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Neue Hotline eingerichtet

Karlsruher Jobcenter erwartet wegen Corona Anstieg bei Hartz IV

Das Jobcenter erwartet, dass wegen der Corona-Krise mehr Menschen auf Hartz IV angewiesen sein werden. Erste Karlsruher meldeten sich bereits komplett mittellos, weil ihnen jetzt plötzlich sämtliche Einnahmen weggebrochen sind.

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IMAGE-431126 Foto: N/A

Das Jobcenter erwartet, dass wegen der Corona-Krise mehr Menschen auf Hartz IV angewiesen sein werden. „Wir gehen von einem kurzfristigen Anstieg aus“, sagt Geschäftsführer Hans-Peter Kölmel.

Um den zu bewältigen, wurde bereits eine zusätzliche Hotline eingerichtet, an der 40 bis 50 der 260 Jobcenter-Mitarbeiter sitzen.

Mittellos in Folge der Corona-Krise

Auch wenn längst alle Termine abgesagt sind und möglichst alle Anträge per Mail oder Telefon behandelt werden, können Notfälle weiter direkt zum Jobcenter kommen.

Kölmel berichtet: „Am Mittwoch kam jemand zu uns, der wegen der aktuellen Maßnahmen kurzfristig seine Einnahmen verloren hat und nun komplett mittellos war. Am Donnerstagmorgen folgte ein zweiter.“ Beide Fälle waren Folge der Corona-Krise.

Es geht um den sozialen Frieden.

„Dass sich jemand mittellos melden muss, gab es auch vorher schon. Aber das ist keine Vielzahl“, so Kölmel. Er erklärt: „Unsere Aufgabe ist es, das Existenzminimum zu sichern. Es geht um den sozialen Frieden.“

Die 13.000 Hartz-IV-Bezieher in der Stadt erhalten ihre Leistungen Anfang des Monats per Überweisung. In Notfällen stellt das Jobcenter kurzfristig Geld zur Verfügung oder gibt Lebensmittelgutscheine aus. „Das kann innerhalb eines Tages geschehen“, so Kölmel.

Scham ist der falsche Ratgeber.

Die Menschen erhalten dann einen Code, mit dem sie in bestimmten Supermärkten einkaufen oder Bargeld erhalten können. „Das ist ähnlich wie das, was man mit der EC-Karte tun kann. Wir vermeiden so Stigmatisierung“, erklärt der Jobcenter-Chef.

Kölmel weiß, dass mancher selbst in Notsituationen zögert, Hartz-IV zu beantragen. „Es kann aber jedem passieren, dass er auf Leistungen angewiesen ist.“ Sozialbürgermeister Martin Lenz ergänzt: „Scham ist der falsche Ratgeber.“

Wenn Auftritte wegfallen

Plötzlich in Hartz IV landen nun beispielsweise einige freischaffende Künstler. Musiker zum Beispiel, die immer Auftritte hatten, jedoch zu wenig verdienten, um etwas auf die hohe Kante zu legen. Da nun alle Konzerte abgesagt wurden, fehlen ihnen die Einnahmen. Ähnliches gilt für Schausteller.

In Schwierigkeiten geraten jetzt einige Selbstständige, Zuverdiener auf 450-Euro-Basis oder Sozialversicherungspflichtige, die weniger als ein Jahr beschäftigt waren und nun auf der Straße stehen. Eine weitere Gruppe trifft es: Prostituierte, die selbstständig und nicht arbeitslosenversichert waren. „Hier verweisen wir im Moment aktiv auf Ausstiegsprogramme“, sagt Kölmel.

Formulare gibt es online

Wer jetzt in eine Notlage kommt und einen Antrag auf Hartz IV stellen muss, findet das notwendige Formular online. „Das kann man dann ausdrucken, ausfüllen, einscannen und uns dann mailen. Oder man schickt es uns per Post oder wirft es uns in den Briefkasten“, erläutert Kölmel.

Wer bereits Hartz-IV bezieht und aktuell auf die Verlängerung wartet – die Bezüge sind in der Regel auf ein Jahr genehmigt –, soll nun von den Jobcenter-Mitarbeitern kontaktiert werden. „Wir erstellen Listen, bei wem die Ansprüche in nächster Zeit auslaufen. Dann fragen wir nach, ob sich etwas verändert hat“, berichtet Kölmel. Notwendige Papiere könnten bei Bedarf später nachgereicht werden.

Termine sind abgesagt

„Wir müssen ja auch sehen, was Unsicherheit mit Menschen macht. Das müssen wir vermeiden“, erklärt der Leiter des Jobcenters. Bundesweit sei man aktuell weg von Sanktionen. Vermittlungs- oder Beratungsgespräche finden in Zeiten der Corona-Krise nicht statt. Bereits vereinbarte Termine müssen die Leistungsbezieher nicht absagen. „Es gibt keine Rechtsfolgen“, versichern die Verantwortlichen.

Jobcenter-Mitarbeiter, die sonst beispielsweise Vermittlungsgespräche führen, werden nun in anderen Bereichen wie der Hotline eingesetzt. „Wir erleben da eine enorme Solidarität in unserem Team“, bilanziert Kölmel. Zudem profitiere man nun beispielsweise von der schon länger eingeführten elektronischen Akte. Lenz sagt: „In Karlsruhe ist das Jobcenter Teil der sozialen Stadt.“ Man spreche dort die kommunale Sprache. „Und jetzt in der Krisenzeit zeigt sich, dass man auch gemeinsam kommunal handelt“, so der Sozialbürgermeister.

Kontakt

Das Jobcenter in der Brauerstraße 10 ist von 8 bis 18 Uhr unter (07 21) 8 31 90 und neu von 8 bis 15.30 Uhr unter der Hotline (07 21) 8 31 92 22 erreichbar. Online finden sich Anträge hier .

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