Kinder und Jugendliche mit schwersten Behinderungen wohnen und lernen bald in einem Neubau in der Nordweststadt, der ganz nach ihren Bedürfnissen eingerichtet ist. Die Außenstelle der Ludwig-Guttmann-Schule zieht mit ein. Sie verlässt ihr Container-Provisorium in der Moltkestraße. Wege und Krankentransporte entfallen so. Ein Musikraum wird gemeinsam genutzt.
Acht Jahre Planungszeit machen deutlich: Das Projekt an der Ecke von Kußmaulstraße und Nancystraße ist anspruchsvoll. Der Rohbau, einen Steinwurf entfernt von der Frauen- und Kinderklinik des Städtischen Klinikums, entstand jetzt wie geplant innerhalb von acht Monaten. Auch die Kosten liegen laut der Bauherrin, der gemeinnützigen Gesellschaft Reha Südwest, im Plan.
Junge Menschen im Rollstuhl ziehen wohl im Frühjahr 2021 ein
Einige Jungen und Mädchen im Rollstuhl sind dabei, als Beteiligte und Verantwortliche aus Stadt, Landkreis und dem weiteren Einzugsgebiet der Spezialeinrichtung am Freitag den Baufortschritt feiern. Voraussichtlich im Frühjahr 2021 wird das Gebäude ein Zuhause für 24 junge Menschen mit Mehrfachbehinderungen. Auch zwei Plätze für Kurzzeitbetreuung gibt es dann.
Das Haus wird ein Raum der Begegnung seinPeter Hafner, Geschäftsführer der Reha Südwest
„Das Haus wird ein Raum der Begegnung sein“, verspricht Reha-Südwest-Geschäftsführer Peter Hafner. Sozialdezernentin Margit Freund vertritt den Landkreis Karlsruhe, die Bürgermeister Albert Käuflein und Daniel Fluhrer repräsentieren die Stadt Karlsruhe.
Für ein attraktives Außengelände ist der Bauplatz zu klein. Doch das inzwischen ausgezeichnete architektonische Konzept macht aus der Not eine Tugend. Im obersten Stockwerk können sich auf einem Spielplatz und in einem Dachgarten auch Kinder und Erwachsene aus der Nachbarschaft treffen. Daneben werden sechs barrierefreie Wohnungen für den freien Wohnungsmarkt geschaffen.
Das Sozialpädagogische Wohnheim Karlsruhe der Reha-Südwest wurde aus einer Elterninitiative heraus im Jahr 1978 als kleine Wohneinheit gegründet. Es entwickelte sich von einem Bundesmodell in ein Zuhause für derzeit 28 Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderung, inzwischen umbenannt in Wohngemeinschaften Karlsruhe.
Eine Baby-Latzhose steht für den familiären Umgang
Friedemann Lindmayer ist der Leiter der Wohngemeinschaften Karlsruhe. Er beschreibt den Teilnehmern der Feierstunde anhand einer aufbewahrten Baby-Latzhose, wie familiär und fürsorglich die Mitglieder des heilpädagogischen Teams mit den teils lebensbedrohlich beeinträchtigten Kindern umgehen, die ihnen anvertraut sind.
Viel Engagement hätten auch die Eltern in das Projekt gesteckt, unterstreicht die Aufsichtsratsvorsitzende der Reha Südwest, die Bruchsaler Bürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. Die Interessen der Betroffenen unter einen Hut mit der Rechtslage zu bringen, das sei „ein schwieriger Weg“ gewesen, „ein großes Ringen“.
Wir durften ganz viel mitplanenClaudia Kury, Ludwig-Guttmann-Schule
Claudia Kury von der Ludwig-Guttmann-Schule betont, dass auch die Interessen der Schüler eingeflossen seien: „Wir durften ganz viel mitplanen.“