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Coronaverordnung

Gemischtes Meinungsbild zum Start der Maskenpflicht in Karlsruhe

Die große Mehrheit der Karlsruher hält sich am ersten Tag der Maskenpflicht an die neue Regel. Damit einverstanden sind aber nicht alle. Viele tragen den Schutz nur so lange sie müssen. Es gibt Sorgen, dass die Masken zu leichsinnigerem Umgang mit Abständen verführen.

Seit Montag gilt im öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland die Maskenpflicht. Wie auf dem Bild halten sich die meisten Bahnfahrer in Karlsruhe an diese Vorgabe.
Seit Montag gilt im öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland die Maskenpflicht. Wie auf dem Bild halten sich die meisten Bahnfahrer in Karlsruhe an diese Vorgabe. Foto: jodo

„Liebe Fahrgäste, bitte beachten Sie: Im öffentlichen Nahverkehr gilt ab dem 27. April eine Maskenpflicht. Bedecken Sie deshalb Mund und Nase. Helfen Sie mit, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen – und bleiben Sie gesund!“ In Dauerschleife ist die freundliche Aufforderung zum Tragen einer Schutzmaske auf den Fahrgastinformationsanzeigen an den Haltestellen des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) zu lesen.

Und bei der überwiegenden Mehrheit der Bahnfahrer ist die Vorgabe der Landesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie am Montagvormittag angekommen.

Masken werden meist nur so lange wie vorgeschrieben getragen

Ein Ritual haben die meisten Fahrgäste dabei ebenfalls schon entwickelt. Beim Betreten des Bahnsteigs wird der Schutz über Mund und Nase gezogen. Kurz nach dem Verlassen der Bahn wird die Maske wieder übers Kinn nach unten geschoben.

„Mit einer Maske fühlt man sich schon ein bisschen unwohl und kriegt nicht so viel Luft“, sagt Medisa Turkic. Obwohl sie sich selbst zur Risikogruppe der chronisch Kranken zählt, ist sie von der Sinnhaftigkeit des Maskentragens nicht komplett überzeugt.

Wenn alle genügend Abstand voneinander halten, wird das Problem gelöst.
Abu Elezz

„Selbst die Mediziner sind sich da uneins. Da darf es nicht verwundern, wenn nicht alle Leute aus Überzeugung eine Maske tragen“, sagt Marliese Weber. Probleme mit dem Tragen einer Maske habe sie allerdings keine, sagt sie. „Zum Glück hatte ich von einer Operation noch einige Exemplare zuhause.“

Abu Elezz hat sich vorsorglich 20 Einwegmasken in der Apotheke gekauft und eine davon beim Einsteigen in die Tram vor Mund und Nase gezogen. „Das ist halt nun die Regel, deshalb mache ich das auch“, sagt Elezz. Allerdings halte er die bisherigen Vorgaben zur Vermeidung von Neuinfektionen mit dem Coronavirus bereits für ausreichend. „Wenn alle genügend Abstand voneinander halten, wird das Problem gelöst“, sagt Elezz.

In Bussen und Bahnen sind wieder Kontrolleure unterwegs

Abstand halten ist in Bussen und Bahnen auch problemlos möglich – nach Angaben des KVV sind derzeit drei Viertel weniger Leute mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs als normalerweise. Tagestickets werden laut KVV-Pressesprecher Michael Krauth fast gar keine mehr verkauft.

Trotzdem sind seit Montag wieder Fahrkartenkontrolleure unterwegs, die Fahrgäste im Fall der Fälle auch auf die geltende Maskenpflicht hinweisen. „Es bleibt allerdings beim Hinweis, denn für die Kontrolle der Maskenpflicht ist die Polizei zuständig“, sagt Krauth. Allzu viele Probleme habe es am Montag aber ohnehin nicht gegeben.

Laut einer ersten Umfrage bei den Kontrolleuren hatten fast alle Fahrgäste Mund und Nase mit Einwegmasken, selbstgeschneiderten Varianten, Schals oder Jackenkragen bedeckt. Selbst geschneiderte Masken werden in der Stadt mittlerweile auch in mehreren Geschäften angeboten. Eine Änderungsschneiderei in der Zähringerstraße hat gleich ein Dutzend solcher Stoffmasken im Schaufenster ausgehängt.

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Sorge vor trügerischer Sicherheit durch Masken

Selbst genäht ist das grau-weiß-gestreifte Schutzaccessoire, das Marina Heiß vor einem Discounter im Osten der Stadt über den Mund zieht. Am Samstag hat sie zu Nadel und Faden gegriffen. „Lange kann ich das nicht tragen, wegen der Luft“, sagt sie. Eine Maske zieht sie am Montag zum ersten Mal an.

Auch beim Einkaufen ist der Mund-Nasen-Schutz seit Montag Pflicht.
Auch beim Einkaufen ist der Mund-Nasen-Schutz seit Montag Pflicht. Foto: jodo

Die Einmalhandschuhe liegen dafür schon seit Wochen im Kofferraum, sie sind längst Gewohnheit beim Einkauf. So ganz überzeugt vom Sinn der neuen Vorschrift ist Marina Heiß nicht. Statt Masken könnte sie sich beispielsweise eine klare Wegeführung durch den Laden vorstellen, nach dem Prinzip Einbahnstraße – „um die Abstände besser einzuhalten“. Der Mundschutz könnte nun zu einem Gefühl trügerischer Sicherheit führen, mutmaßt sie.

Genau das fürchtet auch Frederike Waizenegger, die ausgerüstet mit einer Einmalmaske gerade aus einem Drogeriemarkt kommt. „Ich hatte schon die vergangenen Tage das Gefühl, dass die Menschen weniger auf den Abstand achten.“

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Nicht jeder ist mit den Vorschriften einverstanden

Nur so lange wie nötig tragen auch die Kunden eines Supermarkts in Knielingen ihren Mund-Nasen-Schutz. Wer an die frische Luft kommt, zieht sie Maske meist direkt nach unten. Wegwerf- und Stoffmodelle halten sich etwa die Waage.

Teils ist noch Improvisation gefragt: Lara hat sich einen schwarzen Schal vors Gesicht geschoben. „Ich gehe sowieso nicht rein“, kündigt sie an. Den Einkauf erledigt Freund Julian mit der Einwegmaske.

Abstand hätte auch gereicht.
Julia Maas

Das würde auch Julia Mass gerne tun. Ihre Bestellung lässt aber voraussichtlich bis Mitte Mai auf sich warten. „Ich habe mir jetzt eine völlig überteuert gekauft“, schimpft sie. Die Pflicht mache aus ihrer Sicht sowieso keinen Sinn – doch weil ihr Mann den vermummten Einkaufstrip boykottiert, steht sie nun mit dem Leergut auf dem Parkplatz.

„Ich schwitze schnell und fühle mich mit Maske unwohl. Abstand hätte auch gereicht“, findet Julia Mass. Deshalb will sie aufs Tempo drücken. „Am besten nur noch ein Großeinkauf pro Woche, schnell rein, schnell wieder raus.“

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