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Landgericht Karlsruhe

Geständnis im Prozess um Bluttat im Karlsruher Foxy Club

Am vierten Verhandlungstag im Mordprozess hat sich der 54-jährige Angeklagte vor dem Landgericht Karlsruhe erstmals zur Sache geäußert. Über seine Anwälte bestätigte er den Schuss abgegeben zu haben. Gleichzeitig gab er an, zum Tatzeitpunkt unter massivem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden zu haben.

Der Angeklagte umringt von seinen vier Verteidigern: Wolfgang Zeitler (links) und Gottfried Reims sowie stehend Bernd Engler (links) und Tomislav Duzel
Der Angeklagte umringt von seinen vier Verteidigern: Wolfgang Zeitler (links) und Gottfried Reims sowie stehend Bernd Engler (links) und Tomislav Duzel Foto: jodo

Schon nach dem dritten Verhandlungstag hatte er das Versteck der mutmaßlichen Tatwaffe preisgegeben. Die Polizei hat sie in Eggenstein unter einer Brücke gefunden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, in der Nacht auf den 20. Januar einen 39 Jahre alten Mann im Oberreuter „Foxy Club“ ermordet zu haben. Dem tödlichen Schuss voraus ging ein monatelanger Familienstreit , der sich immer weiter hochgeschaukelt hatte.

Was der Angeklagte in der Tatnacht zwischen 3 Uhr und dem Schuss rund 45 Minuten später getan hat – darüber gibt es im Prozess nun zwei Versionen. Während die Anklage dem 54-Jährigen vorwirft, das spätere Opfer schon bei seinem ersten Besuch gesehen und eine Waffe geholt zu haben, schilderten die Anwälte für den Mann nun eine andere Geschichte.

Auf der Suche nach Drogen

Der 54-Jährige habe den 39 Jahre alten Kontrahenten beim ersten Besuch in der Tanzbar nicht gesehen. Er sei danach nur wenige Meter bis zu seinem Auto gelaufen und habe dort Kokain gekocht und geraucht. Später sei er in den Club zurückgekehrt, weil er dort neue Drogen kaufen wollte.

Das Opfer habe er erst bemerkt, als das einen Schritt auf ihn zugemacht habe. Aus Angst, „totgeschlagen zu werden“, habe er die Waffe gezogen und einen Schuss abgegeben. Die Pistole trage er seit Weihnachten 2018 immer bei sich, um sich zu schützen. Er habe den 39-Jährigen aber nicht töten, sondern kampfunfähig machen wollen, so die Einlassung des Angeklagten.

Angeklagter nahm seit Jahren Drogen

Zur zentralen Frage des vierten Verhandlungstages entwickelte sich neben dem Tatablauf der Alkohol- und Drogenkonsum des Angeklagten in den Stunden und auch Monaten vor der Tat. Laut einem Gutachten der Uniklinik Heidelberg hatte der 54-Jährige „ein bis drei Tage“ vor seiner Festnahme eine ganze Palette von Drogen genommen. Der Nachweis sei für Heroin, Kokain und Cannabis erbracht, so ein Sachverständiger. Allerdings sei es unmöglich zu sagen, ob der Verdächtige in der Nacht unter Drogeneinfluss stand.

„Im Blut sind die Drogen nur wenige Stunden nachweisbar“, sagte der Sachverständige. „Die Blutprobe wurde aber erst nach seiner Festnahme 34 Stunden nach der Tat genommen.“ Der Angeklagte selbst ließ über seine Anwälte erklären, er habe in den Stunden vor der Tat „vier bis sechs Nasen Kokain“ geschnupft.

Wie viel Alkohol war im Spiel?

Auch welche Rolle Alkohol spielte, lässt sich vor dem Landgericht nur schwer rekonstruieren. Ein Zeuge bestätigte, dass der Angeklagte am 19. Januar bis etwa 19 Uhr „sechs bis sieben Bier und drei bis vier Schnäpse getrunken habe“. Zu den knapp acht Stunden bis zur Tat konnte er nichts genaues sagen.

Die Menge Alkohol, die der 54-Jährige nach eigenen Angaben getrunken haben will, hielt wiederum der Rechnung des Sachverständigen nicht stand. Der kam bei entsprechendem Konsum auf einen Blutalkoholwert zwischen 8,26 und 9,26 Promille. „Das zeigt uns allen, dass es so nicht gewesen sein kann“, sagte der Vorsitzende Richter Leonard Schmidt. „Wir sehen, dass das die Schätzung eines Mannes ist, der viele Drogen genommen hat“, konterte Anwalt Gottfried Reims.

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