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Corona-Krise

Karlsruher Kitas halten mit kreativen Ideen Kontakt mit Kindern und Eltern

Viele Karlsruher Kitas setzen auf Newsletter, Telefonate oder Videochats, um mit Kindern und Eltern in Kontakt zu bleiben. Geteilt werden Bastelanleitungen, Spieltipps oder Rezepte. In der Verwaltung denkt man derweil schon über "die Zeit danach" nach.

Die Rollläden in der Kita Les Petits Amis sind unten, das Außengelände ist leer. Über Internet, Post und Telefon versucht man trotzdem, den Kontakt zwischen Erziehern und Kindern aufrecht zu erhalten.
Die Rollläden in der Kita Les Petits Amis sind unten, das Außengelände ist leer. Über Internet, Post und Telefon versucht man trotzdem, den Kontakt zwischen Erziehern und Kindern aufrecht zu erhalten. Foto: jodo

Viele Eltern der Kita Krone machen am Freitag Fotos von Kinderkleidung. Nicht etwa, weil sie die via Internet verkaufen möchten, sondern weil Einrichtungsleiterin Kristina Bentz sie darum gebeten hat. Die Erzieherinnen sollen dann erraten, welche Kleider zu welchem Kind gehören.

Jeden Tag meldet sich Bentz per E-Mail – mit Basteltipps, Rezepten oder kleinen Spielideen. Es geht darum, den Kontakt zu den jungen Schützlingen aufrecht zu erhalten. Dabei entwickeln viele Einrichtungen verschiedener Träger derzeit ganz individuelle Strategien.

Vom Bastel-Newsletter bis zum Videochat

„Man findet Wege, über die man normal nie nachgedacht hätte“, erzählt Melanie Quernhorst, die Pressesprecherin des freien Trägers Pro-Liberis. So tauschen Eltern und Erzieher einer Kita mittlerweile über einen Online-Dienst täglich Fotos und Videos aus dem Alltag aus. Andere telefonieren viel, manche schicken Briefe.

Eine Einrichtung hat Erzieher und Kinder zu einem virtuellen Morgenkreis zusammengebracht, mit gemeinsamen Liedern, Fingerspielen und Bastelangeboten. „Das Interesse war so groß, dass das bestimmt wiederholt wird“, sagt Quernhorst.

Erzieher beteiligen sich mit vielen eigenen Ideen

„Wir wollen die Eltern in dieser für viele sehr schwierigen Situation unterstützen“, erläutert Erzieherin Kristina Bentz die Motivation. Schon am zweiten Tag der Zwangsschließung hatte sie das Gefühl, etwas tun zu müssen. Es sei komisch gewesen, in die leere Kita zu kommen. Schnell war daher die Idee eines täglichen Newsletters geboren. Den Mail-Verteiler gab es schon vor der Corona-Krise.

Der Antrieb für Aktionen wie diese sei aus dem Kreis der Erzieher gekommen, das betonen alle Träger, mit denen die BNN gesprochen haben. „Vorgaben gibt es keine“, sagt etwa Kirsten Golz, die bei der evangelischen Kirchenverwaltung für die Kitas zuständig ist. Hilfe bei der Umsetzung dafür schon.

Katholische Gesamtkirchengemeinde sammelt Ideen auf ihrer Website

So sammelt die katholische Gesamtkirchengemeinde auf ihrer Website Beschäftigungsideen für Eltern und Familien – die Liste wird jeden Tag länger. „Es gibt aber auch tolle Einzelaktionen“, berichtet Ulrike Tiedtke aus der Kindergartengeschäftsführung. Viele Erzieher schreiben derzeit persönliche Osterbriefe an die Kinder. In Durlach-Aue werden Ostereier für die Kinder versteckt, die sie in festgelegten Zeitfenstern mit ihren Familien suchen dürfen.

„All das ist aber keine Einbahnstraße“, erzählt Kirsten Golz. Viele Eltern melden sich per Mail oder Telefon in den Einrichtungen, um den Kontakt aufrecht zu erhalten. In der AWO-Kita Krone hat am Mittwoch eine Familie sogar ein Paket mit Süßigkeiten und Briefen der Kinder vor der Tür abgestellt, berichtet Kristina Bentz. „Der Kontakt funktioniert hervorragend, die Dankbarkeit vieler Eltern ist zu spüren“, sagt auch Melanie Quernhorst.

Erzieher arbeiten wo möglich im Homeoffice

Ganz verwaist sind die meisten Einrichtungen derzeit allerdings nicht. Viele haben zwischen einem und fünf Kindern in der Notfallbetreuung für Eltern in systemrelevanten Berufen . Manche Erzieher bauen Überstunden und Urlaubstage ab, betreuen ihre eigenen Kinder oder bleiben zuhause, da sie zu den Risikogruppen gehören.

Die übrigen arbeiten so gut es geht im Homeoffice. „Sie erarbeiten Dinge, die im Alltag oft schwer zu erledigen sind“, sagt Tiedtke. Einerseits würden Portfolios und Bildungsdokumentationen auf den aktuellen Stand gebracht. Andererseits erweiterte Konzepte entwickelt, die in der Zeit nach den Schließungen auszahlen sollen.

Träger werfen den Blick in die Zukunft

In den Verwaltungen geht der Blick trotz vieler Fragezeichen konkreter in die Zukunft. So hat die katholische Gesamtkirchengemeinde bereits eine Arbeitsgruppe gebildet, die über die Herausforderungen rund um den Neustart nachdenken soll. In den nächsten zwei Wochen will man die Leitungskräfte einbinden.

Was-wäre-wenn-Szenarien spielt man auch bei den evangelischen Kollegen durch. „Aus unserer Sicht kann es dann dennoch nicht so weitergehen wie vor der Schließung“, sagt Golz. Es gehe zum Beispiel darum, wie Mitarbeiter, Kinder und Eltern künftig geschützt werden können.

Bleiben die Kitas über den 20. April hinaus zu, kämen Fragen zu geplanten Schließtagen an Pfingsten und im Sommer hinzu. „Wie gehen wir Träger damit um, wenn viele Familien oder Alleinerziehende ihren Jahresurlaub jetzt schon eingesetzt haben“, fragt Golz. Für vieles gelte es, einheitliche Lösungen aller Karlsruher Träger zu finden.

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