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Eigene Herstellung möglich

Coronavirus: Desinfektionsmittel auch in Karlsruher Apotheken knapp

Durch die Ausbreitung des Coronavirus werden auch in Karlsruher Apotheken die Desinfektionsmittel knapp. Unter bestimmten Bedingungen dürfen Apotheker die Mittel auch selbst herstellen und verkaufen. Denn während die meisten Menschen auch ohne zurecht kämen, sind manche Risikogruppen tatsächlich auf Desinfektionsmittel angewiesen.

Desinfektionsmittel können Apotheker selbst herstellen – auch PTA Stephanie Köhler ist qualifiziert. Den Mundschutz trägt sie dabei aber nicht wegen des Coronavirus, sondern um die Rezeptur nicht zu verunreinigen.
Desinfektionsmittel können Apotheker selbst herstellen – auch PTA Stephanie Köhler ist qualifiziert. Den Mundschutz trägt sie dabei aber nicht wegen des Coronavirus, sondern um die Rezeptur nicht zu verunreinigen. Foto: Jörg Donecker

„Atemschutzmasken sind leider ausverkauft“, steht auf dem Zettel an der Glastür. Die Rüppurrer Gropius-Apotheke ist nicht die einzige in Karlsruhe, die ihren Kunden solcherlei Hinweise schon beim Betreten des Geschäfts liefert. Die Nachrichten über die Verbreitung des Coronavirus befördern eine erhöhte Nachfrage nach Mundschutz und Desinfektionsmitteln, die in der ganzen Stadt kaum noch zu haben sind.

Sich mit Atemschutzmaske vor einer Ansteckung schützen zu wollen, ist idiotisch

Karl Hofheinz, Apotheker

„Sich mit Atemschutzmaske vor einer Ansteckung schützen zu wollen, ist idiotisch“, sagt Apotheker Michael Hofheinz. Die Masken seien nur sinnvoll, um andere Personen vor einer Übertragung von Keimen zu schützen – zum Beispiel schützten Ärzte bei Operationen so ihre Patienten.

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Wer erkältet sei, könne mit einer Atemschutzmaske sein Umfeld vor Ansteckung schützen. „Mit einer normalen Maske wirkt dieser Schutz aber nur etwa 20 Minuten, dann ist sie feucht von der Atemluft und bildet keine Barriere mehr“, so Hofheinz. Somit bräuchte man allein für einen Tag bestimmt 100 Masken – das Ergebnis sei ein riesiger Müllberg.

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Im Verkaufsraum, bei Apotheken die Offizin genannt, steht ein Hygienemittelspender für die Kunden bereit, der aber nicht allzu große Beachtung findet. „Haben Sie noch Desinfektionsmittel?“, fragt eine Stammkundin der Gropius-Apotheke.

Als Hofheinz verneint, ist sie nicht sonderlich beunruhigt. „Ich habe ganz normale Hygienemaßnahmen ergriffen“, erzählt sie, nach dem Coronavirus gefragt. „Ich gebe zum Beispiel im Moment niemandem die Hand.“

Mittel für Blutdruck, Schilddrüse und gegen Schmerzen werden knapp

Medikamente auf Vorrat besorge sie jetzt auch nicht. „Ich habe ja meine Hausapotheke.“ Sie kauft regelmäßig ein Blutdruckmittel, auch das jedoch nicht auf Vorrat. „Das ist schon seit Jahren schwierig zu bekommen, außerdem bekomme ich das ja nur auf Rezept.“

Mittel zur Regulierung des Blutdrucks oder der Funktion der Schilddrüse, ein Antidepressivum und Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen gehören zu denen, die in diesen Tagen auf der Defekteliste stehen – der Liste der bestellten, aber nicht lieferbaren Medikamente. „Daran sieht man, wohin der von den Krankenkassen verursachte Preisdruck geführt hat“, so Hofheinz. So würden Abhängigkeiten auf dem Markt provoziert, die jetzt Probleme machten.

Desinfektionsmittel aus dem Apotheker-Labor

Bei den Desinfektionsmitteln seien die Fertigprodukte nahezu restlos ausverkauft und auch erst mal nicht lieferbar. Bei einem Hersteller von Hände-Desinfektionstüchern etwa sei bereits jetzt die gesamte Jahresproduktion ausverkauft. Die hohe Nachfrage versucht der Inhaber einer durchschnittlich großen Apotheke mit etwa 200 Kunden pro Tag jetzt anders zu bedienen: Seine Angestellten können eine begrenzte Menge selbst herstellen.

In Notfällen ist unter bestimmten Bedingungen, die von einer Verordnung der Europäischen Union streng geregelt werden, die Herstellung von Desinfektionsmitteln in Apotheken erlaubt, wenn das Apothekenpersonal entsprechend qualifiziert ist. Wie die Pharmazeutische Zeitung schreibt , könnte dies wegen der Nicht-Lieferbarkeit von Desinfektionsmitteln bei gleichzeitig hohem Bedarf durch das Coronavirus bald passieren.

Doch auch in diesem Fall sind die Möglichkeiten begrenzt. „Am Freitag habe ich den letzten in ganz Karlsruhe verfügbaren Kanister Isopropylalkohol bekommen“, sagt Hofheinz. Ohne diesen Rohstoff kein Desinfektionsmittel. Nächste Hürde: Auch die Lieferung von kleinen Flaschen zum Abfüllen des fertigen Produkts für die Endkunden verzögert sich.

„Was sinnvoll ist, muss gemacht werden“, findet der Apotheker. „Besser, ich mache es, als wenn die Leute Desinfektionsmittel nach irgendwelchen Hinterhof-Rezepten aus dem Internet selbst zusammenrühren.“ Denn es gebe durchaus Personen, die tatsächlich dringend auf Desinfektionsmittel angewiesen seien, etwa Krebspatienten, deren Immunsystem durch die Therapie stark geschwächt wird.

Hochregallager mit Roboter für Medikamente

Bei anderen Medikamenten können die Apotheker, Pharmazeutisch-technischen (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (PKA) nicht so einfach selbst aktiv werden. Verschreibungspflichtige Produkte etwa werden vollautomatisch von einem Roboter im Hochregallager verstaut. Sortiert wird nicht nach Medikamententyp oder dem Alphabet, sondern nach Größe. So nutzt der Roboter den Platz im Lager optimal aus.

Allerdings „weiß“ so auch nur die Computersoftware, wo sich welche Schachtel befindet. Sobald ein Medikament an der Kasse in der Offizin bestellt wird, holt der Roboter es aus dem Fach und schickt es über eine Rampe quer durch das Apothekenbüro bis nach vorne in die Offizin, wo es im Ausgabeschacht und schließlich beim Kunden ankommt. Sofern es noch verfügbar ist.

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