Das Karlsruher Autokino soll jetzt auch für Familien öffnen. Die Organisatoren wollen so bald wie möglich ihr Filmangebot erweitern und auch Eltern und Kindern eine Abwechslung im Coronavirus-Alltag bieten. Gleich zwei Filme sollen nachmittags laufen unter anderem die Disneys Hits „Die Eiskönigin II“ und „König der Löwen“.
"Schade, dass das Autokino nichts für Familien ist“, meint eine Besucherin der Premiere des Autokinos am Mittwoch und reiht sich damit in den kritischen Stimmentenor ein, der auch in den sozialen Netzwerken nicht zu überhören ist. Doch Bernd Gnann, Geschäftsführer des Kammertheaters Karlsruher und Organisator des Autokinos hat gute Nachrichten: Neben der Hauptleinwand werde demnächst ein acht Meter breiter LED-Screen installiert, wo zweimal täglich am Nachmittag Familienfilme gezeigt werden.
250 Familien pro Vorstellung
Rund 250 Autos hätten davor Platz, sodass ganze Familien (sofern sie im selben Haushalt leben) das Autokino-Erlebnis haben könnten. Im Laufe der kommenden Woche soll es losgehen, den Auftakt macht der Streifen „Bibi und Tina“, der um 14 und um 17 Uhr gezeigt wird. In der Folge steht „Die Eiskönigin II“ auf dem Plan, gefolgt vom „König der Löwen“ – der Version mit echten Tieren – sowie der Produktion „Die Drei Ausrufezeichen.“
Der Vorverkauf beginnt am Dienstag, 28. April, online unter www.autokino-karlsruhe.de .
Auf Familienprogramm folgt Comedy
Mitte Mai will die Truppe um Bernd Gnann dann eine weitere Raketenstufe ihres Kulturangebots zünden: Der Comedian Bülent Ceylan liefert auf dem Messplatz eine Show ab, die vom Auto aus auf der Großleinwand verfolgt werden kann – auch hier mit Tonspur übers Autoradio.
So lief die Premiere des Autokinos am Mittwoch
Als das Känguru bei Marc-Uwe vor der Tür steht, ist es erst einmal vollbracht: Die Zufahrt der rund 400 Autos über die Südseite des Messplatzes hat im Wesentlichen reibungslos funktioniert, mit King-Kong-Verkleidung und Geister-Maske hat man den Kino-Fahrern den Weg gewiesen, per Warnblinker haben die Insassen die gebuchten Snack-Tüten angefordert, und gut gelaunte Helferinnen haben noch schnell ein paar Windschutzscheiben gewienert.
Wir sind bis zum Wochenende ausgebucht.Bernd Gnann, Kammertheater-Geschäftsführer
Die Autoradios stehen jetzt auf der Ukw-Frequenz 91,2, und Autokino-Organisator Bernd Gnann gibt noch schnell ein paar Regieanweisungen, als er per E-Scooter durch die Reihen flitzt. Die Show beginnt. In den Autos haben es sich rund 800 Leute bequem gemacht, Chipstüten rascheln, Handykameras klicken, freundliche Begrüßungen von Lenkrad zu Lenkrad.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick
Volker aus Rintheim plaudert mit Simone, Lucy mit Silke. Vor 20 Jahren war er zuletzt in einem Autokino. „Gute Sache“, findet der Rintheimer. Für Marcel und Vanessa aus der Nordstadt ist es ein komplett neues Erlebnis.
Viele Leute hier haben sich eigens für den Abend einen Carsharing-Wagen genommen. „Wir sind bis zum Wochenende ausgebucht“, berichtet Kammertheater-Geschäftsführer Gnann.
Warum "knutscht ruhig" eine Tradition fortsetzt
Zur Bestätigung des Tonempfangs drücken alle Fahrer kurz auf die Hupe. Eigentlich wollte er ja Theater im Stil eines Autokinos machen, jetzt ist daraus erst einmal reines Autokino geworden. Jenes Format also, das einst jenseits des Atlantiks groß in Mode war – bot es Paaren doch in einer traditionell prüden Gesellschaft die Gelegenheit, sich hinter der Windschutzscheibe näher zu kommen.
An diese Tradition knüpfen zumindest die Westen des Personals an: „Knutscht ruhig“, rät augenzwinkernd ein Aufdruck. Das Kinoerlebnis bei bestem Frühlingswetter kommt an, auch bei Kulturbürgermeister Albert Käuflein, der sich gemeinsam mit seiner Ehefrau im blauen Cabrio eingereiht hat.