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Bildung in der Krise

Karlsruher Kitas und Grundschulen öffnen für alle: Wie soll das funktionieren?

Laut einer Entscheidung des Kultusministeriums dürfen ab dem 29. Juni wieder alle Kita-Kinder und Grundschüler zurück in ihre Bildungseinrichtungen. Für Eltern und Kinder bedeutet das eine Entlastung, für Schulleitungen und Kita-Träger viel Organisation und Unsicherheit.

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Ab dem 29. Juni dürfen wieder alle Grundschüler in ihre KLassen. Foto: jodo

Laut einer Entscheidung des Kultusministeriums dürfen ab dem 29. Juni wieder alle Kinder in die Kitas und Grundschulen zurück. Für Eltern und Kinder bedeutet das eine Entlastung, für Schulleitungen und Kita-Träger viel Organisation und Unsicherheit.

Wenn am Montagmorgen wieder fast alle Grundschüler an die Gutenbergschule kommen, begrüßt Schuleiter Gunter Vogel seine Schützlinge mit gemischten Gefühlen. „Natürlich ist es schön, wenn wieder etwas mehr Normalität zurückkehrt. Aber aus pädagogischer Sicht hätte man vor den Sommerferien eigentlich keine Umstellung mehr gebraucht“, sagt der geschäftsführende Schulleiter der Karlsruher Grundschulen.

Der derzeit praktizierte wöchentliche Wechsel zwischen Präsenz- und Heimunterricht habe schließlich gut funktioniert. Außerdem kann die Neuregelung bei Eltern, Lehrern und Kindern seiner Einschätzung nach auch Verunsicherung erzeugen.

Noch längst kein normaler Schulalltag

Von einem Schulalltag wie vor dem Beginn der Corona-Krise sind die Grundschüler nach der vom baden-württembergischen Kultusministerium verordneten Öffnung ohnehin noch weit entfernt.

In den Klassenräumen gelten zwar keine Abstandsregeln mehr, aber vor und nach dem Unterricht müssen noch zahlreiche Hygiene-Vorgaben umgesetzt werden. Wildes Herumtoben mit anderen Schulkindern auf dem Pausenhof bleibt ebenso untersagt wie ein Schnack mit den Mitschülern aus der Parallelklasse.

Um die Schülerströme zu entzerren, gibt es für Kinder aus den verschiedenen Klassenstufen gestaffelte Unterrichtszeiten. Jeden Tag gibt es nur maximal vier Unterrichtsstunden in den Kernfächern. Musik und Sport bleiben wegen des höheren Infektionsrisikos tabu.

Und die sonst üblichen Abschiedsfeste für scheidende Viertklässler wird es an den meisten Schulen vor den Sommerferien ebenfalls nicht geben. „Unsere bisherigen Hygiene-Konzepte mussten wir glücklicherweise nicht groß ändern“, sagt Vogel. Außerdem hätten sich die Grundschulkinder bislang fast ausnahmslos an die Vorgaben gehalten. Probleme gab es nur bei älteren Schülern. So bekamen zwei Werkrealschüler der Gutenbergschule wegen mehrfacher Verstöße gegen die Hygiene-Vorgaben Unterrichtsverbot.

„Zumindest für die Kinder eine tolle Sache”

Auch Schulleiter Klaus Kühn von der Pestalozzischule kann dem Beschluss des Kultusministeriums nicht nur Positives abgewinnen. „Sagen wir mal so: Zumindest für die Kinder ist das eine tolle Sache“, so Kühn. Für Schulleitungen und Lehrkräfte sei die Komplett-Öffnung dagegen mit einigen Unsicherheiten verbunden.

Besonders knifflig sei dabei die Organisation des Ganztagsbetriebs. „Morgens bleiben die Klassen unter sich. Diese strikte Trennung ist beim Mittagessen und in der Nachmittagsbetreuung kaum umsetzbar“, so Kühn. Um die Situation zu entspannen, ist die sonst verpflichtende Teilnahme am Ganztag bis zu den Sommerferien freiwillig.

Personalsituation ist angespannt

Problematisch gestaltet sich in der Pestalozzischule auch die Personalsituation. Weil mehrere Lehrkräfte zu der Risikogruppe gehören, werden Pädagogen von anderen Schulen nach Durlach abgeordnet.

Andere Schulen wie die Gutenbergschule, die Schillerschule oder die Grundschule Wolfartsweier müssen dafür Lehrer abstellen. „Es wird rochiert. Aber noch haben wir genügend Lehrer für den Präsenzunterricht“, sagt Schulrätin Elke Rosenberg vom Staatlichen Schulamt Karlsruhe. Das „noch“ bezieht sich in diesem Fall darauf, dass derzeit noch nicht alle Fächer unterrichtet werden und es im Stadt- und Landkreis Karlsruhe lediglich eine überschaubare Zahl an bekannten Corona-Infektionen gibt. Deshalb würden viele Lehrer trotz einer möglichen Befreiung durch ein Attest weiter unterrichten.

Auch in den Karlsruher Kitas gibt es vorerst keine personellen Engpässe

In den städtischen Kindertageseinrichtungen wird es vorerst auch keine personellen Engpässe geben. „Etwa zehn bis 15 Prozent der Erzieherinnen gehören zur Risikogruppe und fallen aus. Trotzdem können wir den Betrieb aufrecht erhalten“, sagt die städtische Kita-Planerin Elke König. Von den anderen Trägern habe sie bislang ebenfalls keine Hilferufe vernommen. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass es bei weiteren Ausfällen dann doch noch zu einer Einschränkung bei den Öffnungszeiten kommt.

„Das wird dann aber wohl nur einzelne Einrichtungen treffen“, so König. Bei den Kitas gilt in etwa dasselbe Prinzip wie bei den Schulen: Während der Betreuung ist das Abstandsgebot bei den Kindern zwar außer Kraft gesetzt. Trotzdem müssen Hygienevorgaben umgesetzt und die einzelnen Gruppen nach Möglichkeit räumlich getrennt werden.

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