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300-Millionen-Euro-Investition

Die MiRO will sich fit für die Zukunft machen

Deutschlands größte Raffinerie, die Mineraloelraffinerie Oberrhein in Karlsruhe, arbeitet am größten Projektpaket in ihrer Geschichte. 300 Millionen Euro investiert das Unternehmen bis 2021, davon zwei Drittel für neue Projekte.

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OPTIMIERT IHRE ANLAGEN: Die MiRO will künftig mehr Diesel produzieren, auch für die Hochseeschifffahrt, und weitere Produkte an die Chemieindustrie liefern. Foto: MiRO

Deutschlands größte Raffinerie, die Karlsruher MiRO, arbeitet am größten Projektpaket in ihrer Geschichte. 300 Millionen Euro investiert das Unternehmen bis 2021, davon zwei Drittel für neue Projekte.

David Bowies Song „Heroes“ kommt aus den Lautsprechern, dazu erscheinen Bildsequenzen von MiRO-Mitarbeitern auf der Leinwand. Für Ralf Schairer, Chef von Deutschlands größter Raffinerie, sind seine 1.000 Mitarbeiter Helden – ihnen widmet er daher das Bild- und Ton-Spektakel zu Beginn des MiRO-Neujahrsempfangs.

Die Mineraloelraffinerie Oberrhein in Karlsruhe stellt bekanntlich keinen Strom her, wo doch (fast) jeder Politiker auf die Elektromobilität setzt. Daher muss die MiRO-Mannschaft, um in Schairers Bild zu bleiben, geradezu heldenhaft Investitionen stemmen.

Es geht letztlich um die Zukunftsfähigkeit der Raffinerie: Derzeit arbeiten die Mitarbeiter am größten Projektpaket in der MiRO-Geschichte. 300 Millionen Euro werden bis 2021 investiert – zwei Drittel davon für neue Projekte und ein Drittel, um bestehende Anlagen zu ertüchtigen.

MiRO-Chef Schairer: Klares Bekenntnis zum Standort

Schairer spricht denn auch von einem „klaren Bekenntnis zum Standort“ der vier MiRO-Gesellschafter Shell, Esso, Rosneft und Phillips 66 Continental („Jet“). Und weiter: „Auch in einem schwierigen Umfeld wollen wir ,der’ Raffineriestandort mit Zukunft sein.“ Nebenbei bemerkt: Bereits mit ihrem Großprojekt „Coke-Drums“ hat die MiRO im Jahr 2018 stolze 78 Millionen Euro investiert.

Rohöl rein – Benzin, Diesel, Heizöl, Propylen, etc. raus. Darum geht es – stark vereinfacht formuliert – in einer Raffinerie. Die MiRO möchte mit ihren Großinvestitionen letztlich Kosten reduzieren, mehr aus dem Rohstoff Öl herausholen, also die Wertschöpfung erhöhen.

Künftig können mehr Produkte an die Chemieindustrie geliefert werden. Zudem sollen Diesel-Importe reduziert werden. Zusätzlicher Diesel wird beispielsweise für die Hochseeschifffahrt benötigt, weil die nicht mehr wie bisher billiges Schweröl verwenden darf.

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Ein Powermann fürs Öl. Ralf Schairer ist Chef der Großraffinerie MiRO in Karlsruhe. Foto: Fabry

"Nicht nur auf Elektromobilität setzen"

Ausschließlich auf Elektromobilität zu setzen, funktioniert laut Schairer nicht. Er argumentiert mit der Nationalen Plattform für Mobilität, die die Bundesregierung eingesetzt hat. Deren These: Die im deutschen Klimaschutzgesetz beschlossene Ziele sind nur zu schaffen, wenn man alle technologischen Möglichkeiten zur CO2-Vermeidung nutzt. Schairer nennt mit Ökostrom hergestellten „grünen“ Wasserstoff, Biokraftstoffe sowie klimaneutrale synthetische Kraftstoffe.

Zu den Synthetischen: 2020 werde es eine Konzeptstudie geben. Ziel ist letztlich eine Demoanlage, in der 50.000 Jahrestonnen hergestellt werden können – das KIT treibt das vom Land geförderte Projekt mit vielen Partnern voran, darunter ist an vorderer Front die MiRO.

Schairer fordert wie der Mineralölwirtschaftsverband aber mehr Unterstützung von Bund und EU: EU-weit sollen Energiesteuern auf eine CO2-Bepreisung umgestellt werden. Gleichzeitig müssten klimaneutrale Kraftstoffe steuerfrei sein. Schairer: „Bei Benzin wäre durch eine solche Umstellung schon heute ein CO2-Preis von 300 Euro je Tonne CO2 möglich, ohne Verbraucher signifikant mehr zu belasten. Dieser CO2-Preis würde es für Anbieter attraktiv machen, die klimafreundlichen Kraftstoffe steuerfrei beizumischen.“

Versand über Schiene und Rhein wird wichtiger

Den Produkt-Mix zu verändern, werde aber für die MiRO nicht ausreichen. Auch eine andere Logistik sei nötig. „Ich erwarte für die mittelfristige Zukunft eine Verschiebung von der Straße bis hin zu Schiene und Wasser.“

In den vergangenen Jahren lief der Versand der MiRO-Produkte zu rund 60 Prozent über die Straße. Schairer fasst zusammen: „Der Raffineriestandort Karlsruhe wird sich verändern, so viel ist sicher, aber er wird weiterbestehen, davon sind wir überzeugt.“

Dem dominierenden Thema dieser Zeit widmet sich auch der Gastredner Franz -Josef Radermacher. „Energie, Klima, Zukunft – sind wir noch zu retten?“, so die Fragestellung des IT-Professors und Mitglieds im Club of Rome.

Benzinanlage stand vier Wochen still

Ein Rückblick aufs MiRO-Jahr 2019: Die Ziele habe man nicht erreicht. Eine Benzinanlage lief nicht mehr so rund, wie sie sollte, und wurde daher für vier Wochen abgestellt. Dies wirkte sich auf die Marge aus. Nähere Angaben zum Ergebnis machte die MiRO nicht.

Dennoch war der Absatz höher als 2018, als es eine geplante Großinspektion gab. Insgesamt produzierte die MiRO 14,8 (2018: 14,4) Millionen Tonnen. Darunter waren unter anderem Benzin mit 5,0 (5,0) Millionen Tonnen, Diesel mit 4,5 (4,6) Millionen Tonnen und leichtes Heizöl mit 2,3 (2,0) Millionen Tonnen.

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