Skip to main content

Lager sind voll

Karlsruher Hilfsorganisationen stoppen Kleiderspenden

Im Lager der Bahnhofsmission stapeln sich Winterjacken, Mützen und Isomatten. Alle gespendet von Menschen, die Bedürftige unterstützen möchten. Gut gemeint, doch die Sache hat einen Haken: Die Spendenbereitschaft ist aktuell so groß, dass Susanne Daferner die Notbremse zieht. Die Leiterin der Bahnhofsmission hat die Annahme von Kleiderspenden vorerst gestoppt.

Die Kleiderkammer der Karlsruher Bahnhofsmission ist voll. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter haben keine Zeit, weitere Spenden anzunehmen.
Die Kleiderkammer der Karlsruher Bahnhofsmission ist voll. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter haben keine Zeit, weitere Spenden anzunehmen. Foto: jodo

Im Lager der Bahnhofsmission stapeln sich Winterjacken, Mützen und Isomatten. Alle gespendet von Menschen, die Bedürftige unterstützen möchten. Gut gemeint, doch die Sache hat einen Haken: Die Spendenbereitschaft ist aktuell so groß, dass Susanne Daferner die Notbremse zieht. Die Leiterin der Bahnhofsmission hat die Annahme von Kleiderspenden vorerst gestoppt. Ihre Mitarbeiter haben keine Zeit, sich darum zu kümmern. Zudem übersteigt das Spendenaufkommen die Nachfrage bei Weitem.

„Seit Kleidung so billig geworden ist, räumen die Menschen wohl öfter ihren Kleiderschrank aus“, glaubt Daferner. „Wir werden mit Kleidung geradezu überschüttet. Es wird immer mehr – und wir bleiben auf den gut gemeinten Kleiderspenden sitzen.“ Für die Ehrenamtlichen waren die Gaben zuletzt eher Last als Hilfe. Sie schaffen es nicht, neben dem laufenden Betrieb eine Kleiderkammer zu unterhalten – also die Spenden zu überprüfen und sie nach Größe, Material und Farbe zu sortieren.

Lager des DRK-Kältebusses platzt aus allen Nähten

Ähnlich geht es derzeit auch dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dort platzt das Lager für den Kältebus aus allen Nähten. Noch vor dem Wochenende wird voraussichtlich auch das DRK einen Annahmestopp für Kleiderspenden verkünden, so Sprecherin Aksana Novikova auf Nachfrage der BNN: „Wir freuen uns über die Hilfsbereitschaft. Aber wir können nicht mehr annehmen als wir auch rausgeben.“ Und raus gibt das DRK derzeit überhaupt nichts – wegen des relativ warmen Wetters.

Der 2018 gestartete Kältebus ist erst ab einer Temperatur von null Grad Celsius unterwegs . Ist es kalt genug, ist auch die Nachfrage vorhanden, so das DRK. In den ersten sieben Betriebswochen hatten die Mitarbeiter unter anderem 22 Paar Socken, 21 Schlafsäcke, 20 Decken und 18 Paar Handschuhe verteilt. „Es hat sich aber da schon gezeigt, dass Bedürftige sehr nüchtern einschätzen, was sie tatsächlich brauchen“, sagt Novikova.

So habe beispielsweise im vergangenen Winter ein Obdachloser einen Schlafsack abgelehnt, da er bereits einen habe. Den Menschen sei mehr geholfen, wenn das gespendet wird, was für sie wirklich notwendig ist, so die DRK-Sprecherin. Eine entsprechende „Wunschliste“ ist auf der Website des Kältebusses hinterlegt.

Spender nehmen keine Rücksicht auf den Bedarf

Ins gleiche Horn stößt auch Susanne Daferner von der Bahnhofsmission. Oft nähmen die Spender keine Rücksicht auf den Bedarf. „Wenn wir Kleidung benötigen, teile ich das auf unserer Homepage mit. Man kann uns auch gerne anrufen“, sagt sie. Gefragt ist in der Bahnhofsmission auch nicht alles, was andere aussortieren.

Nur ordentliche und saubere Freizeitkleidung kommt für eine Spende in Frage, wenn sie robust und wettertauglich ist. Anzüge, Mäntel, schwere Schuhe oder Bettwäsche werden abgelehnt. „Es muss den Menschen helfen. Auch Obdachlose wollen keine verfleckten Pullover oder Uraltkleidung“, sagt Daferner. Zudem will die Bahnhofsmission nicht als kostenloser Second-Hand-Laden wahrgenommen werden. Es gehe ausschließlich darum, in der größten Not zu helfen, so die Leiterin.

Kleidung an Second-Hand-Läden abgeben

Wann die Bahnhofsmission oder das DRK wieder Kleiderspenden annehmen, steht noch nicht fest – zunächst wird ausgegeben, was sich bislang im Lager angesammelt hat. Beide verweisen solange aber beispielsweise auf die Angebote des Diakonischen Werks wie die Second-Hand-Läden Kashka und „Jacke wie Hose“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang