Vier Jahre wurde daran gemalt – mal Karlsruhes Zukunft rosarot gezeichnet, mal mit kräftigen Kontrasten die Widersprüche am Fächerhorizont herausgearbeitet. Da pinselten besonders kreative Stadtplaner gleichzeitig, dann wurden zu dick aufgetragene Schichten wieder abgekratzt. Und fertig ist das Räumliche Leitbild, die unverbindliche Richtschnur für die Politiker, die nach Plan an Karlsruhes Zukunft basteln wollen.
Ist die Entwicklung steuerbar?
Das Stadtplanungsamt hat nun Kontraste gemildert und Konturen geschärft, hat die Visionen gerahmt und daraus eine Richtschnur für die Stadtpolitik geformt. Wird das Zukunftsgemälde vom Wachstum auf vielen Gebieten mit dem beschlossenem Verzicht auf weiteren Flächenfraß am letzten grünen Rand von Badisch Boomtown Wunschbild bleiben? Oder kann das Leitbild, wenn auch sehr verwischt vom schnellen Lauf der Zeit, in einer beschleunigten Welt die Wirklichkeit erreichen? Vielleicht gar doch zum Vorbild für manche steuerbare Entwicklung werden?
Wir arbeiten weiter an der Verfeinerung
Nach der„Finalisierung“ zu Weihnachten im Jahr nach dem 300. Stadtgeburtstag werde man in fünf Jahren die Wirkung des Räumlichen Leitbilds überprüfen, versichert Stadtplanungschefin Anke Karmann-Woessner. Bis dahin aber „arbeiten wir an der Verfeinerung“, verspricht sie. „Der Plan verschwindet nicht in der Schublade“, das Leitbild diene nun bei allen Großprojekten und Strukturveränderungen als Orientierungsrahmen.
Das Leitbild geht ins Finale
Beim „Finale“ am 15. Dezember ab 19 Uhr im Neuen Ständehaus können die Bürger das Werk bestaunen. Vor der Finissage mit Präsentation und Diskussion will der Gemeinderat bei seiner Sitzung am 13. Dezember ab 15.30 Uhr im Rathaus dem Leitbild noch seinen Legitimationsstempel aufdrücken.
Leitbild mit sieben Stoßrichtungen
Die Leiterin des Stadtplanungsamts und ihr Team sind stolz auf das während der Olympiade von Wettbewerben und Werkstätten unter Beteiligung der Bürger Geleistete. Hat man doch sieben Stoßrichtungen in Karlsruhes Zukunft und 24 Vorhaben von gesamtstädtischer Bedeutung formuliert. Auf der Zeitschiene reicht die Palette der Leitbildfarben vom grellen „sofort“ bis zu dem im Ungefähren verblassenden „langfristig“.

Stadtplanerin Heike Dederer weiß, dass plötzlicher Druck durch einen Großinvestor die im Leitbild verewigten Wunschszenarien wegschieben kann. Wie verändern doch beispielsweise dm und Ikea mit ihren Großprojekten das Bild, das sich die Städteplaner zuvor für die Durlacher Allee als Entwicklungsachse der „Grünen Stadt“ vorgestellt hatten. Für Karmann-Woessner ist das Räumliche Leitbild deshalb auch kein ewig gültiges Stadtgemälde, sondern ein Rahmenpapier, an dem später mit neuen Erkenntnissen und anderen Erfordernissen weitergemalt werden kann.
Schon konkrete Wirkung
„Und das Leitbild wirkt bereits konkret, zum Beispiel bei der Suche nach Wohnraumflächen“, unterstreicht Stadtplanerin Sigrun Hüger. Dabei nennt sie die „Dichte-Untersuchung“ der Nordwest- und der Waldstadt. Zudem ist längst die politische Diskussion eröffnet, wann, wie und vielleicht doch nicht die freie Zone zwischen dem Alten Flugplatz, der Nordweststadt und Neureut durch Wohnungsbau um einen Landschaftspark städtebaulich „geordnet“ wird. Auch die Untersuchung der Gewerbegebiete neben der Südtangente zwecks Verdichtung und Qualitätssteigerung sei angelaufen, erklären die drei Stadtplanerinnen.