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Karlsruhe einzige SPD-Hochburg

Erste Bundestagswahl 1949: So hat Baden damals gewählt

Karlsruhe als einzige SPD-Hochburg, der Wahlkreis Rastatt christdemokratisch geprägt: Vor 70 Jahren wurde der erste Deutsche Bundestag gewählt. Ein Blick auf die Ergebnisse von damals zeigt, für wen die Badener 1949 ihr Kreuzchen gesetzt haben - und wie sich das bis heute geändert hat.

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Karlsruhe als einzige SPD-Hochburg, der Wahlkreis Rastatt christdemokratisch geprägt: So haben die Badener bei der ersten Bundestagswahl vor 70 Jahren ihr Kreuzchen gesetzt. Foto: Sergey Tinyakov – stock.adobe.com/ BNN-Montage

Am heutigen Mittwoch vor 70 Jahren wurde der erste Deutsche Bundestag gewählt. Im Mai desselben Jahres waren vier Jahre nach Kriegsende das Grundgesetz verabschiedet und damit die Bundesrepublik gegründet worden. Ein Blick auf die damaligen Wahlergebnisse zeigt, wie die Badener vor 70 Jahren ihr Kreuzchen gesetzt haben.

Die Stadt Karlsruhe im gleichnamigen Wahlkreis war die einzige SPD-Hochburg in der Umgebung: Dort konnten die Sozialdemokraten rund 37 Prozent der rund 92.000 gültigen Stimmen ergattern. In der Fächerstadt gingen 1949 fast 73 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne.

Rund um Karlsruhe war die CDU stärkste Kraft. Im damaligen Wahlkreis Rastatt, zu dem Baden-Baden und die Landkreise Rastatt und Bühl* gehörten, überzeugten die Christdemokraten fast 60 Prozent der Urnengänger, die SPD nicht einmal jeden Fünften. Ähnlich sah es im Wahlkreis Offenburg aus, zu dem auch Renchen und Appenweier, die heute im Ortenaukreis liegen, gehörten.

(*Die Landkreise Bruchsal, Bühl, Pforzheim, Offenburg, Sinsheim, Mosbach, Lahr und Kehl existierten bis zur Kreisreform am 1. Januar 1973.)

Im Wahlkreis Offenburg war die FDP (auch: FDP/ DVP) sogar zweitstärkste Kraft vor der SPD. Im Wahlkreis Sinsheim des gleichnamigen Landkreises*, zu dem damals auch die Gemeinden Östringen und Kraichtal gehörten, überzeugten parteilose Kandidaten fast jeden dritten Wähler.

Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) schafft es nur in den Wahlkreisen Karlsruhe-Stadt und -Land und Rastatt über die Fünf-Prozent-Hürde.

2017 war CDU überall stärkste Kraft

Im Vergleich mit dem jüngsten Bundestagswahlergebnis vom 24. September 2017 zeigen sich deutliche Unterschiede. Die CDU ist inzwischen überall rund um Karlsruhe stärkste Kraft, den schlechtesten Wert holte sie in der Fächerstadt selbst mi 28 Prozent. 2017 gingen rund 77 Prozent der fast 210.000 Wahlberechtigten Karlsruher an die Urne - vier Prozent mehr, als 68 Jahre zuvor.

Bei der ersten Bundestagswahl hatte jeder Wahlberechtigte nur eine Stimme - deshalb wurden die Zweitstimmen der Wahl 2017 damit verglichen, da diese nicht über einen Kandidaten, sondern die Parteien entscheiden.

Die KPD wurde 1956 verboten, sie kann also in den jüngsten Wahlergebnisse nicht auftauchen. Parteilose Einzelbewerber gibt es auch heute noch - nur haben sie kaum eine Chance. Nur 1949 schafften es drei Parteilose in den Bundestag, seither nie wieder.

Die FDP erhielt 2017 in Baden ähnliche Ergebnisse wie 1949. Grüne, AfD und Die Linke gab es 1949 in der heutigen Form noch nicht. Während es Die Linken, außer in der Fächerstadt, nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben, wurden die Grünen in Karlsruhe zweitstärkste und im Wahlkreis Offenburg drittstärkste Kraft. Die AfD landete im Wahlkreis Pforzheim gleichauf mit der SPD auf dem zweiten Platz, in den Wahlkreisen Bruchsal-Schwetzingen, Karlsruhe-Land und Rastatt auf dem dritten.

Frank Mentrup
Frank Mentrup (SPD), Oberbürgermeister von Karlsruhe. Foto: Uli Deck/Archivbild

Die CDU war 2017 also überall auf Platz eins - aber hatte mehr ernst zu nehmende andere Parteien auf den Plätzen hinter sich. Die Sozialedemokraten hatten den größten Verlust in Karlsruhe und den Gemeinden drumherum zu verkraften. Trotzdem hat die Fächerstadt seit 2013 einen SPD-Oberbürgermeister: Frank Mentrup. Der gebürtige Mannheimer beendete die seit 1970 andauernde Ära christdemokratischer Rathauschefs in Karlsruhe.

Die Besonderheiten der ersten Bundestagswahl:

Bei der Wahl vor 70 Jahren lief Einiges anderes als heute. Zum einen mussten die Parteien zugelassen werden, erklärt der Freiburger Professor für Politikwissenschaften, Ulrich Eith. Zum anderen habe es ein ganz anderes Wahlrecht gegeben: Die Fünf-Prozent-Hürde galt nur landes- und nicht bundesweit und jeder Bürger hatte nur eine Stimme.

Baden-Württemberg gab es bei der Wahl 1949 in der Form noch nicht, stattdessen die drei Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. Auch das sei eine zentrale Besonderheit der Wahl gewesen, so der Professor der Universität Freiburg.

Der spätere erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) habe vor allem Freiheitsthemen vorangetrieben. Der Bundesrepublik sollte so im Kreise der westlichen Mächte wieder Respekt verschafft werden und Adenauer habe dadurch eine Deutsche Einheit angestrebt.

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