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Kriminelle nutzen Corona-Regel

Kriminelle in Karlsruhe tarnen sich bei Überfällen bisweilen mit Corona-Schutzmasken

Auch lichtscheue Gestalten greifen im Zweifel auf Corona-Masken zurück. So fallen sie in der Öffentlichkeit nicht auf und können zugleich ihren kriminellen Geschäften nachgehen. Die Karlsruher Polizei berichtet von Kriminalfällen, in denen die Täter auf Corona-Masken zurückgegriffen haben.

Sicherheit hat Vorfahrt: Auch die Polizei trägt Maske. Wenn die Beamten regelmäßig gemeinsam auf Streife sind, dürfen sie im Wagen auf den Gesichtsschutz verzichten.
Gefahr in der Luft: Polizisten der Neuenbürger Wache wären um ein Haar Opfer einer Corona-Spuckattacke geworden. Nun wird dem mutmaßlichen Täter der Prozess gemacht. Foto: Jörg Donecker (Symbolfoto)

Corona-Masken dienen dem Schutz vor einer Infektion. Doch sie können auch anderweitig eingesetzt werden: Kriminelle sind mit Maske schlechter zu beschreiben und zu identifizieren. Gleichzeitig fallen sie angesichts der weiten Verbreitung des Mund- und Nasenschutzes in der Öffentlichkeit nicht auf.

Der Täter kam am helllichten Tag und trug Mund-Nasen-Maske nebst Mütze. Der Mann bedrohte das ältere Ehepaar mit einer Pistole in dessen Haus am Turmberg, fesselte die Senioren und durchsuchte rund eine Stunde lang die Räumlichkeiten.

Maskenträger gelingt trotz Hubschrauber-Fahndung in Karlsruhe die Flucht

Als er mit mehreren hundert Euro Beute flüchtete, fiel er nicht weiter auf: Zu Corona-Zeiten sind Menschen mit Gesichtsschutz eher die Regel als die Ausnahme. Trotz Fahndung per Hubschrauber gelang es dem Maskenmann, zu verschwinden.

Ein paar Tage später versuchte sich ein anderer Unbekannter an einem Supermarkt-Überfall in der Scheffelstraße. Auch er tarnte sich mit einer Corona-Maske. Der Überfall misslang. Doch die Tarnung per Gesichtsmaske erfüllte auch hier ihren perfiden Zweck: Zeugen taten sich schwer, den Mann zu beschreiben. Zugleich dachte sich anschließend auf der Straße wohl niemand etwas Böses angesichts eines weiteren Passanten mit Gesichtsschutz.

Polizei sieht auch Nachteile an Maskierung in Öffentlichkeit

„An das Bild von Menschen mit Masken hat man sich in der Tat gewöhnt“, bestätigt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Ralf Minet. Dass dem Schutz, den Masken für die Übertragbarkeit des Corona-Virus in Maßen bieten, auch potenzielle Nachteile an anderer Stelle gegenüberstehen, liegt in der Natur der Sache.

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Dass sich dies Kriminelle zunutze machen können, ebenso. Nach Auskunft der Polizei halten sich solche negativen Effekte bislang aber in Grenzen.

Keine Maskenpflicht für Kunden der Sparkassen

Denn trotz der Mund- und Nasen-Verkleidung sind Straftaten zu Corona-Zeiten nicht plötzlich leichter geworden. In den Sparkassen-Filialen beispielsweise erfolgen Beratungen grundsätzlich nur nach zuvor vereinbarten Terminen, berichtet die Sprecherin des Hauses, Peggy Fiess.

Für die Kunden besteht bei den Sparkassen im Übrigen keine Masken-Pflicht – diese Entscheidung stehe jedem Einzelnen frei, sagt sie. Wer jedoch Maske trägt, muss sie nötigenfalls kurz ablegen. Dann etwa, wenn eine Legitimation erforderlich wird – zum Beispiel an der Kasse zum Abgleich von Personalausweis und dem tatsächlichen Gesicht.

Tragen auch Karlsruher Polizisten Maske?

Nicht nur Funktionsträger wie Bankpersonal oder Polizeibeamte haben im Zweifel ein Interesse daran, dass die jeweilige Kundschaft mindestens kurz ohne tarnendes Textil erkennbar ist. Auch umgekehrt kann eine Maske hinderlich sein. Hat der Bürger ein Anrecht darauf, den Polizisten ohne Gesichtsschutz zu sehen, der ihm als Vertreter des staatlichen Gewaltmonopols gegenüber tritt? „Da ist sicherlich Sensibilität gefragt“, meint Polizeisprecher Ralf Minet.

Im Einzelfall könne man sich in vielen Fällen bei Bedarf wohl darauf verständigen, vorübergehend den Abstand zu vergrößern und kurz die Maske abzustreifen.

Im Übrigen: Polizeibeamtinnen und -beamte dürfen nur auf dienstlich genehmigte und entsprechend zertifizierte Masken zurückgreifen; Eigenkreationen in Pop-Farben oder individueller Grafik scheiden aus. Neben den Wegwerf-Produkten gibt es mittlerweile auch Textilmasken für die Polizei – mit und ohne das baden-württembergische Polizei-Logo, berichtet Ralf Minet.

Raser werden mit oder ohne Maske sofort gestoppt

Masken braucht die Polizei unter anderem bei der Aufnahme von Unfällen – beispielsweise, wenn Unfallbeteiligte und Beamte zur Anfertigung von Protokollen im Streifenwagen Platz nehmen. Anders als Fahrlehrer und Fahrschüler, die im Auto Mund- und Nasenschutz tragen müssen, sind viele Streifenwagen-Besatzungen ansonsten ohne Maske unterwegs. Es handle sich in der Regel um feste Teams, begründet das der Polizeisprecher.

Noch keine großen Masken-Probleme hat es bei der Identifizierung von Rasern gegeben. Die meist für den fließenden Verkehr zuständige Polizei stoppt wenn möglich Verkehrssünder sofort. Dann sei die Ermittlung des Fahrers kein Problem. Und eine unmittelbare Konfrontierung mit dem Verstoß sei auch pädagogisch sinnvoll.

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