Als der Mannschaftsbus anrollte, war die Fangemeinde nicht mehr zu halten: Mehrere Hundert KSC-Anhänger, die zuvor bis zu zwei Stunden im Regen auf das Eintreffen der Fußballer gewartet hatten, bestürmten den Bus , trommelten mit ihren Fäusten an die Scheiben.
Auch ein Spieler zündete wohl eine Rauchkerze
Im Hintergrund flogen Feuerwerkskörper durch die Luft, Bengalos wurden gezündet. Ein Spieler des KSC hielt eine Rauchkerze aus dem Fenster des rollenden Busses.
Die ausgelassene und zeitweise außer Kontrolle geratene Jubelfeier könnte für den Spieler und einige Fans Konsequenzen haben. Man habe Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet, erklärt Raphael Fiedler vom Polizeipräsidium Karlsruhe.
Welcher KSC-Spieler die Rauchkerze aus dem Fenster hielt, sei noch nicht bekannt, ebenso wenig wie die Identität der Bengalo-Zünder. Ein Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz kann mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe geahndet werden.
600 bis 700 Menschen befanden sich laut Polizei vor dem Wildparkstadion, als gegen 22.30 Uhr der Mannschaftsbus einfuhr. Die Polizei war mit sieben Streifenwagen vor Ort und sicherte den Adenauerring für die Einfahrt des Busses ab – als Pyrotechnik abgefeuert wurde, schritt sie nicht ein.
Auch Verstöße gegen die Corona-Verordnung wurden nicht geahndet, obwohl Abstandhalten unmöglich war.
Ausgelassen, aber friedlich
Eine solche Menge unter Kontrolle zu halten, sei fast unmöglich, erklärt Raphael Fiedler. Ein Einschreiten wäre wohl nur gewaltsam möglich gewesen, „und das wäre unverhältnismäßig gewesen“. Denn die Jubelfeier sei zwar ausgelassen, aber doch friedlich verlaufen.
Die Feier ist ein kleines bisschen aus dem Ruder gelaufen.Holger Brandenburg, KSC-Sicherheitsbeauftragter
„Die Feier ist ein kleines bisschen aus dem Ruder gelaufen“, räumt Holger Brandenburg, der Sicherheitsbeauftragte des KSC, ein. „Aber Emotionen kann man eben nicht steuern.“ Mit einem so großen Ansturm am Wildparkstadion hätte Brandenburg nicht gerechnet. „Es war ja nur ein Klassenerhalt, kein Aufstieg oder eine Meisterschaft.“
Bengalos auch bei Derbys in anderen Städten
Brandenburgs Stellvertreter als Sicherheitsbeauftragter, Ralf Berger, war selbst vor Ort am Wildparkstadion und sagt: „Im Prinzip hatte man erwartet, dass die was abfeuern werden.“
Bengalos wurden auch bei anderen Derbys in anderen Städten in den vergangenen Tagen gezündet – das Verbot der Pyrotechnik und auch Corona-Auflagen sind überall schwer umzusetzen. Ob der eigene Spieler, der die Rauchkerze aus dem Busfenster hielt, Konsequenzen innerhalb des Vereins erfahren müsse, kann Berger nicht sagen.
Was in unserer Hand lag, das haben wir getan.Ralf Berger, stellvertretender KSC-Sicherheitsbeauftragter
Acht Ordnungskräfte des Vereins versuchten am Stadion, die Menge im Zaum zu halten. Ganz gelang ihnen das nicht: Auf dem Weg vom Adenauerring zum Stadion belagerten die Fans den Bus und hinderten ihn teilweise am Weiterfahren, für den ganzen Weg brauchte er fast eine Stunde.
Immerhin hätten die Fußballer sich an die Vorgabe gehalten, nicht aus dem Bus auszusteigen, bis sie vor dem Stadion angekommen waren, sagt Berger: „Was in unserer Hand lag, das haben wir getan.“