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Kommunale Gesundheitsförderung

KIT-Student entwickelt Bewegungs-App für Sportmuffel

Tim Geißler geht nicht gerne joggen. Doch er liebt es, sich zu bewegen, war jahrelang als Geräteturner auf Wettkämpfen, gibt Skikurse für Schulklassen und rollt, wenn er nicht zu Fuß unterwegs ist, auf Inline-Skates durch Karlsruhe. Um auch Sportmuffel zu einer bewegteren Lebensweise zu motivieren, entwickelt der 23-Jährige jetzt eine App.

Bewegende Technik: Tim Geißler programmiert die App selbst, mit der körperliche Aktivität gefördert werden soll.
Bewegende Technik: Tim Geißler programmiert die App selbst, mit der körperliche Aktivität gefördert werden soll. Foto: Peter Sandbiller

„Bewegte Gemeinde“ heißt sein Projekt, das der KIT-Student im Rahmen seiner Masterarbeit umsetzt.

Kommunale Gesundheitsförderung per App

Die Idee dazu kam ihm in einem Seminar zum Thema „Kommunale Gesundheitsförderung“, erzählt Geißler. Die Kommune, in der seine Idee für mehr Bewegung im Alltag als erstes verankert werden soll, ist sein Heimatort Weingarten. Und eine App sei da ein praktisches Hilfsmittel. „So ist der Aufwand für beide Seiten gering“, erklärt Geißler. Denn übers Smartphone könnten Anbieter viele Menschen erreichen, und die Nutzer können sich Apps unkompliziert installieren.

„Ich dachte, man könnte ja die Gesundheit der Bürger zu fördern versuchen, indem man ihnen Anreize gibt“, sagt Geißler. Die App soll zunächst die Bewegung im Alltag tracken, mithilfe von GPS und Schrittzählerfunktion. Eine Methode allein sei zu ungenau. „Es soll ja nicht geschummelt werden, vor allem wenn es geldwerte Prämien zu gewinnen gibt.“

Für jeden gelaufenen Kilometer erhält der App-Nutzer einen Punkt. Die Punkte können dann in der Gemeinde eingelöst werden, etwa für eine Kugel Eis oder einen Schwimmbad-Eintritt. Soweit das Prinzip, das es noch zu implementieren gilt. Geißler hat dem Weingartener Bürgermeister Eric Bänziger seine Idee bereits vorgestellt. Zunächst soll es ein Pilotprojekt für die Mitarbeiter des Rathauses geben. In seiner Masterarbeit wird Geißler analysieren, wie sich die Teilnehmer motivieren lassen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.

Es muss nicht gleich der Marathon sein

„Es soll erstmal nur ums Laufen gehen“, sagt Geißler, und meint: Gehen oder Joggen. Später soll auch das Fahrrad mit aufgenommen werden. „Zu Fuß oder mit dem Fahrrad – das sind die zwei hauptsächlichen Fortbewegungsmittel, die Menschen nutzen.“ Wenn sie nicht das Auto oder die Bahn nehmen.

Dabei solle sich aber niemand aufgefordert fühlen, gleich für den Marathon zu trainieren. „Es geht darum, sich überhaupt zu bewegen“, sagt er. Es gelte das Motto: „Selbst derjenige, der langsam läuft, ist schneller als der, der zu Hause bleibt.“

Denn nach neueren Studien gilt das viele Sitzen im Büro, im Auto oder auf dem Sofa als schädlicher für die Gesundheit als Rauchen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO verursacht Bewegungsarmut bis zu zehn Prozent aller Fälle von koronarer Herzkrankheit, Diabetes, Brust- und Darmkrebs und neun Prozent der vorzeitigen Sterblichkeit. „Das viele Sitzen kann sogar Demenz fördern“, weiß Geißler.

Hauptsache, man bewegt sich

Andererseits könne diesen Dingen, ebenso wie Burnout und anderen psychischen Erkrankungen, durch körperliche Aktivität vorgebeugt werden. „Hauptsache, man bewegt sich. Und wenn es nur die fünf Minuten bis zum Bäcker sind.“

Die Programmierarbeit für die App übernimmt der Sportstudent übrigens komplett selbst. „Ich habe anfangs zwei Semester Informatik studiert“, erzählt er, „dann aber gemerkt: Programmieren ist als Hobby gut, aber in einer 40-Stunden-Arbeitswoche ist das nichts für mich. Ich muss mich bewegen, denn ich mache für mein Leben gerne Sport.“

Unterstützung bekomme er aber durch Tipps seines besten Freunds, der Wirtschaftsinformatik studiert. „Die App alleine zu entwickeln, ist schon eine Herausforderung“, sagt Geißler. „Aber man kann sich an vielen guten Beispielen orientieren.“ Dabei gehe er Schritt für Schritt vor. „Ich habe mich ganz am Anfang gefragt: Was muss passieren, wenn ich die App öffne? Wie soll der Startbildschirm aussehen, wie die Login-Funktion?“

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Pilotprojekt soll 2020 in Weingarten starten

In einem weiteren Entwicklungsschritt soll es in der App die Möglichkeit für Community-Events geben, mit denen vorher bestimmte Ziele in der Gruppe erlaufen werden können – als Preis für die erreichte Punktezahl könnte man etwa eine neue Schaukel auf dem Spielplatz der Gemeinde finanzieren.

Später will Geißler dann der App so genannte Challenges hinzufügen: Dann sollen die Nutzer ihre Freunde zum Wettkampf auffordern, es soll monatliche Ranglisten geben und die Möglichkeit, dass verschiedene Kommunen in Wettbewerb miteinander antreten.

Doch Geißler weiß auch, dass man Menschen vor allem durch kleine Teilziele motiviert, deshalb geht er auch selbst in kleinen Schritten voran. Im Frühjahr 2020 will er die App soweit haben, dass das Pilotprojekt starten kann.

Crowdfunding

Für die Realisierung seines Projekts „Bewegte Gemeinde – Weingarten“ sucht Tim Geißler Partner und Sponsoren, etwa für die Kilometerprämien. Spenden sind im Internet unter www.gofundme.com/f/bewegt-euch möglich.

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