Waren bei der Aktion in der Nordkurve vergangenes Jahr bereits nach 90 Minuten alle Sitze verkauft, so haben die Fans beim heutigen Abschrauben mehr Glück. Noch um elf Uhr sind ausreichend Sitzschalen aus den Blöcken E2 und E3 vorhanden, so dass auch Langschläfer zum Zuge kommen.
Vorher den Umgang mit dem Akkuschrauber geübt
Darauf wollte sich Domenik aber nicht verlassen. Er und seine Familie waren bereits um 7.50 Uhr in der Schlange gestanden. „Er hat extra an Bilderrahmen mit dem Akkuschrauber geübt“, lacht Domeniks Vater.
Denn frei nach der Devise, „selbst ist der kleine KSC-Fan“, wollte er nicht nur zuschauen, sondern ganz alleine seinen Sitz abmontieren. Eine Gartengarnitur wollen sie daraus fertigen.
Gartengarnitur oder Barhocker
Anhängerin Corinna Schröder war bei der ersten Aktion zu spät dran, hat am Sonntag aber Glück. „Ich bin extra eine Stunde früher gekommen. Wir wollen die Sitze als Barhocker benutzen. Das finde ich cool, als Erinnerung ans alte Wildparkstadion“, freut sich Schröder.
An kreativen Ideen mangelt es den Karlsruher Anhängern nicht. Beim Schrauben tauschen die Fans sich untereinander aus. Während mancher Fan farblich einheitliche Sitze bevorzugt, suchen andere die Abwechslung.
Je einen Sitz in rot, schwarz und weiß trägt der 14-jährige David nachhause. An immerhin sieben Jahre Fansein kann er sich zurückerinnern. „Ich möchte eine Sitzgelegenheit machen zum Fußballschauen, wenn WM ist und wir draußen sitzen. Vielleicht schraube ich sie auf eine Palette“, überlegt er.
Ein Stück Kindheit mitnehmen
Gleich mit dem Metallgestell schraubten Fabio Reina und seine Familie die Sitze ab. „Daraus machen wir eine Schuhbank vor dem Hauseingang“, erklärt Reina.
Katharina Wild hingegen will Gestell und Sitze getrennt nutzen: Aus den Sitzen will sie eine Kinderbank als Geschenk für den Sohn ihres Cousins machen, das Gestell wird anderweitig verwertet. „Es ist ein Stück Kindheit für mich“, schwärmt sie und freut sich, dass sie eine Sitzschale mit einem alten KSC-Aufkleber ergattert hat.