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Eile ist vonnöten

Fußgänger werden an Karlsruher Ampeln benachteiligt – Straßenbahnen haben Vorrang

Fußgänger müssen sich an Karlsruher Ampeln häufig beeilen, wenn sie es bei Grün auf die andere Seite schaffen wollen. Wie die Stadt bestätigt, werden Passanten momentan an großen Knotenpunkten benachteiligt. So haben etwa Straßenbahnen Vorrang.

Eile ist geboten: Die Ampelschaltung für Fußgänger an der Kreuzung Karlstraße/Bahnhofstraße und Jollystraße ist ganze 17 Sekunden grün. Wie lange eine Grünphase ist, legt in Karlsruhe das Tiefbauamt fest.
Eile ist geboten: Die Ampelschaltung für Fußgänger an der Kreuzung Karlstraße/Bahnhofstraße und Jollystraße ist ganze 17 Sekunden grün. Wie lange eine Grünphase ist, legt in Karlsruhe das Tiefbauamt fest. Foto: jodo

Zehn Sekunden lang ist es grün. Dann springt die in Karlsruhe Ampel wieder auf Rot um. Der kleine Junge, der mit seinem Vater die Straße überquert, braucht jedoch 17 Sekunden bis zur anderen Seite. Dass auf der halben Strecke die Ampel schaltet, verunsichert ihn.

Von Gianna Ronge

Doch nicht nur an der Kreuzung Karlstraße/Jolly- beziehungsweise Bahnhofstraße ist für so manchen Passanten die Ampelschaltung zu kurz. Auch an der Kreuzung Reinhold-Frank-Straße/Sophienstraße schafft es ein älterer Herr mit Rollator gerade so auf die andere Straßenseite, bevor die Autos wieder vorbei rauschen.

Hier zeigt die Fußgängerampel ebenfalls zehn Sekunden lang grün. Wie lange eine Grünphase ist, wird in Karlsruhe vom Tiefbauamt festgelegt, das sich wiederum an den Vorgaben der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) orientieren muss.

Forschungsgesellschaft definiert Gehgeschwindigkeit

Diese erstellt die technischen Regeln für den Straßenverkehr in ganz Deutschland. Wie lange die jeweilige Ampel nun grün zeigt, sei abhängig von der sogenannten Furtlänge, also der Entfernung von Bürgersteig zu Bürgersteig oder von Bürgersteig zu Fußgängerinsel, erklärt Jan Saal vom Tiefbauamt Karlsruhe. „Die Hälfte der Furtlänge muss während der Grünzeit gequert sein.“

Die Gehgeschwindigkeit ist von der FGSV definiert. In der Fächerstadt hat das Tiefbauamt die Zeit sogar auf Zweidrittel der Furtlänge erhöht. Außerdem sei die Zeit dabei so berechnet, dass der Fußgänger es rechtzeitig auf die andere Straßenseite schaffe, bevor die Autos wieder fahren dürfen, auch wenn er erst in der letzten Sekunde seiner Grünphase loslaufe, erläutert der Experte. Fußgänger laufen also mitunter auf rote Ampeln zu.

Abbiegende Autofahrer sind trotzdem oft ungeduldig, wenn sie sehen, dass die Fußgängerampel bereits Rot zeigt. Manche hupen, andere fahren dicht an die Fußgänger heran. „Das ist psychologisch nicht einfach“, bestätigt Saal. Er findet das Verhalten der Autofahrer nicht in Ordnung. „Auch wenn sie Grün haben, müssen sie Fußgänger beachten.“

Fußgänger werden in Karlsruhe benachteiligt

Dass momentan an großen Knotenpunkten in der Stadt Fußgänger benachteiligt sind und andere Verkehrsarten priorisiert werden, bestätigt auch eine Sprecherin der Stadt. So haben zum Beispiel Straßenbahnen immer Vorrang. „Damit sie besonders schnell vorankommen“, sagt Saal.

Für Fußgänger bedeutet das zuweilen, dass sie theoretisch eine Straße überqueren könnten, weil ihre Ampeln Grün zeigt; doch weil in der Mitte Straßenbahnschienen verlaufen und dort die Ampel rot ist, müssen sie doch warten. Diese Benachteiligung von Fußgängern möchte die Stadt ändern. Anregungen aus dem Beteiligungsportal seien aufgenommen worden, heißt es.

Dass es auch deutlich entspannter geht, zeigt sich an der Kreuzung Reinhold-Frank-Straße/Amalienstraße. Hier haben Fußgänger insgesamt 56 Sekunden Zeit, um die Fahrbahn zu überqueren. Auch an der Rüppurrerstraße/Baumeisterstraße sind es 50 Sekunden. Das reicht dann auch Oma und Enkelkind, um rechtzeitig auf die andere Straßenseite zu gelangen.

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