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Nach Protesten von Peta & Co.

Gnadenhof Karlsruhe-Neureut kompromissbereit: Osterfest wird fleischlos

Nach den Vorwürfen von Tierschützern zeigt sich der Gnadenhof Karlsruhe kompromissbereit: Die Kritik der Tierschützer könne er teils nachvollziehen, sagt Klaus Graf aus dem Gremium. Die Art und Weise allerdings sei teils "derb" gewesen. Versuchsweise werde jedenfalls demnächst fleischlos gefeiert.

"Tierschutz fängt auf dem Teller an". Fünf Mitglieder von "Peta Zwei" demonstrierten mit Plakaten gegen den Verkauf von Fleisch auf der Weihnachtsfeier.
"Tierschutz fängt auf dem Teller an". Fünf Mitglieder von "Peta Zwei" demonstrierten mit Plakaten gegen den Verkauf von Fleisch auf der Weihnachtsfeier. Foto: Fischer

Herr Graf, weil es auf dem Weihnachtsfest des Gnadenhofes am Samstag Fleisch gab, hagelte es im Internet sowie am Rande der Veranstaltung Kritik. Müssen Tierschützer nicht konsequenterweise auf Fleisch verzichten?

Das sehe ich nicht so. Tatsächlich essen viele Tierschützer nun mal Fleisch, auch bei uns im Verein. Wir sind realistisch genug, dass wir nicht alle Tiere retten können. Das heißt nicht, dass wir Auswüchse wie Massentierhaltung gut heißen - aber wir als Gnadenhof können dagegen nun mal nicht ganz viel tun. Daher beschränken wir uns auf Dinge, die wir verbessern können - also zum Beispiel Tieren einen artgerechten Lebensabend zu ermöglichen.

Darum geht´s:

Wäre es aber dennoch nicht angezeigt, zumindest bei öffentlichen Veranstaltungen kein Fleisch anzubieten?

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Klaus Graf aus dem Vorstand des Gnadenhofes in Neureut. Foto: Gnadenhof Neureut

Die Kritik daran, dass bei uns Würstchen auf den Grill kommen, können wir zunächst mal nachvollziehen. Menschen haben aber nun mal unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten, auch bei uns im Verein. Daher finde ich es ehrlich, wenn das auch nach Außen so widergespiegelt wird. Was bringt es, wenn wir als Verein ein vegetarisches Weihnachtsfest veranstalten, um die Fassade zu wahren - und hinterher schieben sich die Leute dann Steaks und Burger rein?

Immerhin wäre das aber doch ein politisches Statement...

Es ist ja auch nicht so, dass wir Fleischkonsum propagieren. Es gibt auch unseren Festen immer auch ein vegetarisches Angebot. Viele Besucher wollen aber nun mal eine Wurst vom Grill - wohl auch deswegen, weil Fleisch für sie eben fester Bestandteil ihrer Ernährung ist. Diese Leute würden vielleicht nicht mehr kommen, wenn wir nur noch vegetarische Sachen anbieten. Für unsere Arbeit könnte das durchaus ein Problem sein. Wir ja auf Spenden und auf Erlöse aus den Festen angewiesen sind.

So war es vor Ort:

Das heißt, sie ziehen aus der Kritik keine Konsequenzen?

Doch. Wir haben uns noch am Sonntag mit einigen Aktivisten zusammengesetzt. Wir planen aktuell, zum Osterfest versuchsweise mal kein Fleisch anzubieten, sondern ausschließlich vegane und vegetarische Gerichte.

Wie hoch schätzen die Chance ein, dass daraus eine Dauerlösung wird?

Generell beobachten wir natürlich auch, dass vegetarische Angebote durchaus nachgefragt werden. Am Wochenende haben wir Wurst und vegetarische Suppe verkauft, ungefähr im Verhältnis 50:50. Wenn der Erlös aus dem kommenden Osterfest für uns akzeptabel ist, werden wir sicher über weitere fleischlose Feste nachdenken. Es gibt aber auch Veranstaltungen wie das Ritterfest, wo wir nicht untersagen wollen, dass in den einzelnen Lagern Fleisch angeboten und verzerrt wird.

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Stein des Anstoßes: Beim Weihnachtsfest wurde dieser Flyer verteilt. Foto: Christina Fischer

Ganz grundsätzlich: Hat sie die Kritik von Tierschützern und Veganern überrascht?

Wie gesagt, inhaltlich können wir das alles nachvollziehen. Die Art und Weise fanden wir allerdings teils fragwürdig. An unserem Weihnachtsfest tauchte plötzlich eine Einzelperson auf, die Flyer verteilt hat, in denen wir schon sehr derb angegangen wurden. Das finde ich dann schon schade und ärgerlich, weil wir ja im Grunde mal ein gemeinsames Ziel haben. Aber einigen Aktivisten scheint öffentlichkeitswirksamer Protest offenbar wichtiger als handfester Tierschutz.

Was nun ein Vorwurf ihrerseits ist...

Es gibt einen bestimmten Bauernhof in der Region, wo uns beispielsweise die Haltung eines Esels schon länger Sorgen bereitet. Wir haben in der Sache schon mal mit Peta gesprochen, ob wir vielleicht gemeinsam etwas unternehmen könnten. Daraufhin kam dann allerdings von deren Seite nichts.

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