofahrer quälen sich im Stau, die Zulieferer für die Baustelle müssen sich mit ihren Lastwagen einreihen. In Zeiten des Coronavirus sind die Straßen ungewohnt leer – eine Situation, die die Baubranche als Chance nutzen möchte.

„Wir wollen Baustellen angehen, die man bei viel Verkehr nicht angehen kann“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag. In einer Pressekonferenz via Telefon erklärte er, wie stark die Auswirkungen der Coronakrise auf den Straßenbau ist.

„Wir haben den Eindruck, dass die Baustellen bisher weitgehend laufen“, sagte Hermann. Einzelne Einschränkungen und Verzögerungen bis hin zum kompletten Stillstand gebe es allerdings auch.

"Wir schauen, dass schnell bezahlt wird"

„Wir schauen, dass möglichst viel gebaut wird – aber nicht um jeden Preis.“ Die Arbeitnehmer müssten geschützt werden. Die Investitionsmittel des Landes für den Straßenbau sollten trotz der Krise weitgehend abgerufen werden können. Das Land stelle 220 Millionen Euro, der Bund weitere rund 800 Millionen Euro zur Verfügung. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass es keinen Sanierungsstau gibt“, erklärte Hermann.

Der Verkehrsminister versprach zudem einen kulanten Umgang mit Bauunternehmern. „Wir schauen, dass das, was gebaut wird, auch schnell bezahlt wird. Die Branche soll nach der Krise weiter existenzfähig sein.“

Ausschreiben müssten unbedingt weiter getätigt werden, mahnte auch Markus Reichl vom Bauwirtschaftsverband an. „Wir dürfen nicht in ein Loch fallen.“

Immer aktuell:

Krankenstand ist wegen des Coronavirus leicht erhöht - "Tendenz steigend"

Teile der Branche klagen bereits über eine Ausschreibungsflaute. Seine Fachgruppe soll sich nun wöchentlich mit dem Ministerium austauschen. Stand derzeit: „Wir sind in der Lage, den Betrieb aufrecht zu erhalten.“ Der Krankenstand sei nur leicht erhöht. „Die Tendenz ist aber steigend“, sagt Reichl.

Bei den Straßenbauprojekten nimmt wegen vieler Corona-Fälle vor allem der Raum Karlsruhe aufgrund seines Grenzbereichs zu Frankreich eine besondere Rolle ein. „Das Positive ist , dass Ausländische Arbeitskräfte wieder nach Deutschland einreisen dürfen“, sagte Reichl.

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Dafür würden Stadtwerke mancherorts ein Vorankommen der Baustellen verhindern. Mit einem allgemeinen Verweis auf die Corona-Krise würden diese keine Notstrom oder Notwasser-Einrichtungen zur Verfügung stellen. „Dann sind wir nicht in der Lage, vorhandene Bauaufträge abzuwickeln.“ Insgesamt sei man bislang im ersten Quartal 2020 aber so weit wie im ersten Quartal 2019.

Derzeit müssen laut Mathias Waggershauser, Vizepräsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, kaum Projekte ausgesetzt werden: „Wir schätzen, dass 98 Prozent der Maßnahmen noch laufen.“

Mit Spritzbeton und Ankern wird die Ortsbrust stabilisiert, die Wand im vorderen Bereich des Tunnels. Ein Arbeiter (rechts) bedient die Spritzbetonmaschine.
Derzeit ausgesetzt: Die Arbeiten am Arlinger Tunnel. Foto: Jürgen Müller

Zu den wenigen Projekten, die vorerst ausgebremst werden, gehört der Albaufstieg an der A8. Im Sommer hätte eine Planänderung öffentlich ausgelegt werden sollen – das ist aufgrund der Coronakrise nicht möglich. Die Wochen oder Monate an Verzögerung könne man eins zu eins an die Projektdauer dazurechnen, hieß es aus dem Verkehrsministerium.

Vor allem nach der Krise werden sich Baubranche und Politik damit auseinandersetzen müssen, ob es digitale Möglichkeiten gäbe, die die formellen Voraussetzungen auch erfüllen können.

Österreichische Firmen arbeiten beim Arlinger Tunnel

Die meisten Straßenbauprojekte trotzen auch im hiesigen Regierungsbezirk bislang der Krise. Irene Feilhauer vom Regierungspräsidium Karlsruhe berichtet von eingeschränkter Arbeitsfähigkeit in der Straßenverwaltung, in Ingenieurbüros und Baufirmen sowie von beginnenden Lieferengpässen. „Trotz Behinderungsanzeigen laufen die meisten Baustellen im Regierungsbezirk noch gut“, betont Feilhauer aber.

Bei einigen Maßnahmen komme es zu Veränderungen.

Dazu gehören etwa die Arbeiten am Arlinger Tunnel. Die Hauptröhre wurde 360 Tunnelmeter vorangetrieben. Manche der Baufirmen haben ihren Sitz aber in Österreich, die Bauarbeiten mussten vor zwei Wochen bis auf Weiteres eingestellt werden. Die Zeit soll durch „Optimierungen einzelner Bauabläufe“ kompensiert werden, so das Regierungspräsidium.

Für den Ausbau der Enztal-Querung ist es fraglich, ob die Ausschreibungen wie geplant im Frühjahr erfolgen können. Als Grund hatte Regierungspräsidentin Sylvia Felder (CDU) unter anderem die Coronakrise genannt.

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