Fest verwurzelte Bäume wird es auf dem Karlsruher Marktplatz nun relativ sicher doch nicht geben. Die Stadtverwaltung schlägt dies dem Gemeinderat vor. Er entscheidet am Dienstag bei dem seit Monaten heiß diskutierten Thema in der Klimanotstand-Stadt. Die grüne Alleinherrschaft des Weihnachtsbaums neben der Pyramide wird also höchstens durch mobile Kübelbäume geschmälert.
Monatelang prüfte eine städtische Kommission die von vielen Bürgern vehement gestellte Baumfrage angesichts der laufenden Komplettversiegelung mit hellem Granitpflaster. Im November wurde die Entscheidung noch ein Mal aufgeschoben. Jetzt hat der Gemeinderat am kommenden Dienstag, 10. Dezember, in der um 15.30 Uhr im Rathaus beginnenden Sitzung das letzte Wort.
Mobile Kübelstämmchen statt Bäume
Es zeichnet sich ab, dass die Mehrheit der Verwaltung folgt und sich für eine temporäre Begrünung mit Topfstämmen ausspricht. Die Stadtpolitik schaltete sich spät in die bei der Bürgerschaft hoch kochende Diskussion um eine schattenspendende Begrünung auf dem Marktplatz ein. Mit Ausruf des "Klimanotstands" durch den Gemeinderat bekam das Thema noch mehr ökologische und symbolische Bedeutung.
Experten haben Boden untersucht
Der aktuelle Kurs gründet sich auf das Ergebnis der Bodenuntersuchung. Städtische Experten fanden heraus, dass wegen des dichten Leitungsnetzes und des Betondeckels der U-Strab-Station nur drei bis fünf Bäume wachsen können. Da zuvor acht Bäume als Mindestzahl für eine Pflanzung auf dem Pflaster ausgegeben wurden, zieht die Verwaltung die Konsequenzen.
Stadt will an Tropenholz festhalten
Dagegen ist der Ausgang des Streits um Tropenholz auf dem Marktplatz nicht so sicher: Die BNN berichteten, dass die zehn vorgesehenen Marktplatzbänke aus dem afrikanischen Teakersatz Iroko sind. Daraufhin entzündete sich eine Debatte, ob sich das klimapolitisch doch sonst sehr anspruchsvolle Karlsruhe diesen Prinzipienverstoß ökologisch leisten darf oder soll.
Auch in diesem Punkt empfiehlt jetzt die Verwaltung keine Abweichung von der seit Jahren geplanten Marktplatzgestaltung. Sie will also nach mittlerweile eingehender Prüfung des Sachverhalts durch das Gartenbauamt an der Marktplatzmöblierung mit Tropenholz festhalten.
Dabei wird auf die Qualität und damit die Haltbarkeit des Tropenholzes auf offener Straße´und damit im mitteleuropäischen Klima abgehoben. Falls der Gemeinderat aber Nein zu Tropenholz in der guten Stube der Fächerstadt sagt, müssen laut Bürgermeisteramt ganz neue Banktypen bestellt werden. Zumindest die Möbelfrage wäre für den Marktplatz also wieder offen.
Die Verwaltung bittet laut Vorlage den Gemeinderat um Zustimmung, "temporäre Maßnahmen zur Begrünung des Marktplatzes umzusetzen und zunächst auf Bäume zu verzichten". Das Untersuchungsergebnis lautet: Aufgrund der unterirdischen Infrastruktur wären maximal fünf Bäume auf dem Marktplatz in Hochbeeten möglich.
Zudem seien "die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Bäume" durch den geringen Wurzelraum in den Beeten begrenzt, meint das Bürgermeisteramt. Auch die Ablehnung der Denkmalpfleger wird aufgeführt. Demnach würde "eine Bepflanzung eine erhebliche Beeinträchtigung des Kulturdenkmals Marktplatz darstellen".
Zum Tropenholz Iroko räumt die Stadtverwaltung ein, dass dies „sowohl viele Bürger als auch die Planungsausschussmitglieder kritisch sehen“. Deshalb habe dieser Ausschuss des Gemeinderats gewünscht, „heimische Holzarten zu prüfen und Informationen zu dem Tropenholz der Bank einzuholen. „Eine wirkliche Alternative, die den Anforderungen gerecht wird, konnte nicht gefunden werden“, erklärt das Rathaus.