Die Sanierung der Rheinbrücke bei Maxau macht vor allem den Knielingern schwer zu schaffen. Denn wegen täglicher Staus auf der Südtangente in Richtung Pfalz wälzt sich nun Auto um Auto durch den Karlsruher Stadtteil.
Knielingen an einem ganz normalen Nachmittag gegen 16.30 Uhr: In der Rheinbrückenstraße wird gehupt, rangiert und geflucht. Leidtragende sind nicht nur die Anwohner in der Hauptstraße, auch in den Seitenstraßen ist dichtes Gedränge.
Die Wut der Bürger ist groß - wie sich im folgenden Video zeigt:
„Es ist die Hölle“, erzählt ein Mann aus der Heckerstraße, „alle wollen abkürzen.“ Täglich ab 16.30 Uhr sei Knielingen zu. „Alle Anwohner haben einen dicken Hals deswegen“, meint er.
Es ist die Hölle.Ein Anwohner in der sonst ruhigen Heckerstraße mit Tempolimit 30 beklagt die vielen Autofahrer, die abkürzen.
Manche Knielinger sind sogar so wütend über die Situation, dass sie eine Bürgerinitiative namens „Free Knielingen“ gegründet haben. Zu ihnen gehört auch Thomas Schwall aus der Östlichen Rheinbrückenstraße. Die ist eigentlich seit dieser Woche eine Einbahnstraße, um das Chaos zu minimieren. Doch die Autofahrer würden das einfach ignorieren, sagen Schwall und die anderen Anwohner: „Teilweise kommen wir nicht mehr aus unseren eigenen Hofeinfahrten heraus."
Wenn die Lkw die Rheinbrückenstraße entlang bretterten, würden die Gläser im Wohnzimmerschrank klirren, erzählt Schwalls Nachbarin. Ihr Schwiegersohn musste sein Auto am Mittwochabend einige Straßen weiter parken, ein Durchkommen zur eigenen Garage war nicht möglich. „Die Polizei muss etwas machen“, sind sich die Anwohner einig.
Teilweise kommen wir nicht mehr aus unseren eigenen Hofeinfahrten heraus.Anwohner der parallel zur Rheinbrückenstraße verlaufenden Östlichen Rheinbrückenstraße sind genervt vom Verkehr.
An diesem Nachmittag verfolgt und erwischt eine - vermutlich zufällig - vorbeigekommene Polizeistreife einen Falschfahrer. Doch während die zwei Beamten die Personalien der Person im Auto mit Karlsruher Kennzeichen aufnehmen, passieren bereits weitere Fahrzeuge die Östliche Rheinbrückenstraße in verkehrte Richtung. Schließlich stellen die Polizisten Ihren Dienstwagen quer in die Straße - und können alle Falschfahrer belangen.
Ab Samstag könnte sich das Chaos verschärfen
Eigentlich müsste eine Polizeistreife dauerhaft an den neuralgischen Stellen präsent sein - doch das sei derzeit einfach nicht zu leisten, so der Polizist. Thomas Schwall macht viele der Falschfahrer auf ihr Fehlverhalten aufmerksam - Verständnis erntet er selten. Der Mitbegründer von "Free Knielingen" befürchtet ein noch größeres Ausmaß des Chaos', sobald eine Seite der Rheinbrücke ab diesem Samstag gesperrt und der Verkehr komplett auf die andere Spur verlegt wird: "Dann staut es sich bis zur Autobahn", glaubt Schwall, denn Unfälle seien bei den derart engen Spuren dann kaum mehr zu vermeiden.
Verstärkte Kontrollen
Nach den ersten Kontrollmaßnahmen in dieser Woche kündigt Fritz Rüffel, Leiter des zuständigen Polizeireviers West, für kommende Woche verstärkte Aktionen an. Ab kommendem Montag hat der Revierleiter dafür zusätzliche Polizisten eingeteilt. Schwerpunkt der Kontrollaktionen werden zunächst die neuen Einbahnstraßenregelungen etwa in der Saarland- oder Eggensteiner Straße sein. „Wir kontrollieren, schicken die Autofahrer zurück und verwarnen. In der darauffolgenden Woche wird es dann gebührenpflichtig“, so Rüffel.
Die 1966 erbaute Rheinbrücke zwischen Karlsruhe und Wörth wird seit November des vergangenen Jahres saniert. Ursprünglich fuhren über Verbindung zwischen Baden und der Pfalz täglich 18.000 Fahrzeuge - heute sind es rund 80.000. Seit November sind beide Seiten von jeweils drei auf zwei Spuren verengt, voraussichtlich am Samstag, 2. Februar , sollen die nördliche Brückenhälfte gesperrt und die insgesamt vier verengten Spuren auf die Seite in Richtung Karlsruhe, Anfang Juli in Richtung Pfalz verlegt werden. An zwei Wochenenden im April stehen zudem Vollsperrungen an. Ende 2019 soll die Sanierung der Rheinbrücke abgeschlossen sein. Ursprünglich hätte bereits im Juli 2018 mit den Arbeiten begonnen werden sollen, wegen Problemen mit dem Spezialbeton der Probeplatte verzögerte sich der Start um drei Monate.