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Night Club bei Das Fest

Äl Jawalas Beats verbinden Freiburg mit dem Balkan

Wie klingt es, wenn Saxofone auf ein Didgeridoo treffen, Balkan-Melodien auf Elektro-Bässe? Der Genre-Mix von Äl Jawala ist nicht gleich einzuordnen, macht aber umso schneller Festival-Tanzlaune. Genau diese bringt die Band am 22. Juli auf "Das Fest" nach Karlsruhe.

Die Freiburger Band Äl Jawala: Krischan (v.li.), Daniel, Markus, Stefanie und Benjamin.
Die Freiburger Band Äl Jawala: Krischan (von links), Daniel, Markus, Stefanie und Benjamin. Foto: Christian Schäfer

Saxofon-Klänge, ein bisschen Didgeridoo garniert mit frischen Balkan-Melodien und elektronischen Bässen: Rasch vibriert das Tanzbein innerhalb der ersten Takte. So klingt der Sound von Äl Jawala. Nicht leicht einzuordnen ist der Genre-Mix der im Jahr 2000 gegründeten Band aus Freiburg. Nach einem Wechsel in der Besetzung ist die ehemals deutsch-französische Kooperation Geschichte. Die Vielfalt verschiedener Kulturen beeinflusst ihre Musik jedoch weiter. „Hypnophonic“ heißt das neue Album und folgt der Bedeutung mit Gastsängern aus der ganzen Welt. Den Mount Klotz wollen sie am Samstag, 22. Juli, um 23 Uhr von der Hauptbühne aus „tranceartig“ zum Hüpfen bringen.

Freut ihr euch darauf, bei „Das Fest“ zu spielen?

Krischan (37, Altsaxofonist): Wir haben damals alle gemeinsam Seeed dort gehört. Das war ein tolles Erlebnis. Diese geniale große Wiese, auf der man die Musik genießen kann. Außerdem haben wir eine tolle Beziehung zu Karlsruhe. Nach anfänglichen Jahren, in denen wir dort fast jede Woche Straßenmusik gemacht und gekämpft haben, überhaupt in Clubs zu kommen, haben wir es irgendwann dann ins Café „Radio Oriente“ (heute „Monk Bar“, Anmerkung der Redaktion) geschafft. Nachdem der Laden beinahe geplatzt ist, hat uns sofort das Tollhaus übernommen. Jetzt freuen wir uns natürlich, es sogar bis auf „Das Fest“ geschafft zu haben. Viel cooler geht es eigentlich nicht.

Welche Bedeutung steckt hinter eurem Bandnamen „Äl Jawala“?

Stefanie (40, Saxofonistin und Sängerin): „Äl Jawala“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie Wanderer, Nomaden, Leute, die unterwegs sind. Er ist in den ersten Jahren unserer Bandgeschichte entstanden. Wir wollten, dass unser Name ebendiese Bedeutung von „In Bewegung bleiben“ hat.

Ihr musiziert bereits seit 17 Jahren zusammen. Wie entstand seinerzeit die Band?

Stefanie: Wir kommen alle aus dem Raum Freiburg. Anfangs haben wir uns mit vielen anderen Musikern getroffen und frei zusammen gespielt. In diesem ersten halben Jahr haben wir uns kennengelernt und angefangen, als Band zu arbeiten, Stücke zu schreiben, die ersten Konzerte zu geben. Von Beginn an waren wir mit unserer Musik sehr viel am Reisen, haben europaweit Straßenmusik gemacht – Land auf, Land ab.

Markus (39, Keyboarder und Percussions): Wenn wir neben der Tour Zeit haben, machen wir das hin und wieder auch immer noch gerne.

Als Erinnerung an die alte Zeit?

Markus: Es macht Spaß und vor allem haben wir auf der Straße ein anderes Publikum. Eines, das nicht in die Konzerte gehen würde. Da sind auch Kinder, Leute, die einen völlig anderen Musikgeschmack haben. Es ist interessant zu sehen, wie sie auf unsere Songs reagieren.

