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Start am Montag

Digitale Vorlesungen: So haben sich die Karlsruher Hochschulen auf das neue Semester vorbereitet

Laut den Vorgaben der Landesregierung zum Schutz vor Corona-Infektionen muss der Vorlesungsbetrieb an den baden-württembergischen Hochschulen ab dem kommenden Montag digital erfolgen. Die Karlsruher Wissensschmieden haben sich darauf unterschiedlich vorbereitet.

An den Hochschulen beginnt das virtuelle Sommersemester
An den Hochschulen beginnt das virtuelle Sommersemester Foto: PH Karlsruhe

Laut den Vorgaben der Landesregierung zum Schutz vor Corona-Infektionen muss der Vorlesungsbetrieb an den baden-württembergischen Hochschulen ab dem kommenden Montag digital erfolgen. Die Karlsruher Hochschulen haben sich darauf unterschiedlich vorbereitet.

In den vergangenen Wochen war Armin Pfannenschwarz ein gefragter Mann. Der Leiter des Studiengangs Unternehmertum an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe durfte nämlich zahlreichen Dozenten praxisorientierte Tipps zur Digitalisierung des Vorlesungsbetriebs geben.

Demo-Sessions für Professoren an sämtlichen DHBW-Standorten gehörten dabei ebenso zu Pfannenschwarz` Aufgaben wie Schulungen für externe Lehrbeauftragte und Einweisungen für Kurssprecher.

„Bei manchen Dozenten gibt es noch eine Hemmschwelle. Aber virtuelle Vorlesungen sind eigentlich kein Hexenwerk“, sagt Pfannenschwarz. Die technischen Hürden seien ebenfalls niedrig, denn außer einem Zugang zu einer digitalen Lernplattform brauche man lediglich einen PC mit Internetzugang und ein Headset.

DHBW-Studiengang war Vorreiter bei virtuellen Vorlesungen

Wenn es um die Digitalisierung des Hochschulunterrichts geht, nimmt Pfannenschwarz in Karlsruhe eine Vorreiterrolle ein. Für den Studiengang Unternehmertum hat er schließlich bereits vor einigen Jahren ein Konzept für virtuelle Präsenzvorlesungen entwickelt.

Der Grund war seinerzeit keine Krise, sondern die Erhöhung der Attraktivität für auswärtige Studierende. Der Studiengang Unternehmertum ist ein berufsbegleitender Bachelor für Unternehmensgründer, Selbstständige sowie die nächste Generation in Familienunternehmen. Da die Vorlesungen nur freitags und samstags blockweise über die Bühne gehen, und die Studierenden den Rest der Woche in ihren Betrieben wie gewohnt arbeiten, konnten durch die Online-Präsenzvorlesungen Leute aus ganz Deutschland für diesen in der Bundesrepublik bislang einzigartigen Studiengang begeistert werden.

„Deshalb haben wir im Umgang mit den digitalen Werkzeugen viele Erfahrungen, die wir nun sehr gerne weitergeben“, betont Pfannenschwarz.

Auf kurzfristig auftretende Probleme fand der findige Professor auch in Krisenzeiten schnelle Antworten. Weil das bisher verwendete Kommunikationssystem Adobe Connect wegen der vielen Anfragen nicht mehr verfügbar war, buchte Pfannenschwarz virtuelle Konferenzräume beim Karlsruher E-Learning-Spezialisten Alfaview.

"Gewisse Dinge funktionieren digital fast besser"

Erfahrung mit virtuellen Vorlesungen hatte vor dem Beginn der Krise auch Andreas Peter Schmidt. „Deshalb haben wir den Betrieb vor den landesweiten Hochschulschließungen auf digitale Angebote mit Goto-Meeting umgestellt“, sagt der Professor der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Karlsruhe – Wirtschaft und Technik.

Von den Studierenden erhielten Schmidt und seine Kollegen überwiegend positive Rückmeldungen. „Gewisse Dinge funktionieren virtuell fast besser“, sagt Schmidt. Etliche Studierende gingen deutlich strukturierter zu Werke und dazu hätten die Dozenten mehr Zeit für die individuelle Betreuung. Allerdings seien nicht alle bisherigen Präsenzprojekte virtuell durchführbar. „Und natürlich fehlt den Studis der direkte Kontakt mit ihren Kommilitonen“, sagt Schmidt.

Bis zu 600 Studierende hören gleichzeitig zu

Auch an anderen Hochschulfakultäten und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe wurden in den vergangenen Wochen die Weichen für den digitalen Lehrbetrieb gestellt. An der Karlshochschule tauschen sich die Studierenden in Kleingruppen digital mit ihren Professoren und Dozenten aus.

Gleich mehrere Nummern größer denkt Sven Matthiesen. Der Leiter des Instituts für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat in dieser Woche über die Plattform Zoom eine Probevorlesung für über 580 Studierende gehalten.

„Es war viel anstrengender als im Hörsaal. Aber die Kommunikation hat geklappt, es konnten Pläne präsentiert und Fragen beantwortet werden“, sagt Matthiesen. Für den virtuellen Start des Sommersemesters sieht er das KIT bestens aufgestellt. „In den vergangenen Wochen wurde eine große Präsenzuniversität in eine digitale Hochschule transformiert“, sagt der promovierte Maschinenbauingenieur. „Und mittlerweile erkenne ich meine eigene Uni nicht wieder.“

Reibungsverluste schließt Matthiesen zum Start des Sommersemesters zwar nicht aus, doch innerhalb der Dozentenschaft sei eine regelrechte Aufbruchstimmung spürbar und eine Absage des Sommersemesters habe nie zur Debatte gestanden.

„Nun muss eben improvisiert werden. Das ist aber nicht weiter schlimm“, sagt auch Armin Pfannenschwarz. „Im Moment sammeln alle noch Erfahrungen. In zwei bis drei Wochen wird das Ganze dann problemlos laufen.“

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