Zu einer wechselseitigen Körperverletzung kam es laut Polizei zwischen Teilnehmern der linken Versammlung „Kein Platz für Rassismus” und einem Teilnehmer aus der Reichsbürger-Szene. Nach Angaben des Ordnungsamtes waren unter den Demonstrationsteilnehmern auch Personen, die von Pegida-Veranstaltungen bekannt sind. Nach einer körperlichen Auseinandersetzung beim Verlassen der Veranstaltung wurden sechs weitere Personen vorläufig festgenommen.
Beleidigung der Polizei und Waffenmitführung
Gegen einen Demonstranten aus dem linken Lager habe man wegen eines vorgezeigten Transparents „mit kollektiv-beleidigendem Inhalt zum Nachteil der Polizei” ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ein Teilnehmer der rechten Demonstration, der eine Hiebwaffe dabei hatte, muss ebenfalls mit Konsequenzen rechnen.
50 statt 80 angemeldeten Teilnehmern bei „All Lives Matter”-Demo
An der Demo, die unter dem Motto „All lives matter“ von Ex-NPD-Aktivist Jonathan Stumpf aus Mannheim angemeldet worden war, nahmen nach offiziellen Angaben etwa 50 statt der angemeldeten 80 Personen teil.
Mit der Kundgebung reagierten die Demonstranten um Stumpf auf die „Black Lives Matter”-Proteste infolge des Todes des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis. Auch in Karlsruhe hatten unter dem Motto „Black Lives Matter” Tausende Menschen gegen Rassismus und Diskriminierung demonstriert.
Stumpf bezeichnet das „Black-Lives-Matter-Narrativ” als „verlogen”, die Idee, dass die USA ein Problem mit strukturellem Rassismus haben, als „abstrus”.
Organisator wird der Identitären Bewegung zugeordnet
Er wird der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch bewerteten Identitären Bewegung zugeordnet. 2019 war Stumpf Spitzenkandidat der NPD für den Gemeinderat in Mannheim.
Er ist Gründer der „Nova Europa Society”, deren selbsterklärtes Ziel es ist, einen „weißen Ethnostaat” zu errichten. Unter dem Pseudonym Johannes Scharf veröffentlicht Stumpf Artikel in Medien wie der Zeitschrift „Tumult - Vierteljahresschrift für Konsensstörung”.
Doppelt so viele Teilnehmer wie angemeldet bei Demo der Antifaschisten
Aufseiten des antifaschistischen Bündnisses erschienen zur Gegendemo rund 400 statt der angemeldeten 200 Personen. Mit Sprechchören und Gesängen übertönten sie deutlich die Demonstranten aus dem rechten Lager.
Ich will nicht, dass die Rechten immer die Themen vereinnahmen und sie für ihre Propaganda benutzen.Karin Beier (56), Demonstrationsteilnehmerin
Unter den Demonstranten waren nicht nur Mitglieder des Antifaschistischen Bündnisses, sondern auch Gruppierungen wie die Grüne Jugend, „Die Partei” und „Omas gegen rechts” sowie viele Privatpersonen.
„Ich will nicht, dass die Rechten immer die Themen vereinnahmen und sie für ihre eigene Propaganda benutzen”, äußerte sich eine Teilnehmerin gegenüber den BNN. Das sei bei schon bei den „Fridays-for-Future”-Protesten so gewesen, und jetzt eben bei „Black Lives Matter”.
Wir müssen uns solidarisieren, Präsenz zeigen.Fabian (25), Demonstrationsteilnehmer
„Wir wollen uns solidarisieren mit der Bewegung von ‘Black Lives Matter’ und mit den Menschen, die unter Rassismus und Diskriminierung leiden”, sagte ein weitere Demonstrant. „Wir müssen Präsenz zeigen.”
Polizei mit mehreren Hundert Einsatzkräften vor Ort
Die „All lives matter“-Demo dauerte von 14 bis 14.30 Uhr. Die andere Veranstaltung hatte bereits gegen 13 Uhr angefangen und endete um 14.50 Uhr.
Die Polizei, die mit mehreren Hundert Einsatzkräften vor Ort war, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Demonstrationen. „Die Absprachen mit den beteiligten Personen wurden beachtet, sodass es nicht zu einer übersteigerten Emotionalisierung und in der Folge zu nur wenigen Straftaten kam”, erklärte der Polizei-Einsatzleiter Lutz Schönthal. „Ich bin auch erleichtert, dass keine Einsatzkräfte verletzt wurden.”
#Einsatzende auf dem #Stephanplatz naht! 🙂 pic.twitter.com/KEj2aBAeko
— Polizei Karlsruhe (@Polizei_KA) June 27, 2020