Was soll euer neues Album „Hypnophonic“ aussagen?

Stefanie: Der Titel steht dafür, in verschiedene Richtungen zu gehen, für verschiedene Stile und Kulturen. Wir haben in diesem Kontext ganz unterschiedliche Gastsänger mit auf das Album genommen: Flo Mega aus Bremen, Bayan Faroun aus Jerusalem oder auch Mamoudou Doumbaye aus Guinea. Es ist ein globaler Mix von Leuten, die am Entstehungsprozess mitgewirkt haben.

Daniel (36, Schlagzeuger und Didgeridoo): Zudem haben wir zum ersten Mal ein Album selbst produziert. Wir konnten uns ein Jahr Zeit lassen, um ins Detail zu gehen, bei der Frage „Was macht uns aus?“.

Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?

Krischan: Unser wunderbarer Proberaum. Seit die Vermieterin die Tapeten abgerissen hat, haben wir dort eine Weinkeller-Sandstein-Wand. Da klingt die Musik einfach so gut, dass wir gesagt haben, das müssen wir nutzen. Beim Selbstproduzieren hat man darüber hinaus den Vorteil, nicht in teuren Studios unter Zeitdruck arbeiten zu müssen, sondern in den eigenen Räumlichkeiten mit viel Zeit und Platz.

Wie würdet ihr euren Musikstil beschreiben?

Benjamin (33, Bassist und Gitarrist): Als Balkan-Big-Beats, die beeinflusst sind von elektronischer Tanzmusik auf der einen und traditionellen Balkanmelodien sowie Reggea auf der anderen Seite.

Woher kommt die Verbindung zur balkanischen Musik?

Markus: Ende der Neunziger kamen Filme heraus mit Balkan- und Gypsy-Sounds. Das hat uns interessiert und wir haben nachgeforscht. Nachdem wir die ersten Jahre viel gespielt, gecovert und Straßenmusik gemacht haben, entwickelte sich daraus langsam unser eigener Stil.

Stefanie: In den vergangenen 15 Jahren haben wir zudem ausschließlich als instrumentale Band agiert, die nur punktuell Sänger dabei hatte. Seit dem neuen Album ist das jetzt anders. Wenn wir das Ganze live spielen, übernehme ich erstmals auch Gesangsparts, die ursprünglich von den verschiedenen Gastkünstlern gesungen wurden.

Elektronische Tanzmusik und traditionelle Balkan-Melodien vereinen die fünf Musiker in ihren Songs.
Elektronische Tanzmusik und traditionelle Balkan-Melodien vereinen die fünf Musiker in ihren Songs. Foto: pr

Ist das eine Herausforderung für dich?

Stefanie: Ja natürlich. Wenn ich nicht spiele, dann singe ich, wenn ich nicht singe, dann spreche ich und während ich das tue, springe ich meistens noch die ganze Zeit. Das ist wie ein Marathon und war am Anfang super spannend. Das erste Mal seit Ewigkeiten hatte ich wieder Lampenfieber vor einem Auftritt. Letztes Jahr haben wir jedoch um die 90 Konzerte gegeben, so dass ich jetzt Routine habe. Worte stellen für mich eine neue Dimension dar, die Leute zu erreichen.

Hast du einen Lieblingssong, den du besonders gerne auf der Bühne singst?

Stefanie: Ich mag "Satellite" am liebsten und liebe die Message. Das Lied ist sinnbildlich für die heutige Zeit: Dieser einsam durch das All schwebende Satellit, der die ganze Zeit vor sich hin piept und eigentlich nur Anschluss und Begegnung sucht.

Welche Erwartungen habt ihr an „Das Fest“?

Daniel: Dass natürlich die ganze Zuschauermenge hopst, wie bei unseren sonstigen Konzerten auch. Auf der Bühne macht es immer Spaß, wenn das ganze Publikum mitmacht. Wenn das im Juli so ist, dann ist unser Ziel erreicht.

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