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Allgemeines Sicherheitsgefühl

In diesen Karlsruher Stadtteilen fühlen sich die Menschen am unsichersten

Laut einem Gutachten zum Karlsruher Audit-Konzept für urbane Sicherheit 2018 ist den Bürgern in Hohenwettersbach und Palmbach am wohlsten. In der Innenstadt und Oberreut fühlen sich die Menschen dagegen zunehmend unsicherer.

Das Sicherheitsgefühl am Europaplatz hat sich in jüngster Zeit leicht verschlechtert. Streifen von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst zeigen deshalb häufig Präsenz.
Das Sicherheitsgefühl am Europaplatz hat sich in jüngster Zeit leicht verschlechtert. Streifen von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst zeigen deshalb häufig Präsenz. Foto: Jörg Donecker

Das allgemeine Sicherheitsgefühl der Karlsruher ist in den vergangenen Jahren leicht gesunken, aber im Vergleich zu anderen Städten dennoch relativ hoch. Das geht aus Gutachten zum Karlsruher Audit-Konzept für urbane Sicherheit 2018 hervor. Am problematischsten ist die Situation in der Innenstadt und in Oberreut, am sichersten fühlen sich die Menschen in Palmbach und Hohenwettersbach.

„Karlsruhe hat eine sehr gute Ausgangssituation, die aber noch verbesserungsfähig ist“, erklärte Dieter Hermann, Professor am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg, am Dienstagabend vor dem Hauptausschuss des Gemeinderats. Mit der Erarbeitung quartiersbezogener Sicherheitsaudits war Hermann 2018 von der Stadtverwaltung beauftragt worden.

Innenstadt und Oberreut im Fokus

In Umfragen, so genannten Audits, wurde das subjektive Sicherheitsempfinden der Karlsruher in der Gesamtstadt und, in einem weiteren Schritt, für die Stadtteile Oberreut und Innenstadt erfasst. Von den 17.000 angeschriebenen Bürgern beteiligten sich 5 929 an der Befragung.

Ziel der Erhebungen ist es, aus den gesammelten Daten fundierte kriminalpräventive Maßnahmen abzuleiten. Dabei sei es wichtig, die Ursachen für die Kriminalitätsfurcht in der Bevölkerung zu kennen, erläuterte Hermann. Zum Vergleich zog er Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung 2014 heran.

Die Ursachen sind in Karlsruhe aber nicht hausgemacht.
Dieter Hermann, Professor am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg

Der Anteil der Menschen, die sich in ihrem Stadtteil unsicher fühlen, stieg 2018 um fünf Prozent. „Die Ursachen sind in Karlsruhe aber nicht hausgemacht“, betonte Hermann, sondern seien deutschland- und europaweit zu sehen: Im Jahr 2016 habe es einen „sprunghaften Anstieg der Ängste“ gegeben, die seither auf hohem Niveau geblieben seien. Angst hat man etwa vor politischem Extremismus, Kontrollverlust des Staates und Terrorismus.

Der Europaplatz ist einer der Orte, an denen sich die Karlsruher eher unsicher fühlen.
Der Europaplatz ist einer der Orte, an denen sich die Karlsruher eher unsicher fühlen. Foto: Jörg Donecker

Die Lebensqualität wird in Karlsruhe insgesamt als gut bewertet. Subjektive Störungen treten seltener auf als etwa in Mannheim oder Heidelberg. Dominante Probleme sind der Straßenverkehr sowie Schmutz und Müll. Während sich die Bürger in Palmbach und Hohenwettersbach am wohlsten fühlen, war Hermanns Erläuterungen zufolge die gefühlte Sicherheit in Oberreut und der Innenstadt am niedrigsten. Im Gutachten wird betont, dass die Ergebnisse die von den Befragten empfundenen Störungen wiedergeben und nicht der objektiven Realität entsprechen müssen.

Oberreuter wünschen sich mehr Polizeipräsenz

Aus Oberreut beteiligten sich 118 Personen an der Umfrage. Auf die Frage nach dem Sicherheitsempfinden in ihrem Quartier antworteten zehn Prozent der Befragten, dass es sich verbessert habe, im Vergleich zu 39 Prozent, die eine Verschlechterung konstatiert haben. Die Kriminalitätsfurcht ist laut Gutachten im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ groß, „ebenso der Anteil an Personen, die nicht in Oberreut wohnen, aber sich dort fürchten würden.“ Als besonderes Problem werden in Oberreut Schmutz und Müll wahrgenommen, gefolgt von Asylsuchenden, Betrunkenen, betrunkenen Gruppen und falsch parkenden Autos. Weiteres Problemfeld sind Aggressionen, Gewalt und sexualisierte Herabwürdigung von Frauen. Die Befragten aus Oberreut wünschen sich eine höhere Präsenz von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) sowie die Verschönerung des Stadtteils.

Europa- und Kronenplatz besonders problematisch

Aus der Innenstadt kommen 330 Bürger, die an der Umfrage teilgenommen haben. 47 Prozent der Befragten konstatierten eine Verschlechterung des Sicherheitsempfindens, nur vier Prozent eine Verbesserung. „Zudem ist die Kriminalitätsfurcht in der Karlsruher Innenstadt im Vergleich zu den anderen Stadtteilen relativ groß“, heißt es in dem Gutachten. Lokalisiert werden die Problemfelder hier eindeutig am Europaplatz und rund um den Kronenplatz.

Auf die Frage, was das Sicherheitsempfinden in der Innenstadt in jüngerer Zeit vor allem beeinträchtigt hat, antwortete fast ein Drittel, dass dies aggressives Verhalten sei – dazu zählen verbale Angriffe und sexualisierte Herabwürdigungen von Frauen. „An zweiter Stelle wurden Personengruppen genannt, die oft aus jungen Männern bestehen oder als Migranten oder Asylbewerber etikettiert werden“, heißt es im Gutachten weiter. Zudem werden fehlende Grünflächen und mangelnde Sauberkeit als Gründe angegeben.

Das soll jetzt passieren

Um diese Furcht auslösenden Faktoren zu verringern, empfiehlt der Hochschulprofessor verschiedene Maßnahmen: Selbstbehauptungskurse für Frauen, Programme zur Förderung von Zivilcourage und zum Abbau von gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen sowie die Verschönerung des Stadtbildes. Nächste Schritte sind die Vorstellung der Ergebnisse bei lokalen Verantwortlichen und die Gründung von Projektgruppen zur Erarbeitung stadtteilspezifischer Sicherheitskonzepte. Dazu organisiert die Stadtverwaltung Stadtteilspaziergänge im Oktober (Oberreut) und November (Innenstadt) mit repräsentativ ausgewählten Teilnehmern, um besonders kritische, Angst erzeugende Räume und Situationen festzustellen. Die Vorstellung der Ergebnisse für die Sicherheitskonzeption der beiden Stadtteile ist für Sommer 2020 vorgesehen.

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