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Medien

"Tatort"-Dreharbeiten sind in Karlsruhe-Daxlanden Dorfgespräch

Die Kommissare Lannert und Bootz ermitteln in Karlsruhe-Daxlanden. Für den nächsten "Tatort Stuttgart" dreht der Südwestrundfunk drei Wochen lang im Karlsruher Stadtteil. 80 Prozent des Krimis mit dem Arbeitstitel "Leiche im Keller" entstehen in Daxlanden. Grundschüler wirken als Komparsen mit. Und obwohl meist drinnen gedreht wird, ist der Tatort Dorfgespräch.

Leichenfund: Für den Stuttgarter Tatort stehen Richy Müller (3.v.r.) und Felix Klare (2.v.r.) in Daxlanden vor der Kamera.
Leichenfund: Für den Stuttgarter Tatort stehen Richy Müller (3.v.r.) und Felix Klare (2.v.r.) in Daxlanden vor der Kamera. Foto: SWR/Benoit Linder

Der Neubau an der Ecke der Langenackerstraße zur Pfalzstraße ist der Grund, warum der Südwestrundfunk seine Stuttgarter „Tatort“-Kommissare im Schlaucherdorf auf Tätersuche schickt. Das Gebäude sei ein Glücksfall, sagt SWR-Pressesprecherin Annette Gilcher. Der Anbau ist noch nicht ganz fertig. Das Team konnte sich einmieten und in mehreren Wohnungen einrichten. Das spart teure Nachbauten.

„Leiche im Keller“

Wie die Crew nach Daxlanden gekommen ist, das im Krimi mit dem Arbeitstitel „Leiche im Keller“ zu einem schwäbischen Dorf im Großraum Stuttgart wird? Da hat jemand aus Daxlanden, der mit jemandem von der Crew verschwägert ist, einen Tipp gegeben. Und dann kam die Anfrage über den Architekten, dessen Name auf dem Transparent am Bauzaun steht. Daxlanden ist eben doch ein Dorf, konstatiert Liz Ganz schmunzelnd. Sie gehört zur Eigentümerfamilie, die nun das Filmteam im Haus hat.

Der Tatort ist Dorfgespräch

Dorfgespräch waren die Dreharbeiten mit Richy Müller und Felix Klare, noch bevor sie begonnen hatten. „Beim Einkaufen habe ich gemerkt, dass alle Bescheid wussten“, erzählt Liz Ganz. Durch die Informationen, die der SWR vorab verteilt und dabei um Verständnis für mögliche Einschränkungen bittet, war das Thema gesetzt. Und seit gedreht wird, noch viel mehr.

„Heute Nacht wurde auf der Straße gefilmt“, heißt es am Donnerstag in der Bäckerei bei Inge Stähle. Spannend sei, was auf der Straße passiert. Das immense Equipment und der riesige Aufwand, der hinter dem Tatort steckt, beeindrucken. Und die Beteiligen seien nicht nur durch und durch Profis, sondern auch sehr nett, findet die Bäckersfrau.

Interessiert oder genervt

So mancher Daxlander will mal schauen, was da vor sich geht. Mit den Akteuren werden Fotos gemacht, der kultige braune Porsche, mit dem Richy Müller als Kommissar Thorsten Lannert unterwegs ist, wird von Schulkindern umringt.

Andere schimpfen: Straßensperrungen vor Grundschule finden sie nicht akzeptabel, schon gar nicht zu Abholzeiten. Sauer ist mancher auch darüber, dass der Medienbus nicht den gewohnten Platz bei der Schule ansteuern kann. Bis einschließlich 11. Februar kommt die rollende Bibliothek nicht nach Daxlanden.

Auch Daxlander Grundschüler wirken mit

Ob interessiert oder genervt: Übersehen können die Daxlander kaum, was in ihrer Nachbarschaft geschieht. Im ehemaligen „Treff“ am Kirchplatz ist das Catering für die Crew. Auch die Grundschule Daxlanden wirkt mit: Am Dienstagnachmittag wurde in der Mediathek gedreht.

Eine der Verdächtigen, die von den Ermittlern Thorsten Lannert und Sebastian Bootz befragt wird, ist Lehrerin, weiß Schulleiterin Nicole Seiter. Sie wirkt als Komparsin mit – als Lehrerin freilich. Auch fünf Kinder aus ihrer Klasse sind dabei. Klar wollten alle mitmachen, und am Ende hat das Filmteam die Glücklichen ausgesucht „Alle finden es total interessant“, sagt Seiter.

Zuschauer beim Ausbuddeln der „Leiche“

Hochinteressant ist für einige Daxlander auch, wie die „Leiche“ ausgebuddelt wird. Die liegt gar nicht im Keller, sondern am Fundament des Hauses. In den Neubau wollen die Mitglieder der Baugenossenschaft endlich einziehen, so die Story. Zu vermuten ist, dass Täter oder Täterin in aus ihrem Kreis kommt.

Ensemble-Stück von den „Stau“-Machern Dietrich Brüggemann und Daniel Bickermann

Ein Ensemble-Stück mit viel Innendreh ist der Daxlander Tatort, erklärt Pressesprecherin Gilcher. Dietrich Brüggemann führt Regie, das Drehbuch hat er gemeinsam mit Daniel Bickermann geschrieben. Von den beiden stammt auch der 2018 mit dem Fernsehkrimi-Preis ausgezeichnete Tatort „Stau“.

Ein Abschnitt der Stuttgarter Weinsteige wurde damals in der Freiburger Messehalle nachgebaut. Diesmal ist es das Haus mitten in Daxlanden, um das sich die ganze Geschichte dreht.

Dreh auch bei den Heilpraktikern in der Körnerstraße

80 Prozent der Folge stammen aus dem Karlsruher Stadtteil. Zwei Minuten entstanden zudem in der Weststadt. Die Naturheilpraxis in der Körnerstraße 56 war am Dienstagvormittag Drehort. Viel umgeräumt hat die Crew und beispielsweise ruckzuck die extra angefertigte Empfangstheke im Wartezimmer eingebaut, schildert Bernadette Herbst.

Auch die Heilpraktikerin ist vielleicht selbst im Krimi zu sehen: Sie sitzt als Patientin in Wartezimmer. Wie die Praxis in den Tatort kam? Die Webseite des Osteopathen Gernot Miehe, der ebenfalls in der Praxis ist, weckte das Interesse des Scouts, berichten die beiden.

So aufwendig habe ich mir den Dreh nicht vorgestellt
Gernot Miehe, Osteopath

Mit Auf- und Abbau war das Team anderthalb Tage in ihren Räumen. Hinzu kamen Vorbesprechungen. „So aufwendig hatte ich mir dem Dreh nicht vorgestellt“, bekennt Miehe. Bernadette Herbst ließ sich vorab versichern, dass der Heilpraktiker nicht negativ rüberkommt. Wichtig war ihr zudem, „dass die Leiche nicht bei uns gefunden wird“.

Liz Ganz hat damit kein Problem – im Gegenteil. „Wir sind zwar keine Baugenossenschaft, sondern eine Erbengemeinschaft, die baut“, sagt sie. „Aber wir sehen schon Parallelen und witzeln nun, wer von uns zur Leiche wird.“

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