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Mitfiebern in Bars und Kneipen

Für viele KSC-Fans ist das Unentschieden gegen Bielefeld zu wenig

Selbst auf die Gefahr hin, sich einen wunderschönen Sonntag ruinieren zu lassen, zieht es die KSC-Fans vor die Bildschirme der Gaststätten. Das vorletzte Spiel der Saison gegen Arminia Bielefeld könnte eine Vorentscheidung bringen.

Wechselbad der Gefühle: Viele KSC-Fans erlebten die Aufholjagd ihres Teams in Bars oder Gaststätten – wie hier in der "Zwiebel".
Wechselbad der Gefühle: Viele KSC-Fans erlebten die Aufholjagd ihres Teams in Bars oder Gaststätten – wie hier in der "Zwiebel". Foto: jodo

Von Matthias Dreisigacker

Schon der Beginn eines kleinen Rundgangs über blau-weiß vorbelastete Lokale vom Durlacher Tor bis in die Südstadt zeigt, dass die Mannschaft auch ohne Publikum im Stadion nicht alleine gelassen wird. So hat es sich schon eine halbe Stunde vor Spielbeginn ein Dutzend junger Leute im Biergarten der Zwiebel häuslich eingerichtet. Flankiert wird die zentral sitzende, hörbar akademische Truppe von eher routinierten Semestern, die die Flügelpositionen des überschaubaren Areals besetzen.

Als das Gerippe der neuen Haupttribüne auf dem Monitor erscheint, wächst die Vorfreude. „Wenn der VfB es heute in Nürnberg ordentlich macht, dann ist das gut“, sagt ein junger Mann ganz selbstverständlich. Unter normalen Umständen würden ihm jetzt andere Gäste das KSC-Trikot wohl vom Leib reißen. Doch an diesem Tag braucht der KSC tatsächlich einmal die Unterstützung der Schwaben gegen einen Mitkonkurrenten.

Auch im "Milano" wurde das Spiel geschaut.
Auch im "Milano" wurde das Spiel geschaut. Foto: jodo

Dann fällt schon in der zweiten Minute das erste Tor für Bielefeld. Ein Mann brüllt von einer seitlich stehenden Bank seinen Frust raus. Er wird sich auch die nächsten Minuten nicht beruhigen können und eine Gesichtsröte beibehalten, die selbst ein mehrstündiges Sonnenbad nicht so hinbekommen würde. Nach dem 0:2 wird an den Tischen noch hektischer auf den Smartphones gewischt. Immerhin, der VfB führt in Nürnberg.

Wenn sie jetzt ein Tor schießen, dann wird es nochmal spannend.
Eckbert Lösel, Freund eines KSC-Fan

Das bald folgende 0:3 verursacht Resignation, die rasch von Belustigung abgelöst wird. Früher nannte man so etwas Galgenhumor. Selbst das 1:3 noch vor der Pause lässt keinen Ruck durch das Publikum gehen. Auch einen kurzen Fußweg weiter im Vogelbräu ist die Stimmung gedämpft. Sehr gedämpft. Andreas Laubach und Thomas Daurer schauen sich hier öfters die Spiele an. Laubach kennt „das Elend seit 1968, als mich mein Vater zum ersten Mal ins Stadion mitgenommen hat. Jetzt hoffe ich nur noch, dass Wiesbaden wenigstens den Ausgleich kassiert“, sagt er bitter.

Nach dem 0:3 sind wir rausgegangen
Lutz Kifer, KSC-Fan

Dann geht es in die zweite Halbzeit. Nach einer Stunde ein Eckball für den KSC. „Wenn sie jetzt ein Tor schießen, dann wird es nochmal spannend“, sagt Eckbert Lösel, der eigentlich nur einen fußballbegeisterten Freund begleitet. „Oh Mann“, sagt er wenige Sekunden später nur, als wieder nichts daraus gemacht worden ist: „Das ist ein Desaster.“ Aber vielleicht haben die KSC-Fans ja wenigstens im Milano noch Hoffnung.

Die legendäre Bar in der Marienstraße gilt als Heimat der ganz Treuen, wenn es um den KSC geht. Doch jetzt sitzen 20 Minuten vor Spielende eigentlich zu viele draußen und zu wenige drinnen. „Nach dem 0:3 sind wir rausgegangen. Eigentlich hätten die mit Schaum vor dem Mund in das Spiel gehen müssen. Und dann spielen sie so blutleer“, sagt Lutz Kiefer. Aber wenn noch das 3:3 falle, dann kämen sie wieder rein.

Nichts deutet darauf hin, dass er tatsächlich noch daran glaubt. Dann fällt bald das 2:3 und kurz vor Spielende sogar noch der Ausgleich. Noch vor dem erlösenden dritten Tor haben selbst viele drinnen sitzende Gäste das Geschehen nur noch am Rande verfolgt. Dann folgt der erlösende Aufschrei. Lutz Kiefer und sein Kumpel Matthias Vogel bleiben trotzdem draußen sitzen. Vogel ist langjähriges Mitglied und Dauerkartenbesitzer. Aber jetzt ist er nur noch total enttäuscht vom KSC. „Gefühlt war es heute das fünfte Spiel in Folge, mit dem wir hätten aufholen können. Und dann so etwas“, sagt er.

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